1 Demografische Daten

Zunächst ist es interessant, genauere Daten über die Teilnehmenden des Fragebogens zu erfahren. Insgesamt haben 113 Mütter, Stiefmütter oder PartnerInnen des Vaters eines gemobbten Kindes den Fragebogen ausgefüllt. Nur sechs Väter, Stiefväter oder Partner der Mutter eines gemobbten Kindes haben an der Umfrage teilgenommen; der weibliche Teil überwiegt deutlich. Neun Elternpaare haben den Fragebogen gemeinsam ausgefüllt. Die Alterspanne der TeilnehmerInnen reicht von 21–64 Jahren, wobei das durchschnittliche Alter bei 37–40 Jahren liegt. Betrachtet man den derzeit ausgeübten Beruf näher, sind 9 % zurzeit freiwillig nicht berufstätig, u. a. Hausfrauen/Hausmänner, RenterInnen oder StudentInnen. Größtenteils sind die Teilnehmenden teilzeit oder stundenweise berufstätig (40,3 %) oder voll berufstätig (34,7 %). Eine Person befindet sich derzeit in einer Ausbildung und sechs Personen sind arbeitssuchend (4,8 %). 3,1 % sind vorübergehend freigestellt. Interessant sind zudem die Unterschiede im höchsten Bildungsabschluss. Während bei Umfragen meist der akademische Bevölkerungsanteil überwiegt, ist bei dieser Stichprobe der akademische Anteil zwar am höchsten (34,1 %), aber auch der Anteil der Bevölkerung, der eine Lehre abgeschlossen hat, ist sehr hoch (18,7 %). Abb. 9.1 zeigt diese Ergebnisse deutlich.

Abb. 9.1
figure 1

Höchster Bidlungsabschluss der TeilnehmerInnen (in Prozent)

5,7 % gaben an, ihr höchster Bildungsabschluss sei die Pflichtschule, 13 % besuchten eine berufsbildende mittlere Schule (BMS), 9,8 % eine berufsbildende Höhere Schule (BHS) und 14,6 % eine allgemeine höhere Schule (AHS).

Weiters wurde abgefragt, wie groß die Stadt ist, in denen die Befragten leben. Hier zeigt sich, dass die Befragten sowohl in Großstädten (15,08 %) als auch aus Dörfern (32,54 %) leben. Andere TeilnehmerInnen stammen aus Städten mit einer Einwohnerzahl von 150.000–500.000 (8,73) oder 10.000–50.000 (15,87 %). Abb. 9.2 verdeutlicht die Verteilung der TeilnehmerInnen, abhängig von der Einwohnerzahl der Stadt, in der sie derzeit leben. Demnach kann Mobbing nicht an der Bewohneranzahl einer Stadt festgemacht werden.

Abb. 9.2
figure 2

Einwohneranzahl der Städte, aus denen die betroffenen TeilnehmerInnen kommen

2 Kommunikation über das Mobbing

Beim zweiten Teil des Fragebogens wurden die TeilnehmerInnen befragt, wie sie über das Mobbing ihres Kindes erfahren haben. Fast 80 % der Befragten gaben an, dass ihr Kind ihnen über das Mobbing erzählt hat. 12 % haben den Antworten zufolge es selbst herausgefunden. Aber auch andere Eltern haben die Teilnehmenden auf die Mobbingerfahrungen hingewiesen (4,6 %). Zwei TeilnehmerInnen (1,1 %) erfuhren von den Lehrenden des Kindes über das Mobbing, da sie es beobachtet hatten. Zwei andere TeilnehmerInnen erfuhren von Verwandten und Geschwistern über die belastende Situation ihres Kindes in der Schule. Wiederum zwei Teilnehmende (1,1 %) gaben an, dass ihr Kind es der Klassenleitung erzählt hat. Eine weitere Möglichkeit das Mobbing in Erfahrung zu bringen ist durch ÄrztInnen oder PsychologInnen, wie es zwei weitere TeilnehmerInnen angaben. Nur eine Person gab an, dass eine KlassenkameradIn es ihm/ihr erzählt hat. Und lediglich eine Person erfuhr über das Mobbing, nachdem es vorüber war. Teilweise gaben die Befragten genauere Details zu der Situation an, in dem die Thematik ans Tageslicht kam. So gab eine Person an, dass sie nach einem Suizidversuch ihres Kindes darüber erfuhr.

Wesentlich für die Befragung war zudem, welche die erste Reaktion der teilnehmenden Erziehungsberechtigten war, als sie erfuhren, dass ihr Kind in der Schule gemobbt wird. Hier waren die Antworten der Eltern Großteils sehr ähnlich. 69 % der Eltern reagierten unmittelbar und kontaktierten direkt die Schule, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Hingegen wussten 19 % im ersten Moment nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. 10,3 % handelten sofort und wollten den/die TäterIn sofort zur Rede stellen. Nur 1,1 % nahmen ihr Kind gleich von der Schule. Eine Person zeigte eine ganz andere Reaktion und wollte sich in die Angelegenheiten ihres Kindes nicht einmischen. Hinter den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten verbergen sich die Elterntypen von Teuschel (siehe Abschn. 5.2). Der somit am häufigste vorkommende Typen ist der rational-kommunikative Typ. Dieser Typ besticht durch seine Kommunikation sowohl mit dem eigenen Kind als auch mit der Schule. Das weitere Vorgehen wird genau besprochen und versucht gemeinsam mit den Lehrkräften an einer Lösung zu arbeiten. Der zweithäufigste Elterntypus, der bei diesem Ergebnis auftritt, ist der ängstlich-vermeidende Elterntypus. Eltern dieses Typs fällt es schwer mit der Situation umzugehen und neigen dazu sehr zurückhaltend zu agieren. Sie raten ihrem Kind sich ruhig zu verhalten und bieten wenig Hilfestellungen oder Unterstützung, um seine Lage zu verbessern. Jeder zehnte befragte Elternteil handelt nach dem emotional-aktionistischen Elterntyp (Typ 1). Im Vergleich zum emotional-aktionistischen Elterntyp (Typ 2) wollen diese zwar auch sofort handeln, richten ihre Aufmerksamkeit aber weniger auf ihr Kind, z. B. durch unmittelbares Wechseln der Schule, sondern auf den/die TäterIn. Zu den typischen Reaktionen auf Mobbing ihres Kindes zählen das unstrukturierte und aus der Emotion heraus durchgeführte Handeln und dem Versuch, das Problem allein zu lösen. Sie verlassen sich sehr selten auf die Unterstützung der Schule und agieren als EinzelkämpferIn. Problematisch ist die Reaktion des Elternteils, der in die Kategorie des distanziert-gleichgültigen Elterntypus fällt. Hierbei bleibt das Kind in seiner Situation ganz ohne Unterstützung. Die Eltern entziehen sich der Problematik und lassen ihr Kind auf sich alleingestellt. Der Umfrage zufolge handelt jedoch nur eine Person so.

Diese Grafik (Abb. 9.3) verdeutlicht die Verteilung der Elterntypen (in Prozent) festgestellt an der Reaktion der Eltern. Unter den Elterntypen sind nochmals die Reaktionen zur Verdeutlichung mit den absoluten Zahlen abgebildet.

Abb. 9.3
figure 3

Darstellung der Verteilung der Elterntypen abhängig von ihrer ersten Reaktion

Genauere Daten zum Mobbingopfer

Im Fragebogen wurden des Weiteren genauere Daten zum Geschlecht des Opfers, der Schulform und den Schulklassen, in dem das Mobbing vorkam, abgefragt. Unterschiede im Geschlecht der Kinder, die Opfer von Mobbing wurden, lassen sich kaum feststellen. 45,4 % der Opfer waren nach Angaben der Eltern männlich, 54,6 % der Opfer weiblich. Jedoch muss auch erwähnt werden, dass diese Frage eine der höchsten Missingraten hat, mit nur 56,5 % Beteiligungsrate.

Betrachtet man die Schulform, in der es zum Mobbing kam, zeigt sich, dass Mobbing in vielen verschiedenen Schulformen stattfindet. Am häufigsten wurden die Kinder der Befragten in der Volksschule gemobbt (36 %), dicht gefolgt von den allgemeinen höheren Schulen (AHS) (29,6 %). Auch in der neuen Mittelschule kam es zum Mobbing an den Kindern der befragten Eltern (27,2 %). Im Vergleich zu 2,4 % in den berufsbildenden höheren Schulen. Wie die Literatur schon zeigte, tritt Mobbing schon im Kindergarten auf. Dieses Ergebnis bestätigte auch die Online-Umfrage. So wurden 4 % der Kinder der TeilnehmerInnen im Kindergarten bereits gemobbt. In der Sonderschule wurde ein Kind einer/eines Teilnehmenden gemobbt (= 0,8 %). Zudem wurden die Eltern mit einer Mehrfach-Antwortmöglichkeit befragt, in welcher Schulstufe ihr Kind zum Opfer von Mobbing wurde. Zu sehen ist dies in Abb. 9.4, die die Ergebnisse besser veranschaulicht.

Abb. 9.4
figure 4

Schulstufen, in denen das Kind der TeilnehmerInnen gemobbt wurde

Deutlich wird, dass über ein Drittel der Kinder, in der fünften Schulstufe gemobbt wurden. Dies ist sehr auffällig, weil gerade das fünfte Schuljahr, das erste Jahr nach dem Übertritt in eine höhere Schulform ist. Auch in der sechsten (29,5 %) und in der siebten (21,7 %) Schulstufe kam es bei den befragten Familien zu Mobbing. Ab der achten Klasse ist eher ein abnehmender Trend zu verzeichnen (28 %). Jedoch ist die Anzahl der Mobbingopfer auch in der Volksschule schon sehr hoch. Wie bereits bei den Ergebnissen der Schulform ersichtlich wurde, fängt Mobbing bereits in den frühen Kinderjahren an. Besonders hoch ist der Anteil in der dritten Klasse. Dieser liegt bei 26,4 %. Folglich wurde jedes vierte Kind der TeilnehmerInnen in der dritten Klasse gemobbt.

Interessant ist nun auch, ob das Mobbing nach einem Schuljahr nachließ oder über viele Schuljahre hinweg anhielt. Die Ergebnisse zeigen, dass 64,3 % ein Jahr gemobbt wurden. 10,1 % der Kinder der Teilnehmenden wurden zwei oder drei Jahre lang zum Opfer von Mobbing. Dies entspricht jeweils dreizehn Personen in der Umfrage. Acht Personen wurden fünf Jahre gemobbt, wiederum acht Personen sechs Jahre. Wer glaubt, dass nach sechs Jahren das Maximum erreicht ist, liegt hier falsch. Eltern gaben an, dass ihre Kinder sechs (0,8 %), sieben (= 0,8 %), acht (0,8 %) oder zehn (0,8 %) Jahre gemobbt wurden.

3 Auswirkungen auf die Familie/Eltern/Geschwister

Als nächster Teil im Fragebogen wurde der Familienbelastungsfragebogen (FABEL) auf das Thema Mobbing angepasst. Dieser setzt sich aus den Bereichen „Tägliche und soziale Belastungen“, „Finanzielle Belastungen“, „Persönliche Belastungen“, „Probleme bei der Bewältigung“ und „Belastung der Geschwister“ zusammen.

Der Bereich „Tägliche und soziale Belastungen“ wurde durchschnittlich mit einem Mittelwert von MW = 2,79 (SD = 0,50) beantwortet. Hier wurden Items wie „Aufgrund des Mobbings an meinem Kind bin ich ständig übermüdet und angespannt“, „Durch das Mobbing an unserem Kind haben wir wenig Lust auszugehen“ oder „Die Leute in der Nachbarschaft behandeln uns anders wegen des Mobbings an unserem Kind“ von den Teilnehmenden beantwortet, indem sie einstuften, inwieweit diese ihrem subjektiven Empfinden nach, auf ihr Leben zutreffen oder nicht. Während ein Wert um 1 bedeutet, dass das tägliche Leben und das soziale Umfeld unter der Mobbing-Situation leiden, bedeutet ein Wert um 4, dass es keinerlei Auswirkungen auf die tägliche und soziale Situation des Elternteils gibt. Der Mittelwert MW = 2,79 (SD = 0,50) zeigt, dass das tägliche und soziale Leben weitgehend nicht belastet wird. Jedoch trifft der Wert des Items „Manchmal habe ich das Gefühl, unser Leben ist eine Achterbahn: völlig am Boden, wenn mein Kind gut gelaunt von der Schule heimkommt, und obenauf, wenn sie/er weinend von der Schule kommt“ mit einem Mittelwert von MW = 1,98 (SD = 1,04) sehr wohl auf das alltägliche Leben des betroffenen Elternteils zu. Hingegen wird das Item „Die Leute in der Nachbarschaft behandeln uns anders wegen des Mobbings an unserem Kind“ mehrheitlich abgelehnt (MW = 3,44; SD = 0,87). Die Mittelwerte der TeilnehmerInnen vom Bereich „Tägliche und soziale Belastungen“ variieren dabei von 1,20 bis 4,00.

Der Bereich „Finanzielle Belastungen“ setzt sich aus Items wie „Das Mobbing verursacht der Familie finanzielle Probleme“ zusammen. Der Mittelwert hierbei beträgt 3,16 (SD = 0,93), was zeigt, dass Mobbing die Familie in finanzieller Hinsicht weitestgehend nicht belastet. Betrachtet man die absoluten Zahlen, zeigt sich hingegen, dass z. B. bei der Aussage „Um die therapeutischen Kosten decken zu können, ist zusätzliches Einkommen nötig“ (MW = 3,10; SD = 1,11), 22 Personen angaben, dass diese Aussage völlig auf ihr Leben zutrifft, bei weiteren 22 Personen weitestgehend zutrifft. Somit haben 28,58 % der Befragten so hohe therapeutische Kosten durch das Mobbing, dass zusätzliches Einkommen gebraucht wird. Zu ähnlichen Ergebnissen kam es bei den anderen Items des Bereichs „Finanzielle Belastung“.

Ein weiterer Bereich des Fragebogens ist der Bereich „Persönliche Belastungen/Zukunftssorge“. Hier wurden die Eltern zu den Belastungen, hervorgerufen durch das Mobbing, befragt, die sie persönlich betreffen und auch Einfluss auf ihre Zukunft haben. Mit Aussagen wie „Niemand versteht, mit welcher ungeheuren Belastung ich fertig werden muss“ und „Die Verwandten mischen sich ein und glauben, besser zu wissen, was für mein gemobbtes Kind gut ist“ konnte das Belastungsniveau abgefragt werden und führte zu einem Mittelwert von MW = 2,57 mit einer Standardabweichung von SD = 0,88. Auch hier sollte der Mittelwert der erstgenannten Aussage näher analysiert werden. Der Mittelwert des Items beträgt MW = 2,23 (SD = 1,03), was eine sehr große Zustimmung der Aussage seitens der TeilnehmerInnen dokumentiert. Konkret stimmten dieser Aussage 41 (27,52 %) ganz und 54 (36,24 %) weitestgehend zu. Folglich fühlen sich viele Eltern in der belastenden Mobbingsituation sehr belastet und allein gelassen.

Der Bereich „Probleme bei der Bewältigung“ zeigt einen durchschnittlichen Belastungswert von MW = 2,04 (SD = 0,56). Hier muss jedoch beachtet werden, dass alle Items dieses Bereichs positiv formuliert wurden wie z. B. „Wir versuchen unser Kind so zu behandeln, als wäre der Schulalltag ohne Mobbingvorfälle“ oder „Wir stehen uns wegen der gemeinsamen Erfahrung als Familie näher“. Dieser Wert zeigt, dass weitestgehend keine Probleme bei der Bewältigung bestehen. Dies bedeutet aber nicht, dass überhaupt keine Probleme bei der Bewältigung auftreten, was die genauere Betrachtung der Werte zeigt. Die erstgenannte Aussage wurde nur von 17,45 % zu 100 % bejaht. 40,27 % stimmen dieser Aussage nur weitestgehend zu. Hingegen können 16,17 % weitestgehend nicht und 16,11 % der Aussage überhaupt nicht zustimmen.

Der letzte Bereich „Belastungen der Geschwisterkinder“ war nur für Eltern bestimmt, die weitere Kinder haben. Diese Itembatterie mit Items wie „Das Mobbing des einen Kindes macht den anderen Kindern Angst“ oder „Es ist schwer, den anderen Kindern genügend Aufmerksamkeit zu schenken, weil meine Aufmerksamkeit auf meinem gemobbten Kind liegt“ sollte zeigen, wie es den Geschwistern der Mobbingopfer im Schulalltag und in der Familie nach Einschätzung ihrer Erziehungsberechtigten geht. Dieser Bereich weist einen durchschnittlichen Wert von MW = 2,75 (SD = 0,79) auf. Geschwister sind demnach durch das Mobbing belastet. Auch hier lohnt es sich wiederum einzelne Items genauer anzuschauen. Während sich die Erziehungsberechtigten bei der Aussage „Die Schulnoten meiner anderen Kinder leiden aufgrund des Mobbings des einen Kindes“ relativ einig sind, dass diese Aussage nicht zutrifft (MW = 3,42; SD = 0,85), triften die Meinungen bei der Aussage „Durch das Mobbing an dem einen Kind sorge ich mich ständig um den Schulalltag der anderen Kinder“ sehr weit auseinander. Einerseits traf für 23 Elternteile (21,20 %) diese Aussage völlig zu und für 34 (31,48 %) weitestgehend. Andererseits gaben 25 (22,94 %) an, dass diese Aussage weitestgehend bzw. 27 (24,77 %) überhaupt nicht zutrifft. Somit zeigt sich, dass ein Teil der Eltern bei Mobbing an einem Kind, das Mobbing am zweiten Kind sehr fürchten, der andere Teil demgegenüber sich um das zweite Kind wenig Sorgen bezüglich Mobbings macht.

Die Abb. 9.5, 9.6, 9.7, 9.8 und 9.9 verdeutlichen die Mittelwerte der einzelnen Items.

Abb. 9.5
figure 5

Darstellung der Mittelwerte mit den zugehörigen Standardabweichungen des Bereichs „Tägliche und Soziale Belastungen“

Abb. 9.6
figure 6

Darstellung der Mittelwerte mit den zugehörigen Standardabweichungen des Bereichs „Finanzielle Belastungen“

Abb. 9.7
figure 7

Darstellung der Mittelwerte mit den zugehörigen Standardabweichungen des Bereichs „Probleme bei der Bewältigung“

Abb. 9.8
figure 8

Darstellung der Mittelwerte mit den zugehörigen Standardabweichungen des Bereichs „Persönliche Belastungen“

Abb. 9.9
figure 9

Darstellung der Mittelwerte mit den zugehörigen Standardabweichungen des Bereichs „Belastung der Geschwister“

Die „Fxx“-Bezeichnungen stehen für die einzelnen Aussagen des Fragebogens, die im Anhang nachgelesen werden können. Es wird nochmal deutlich, wie sehr sich das Belastungsniveau abhängig von der Aussage innerhalb eines Bereiches unterscheidet.

Rechnet man alle einzelnen Bereiche zu einem Wert zusammen, ergibt das für den Familienbelastungsfragebogen einen Mittelwert von MW = 2,54 (SD = 0,50). Dieser Wert schwankt dabei von 1,47 bis 3,53 und zeigt damit ein sehr unterschiedliches Ergebnis. Es können deshalb keine allgemeinen Aussagen zur Belastung von Mobbing gemacht werden, sondern müssen in Abhängigkeit von Faktoren näher betrachtet werden. Dies geschieht in Abschn. 8.6.

4 Hilfsangebote & Unterstützung

Im fünften Teil wurden die TeilnehmerInnen zu den Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten befragt, die ihnen in der belastenden Mobbingsituation zur Verfügung standen. Hierbei ging es um die Kontaktstellen, die die Eltern aufsuchten als es zum Mobbing an ihrem Kind kam, um u. a. feststellen zu können, ob sie in dieser Situation in der Lage waren, aktiv nach Hilfsmöglichkeiten zu suchen und um zu sehen, wer die häufigsten AnsprechpartnerInnen bei Mobbing sind. Zudem war für die Forschung interessant, ob die Eltern von außen Unterstützung erhalten haben und wenn ja, von wem und in welcher Form. Eltern hatten eine Auswahl von Kontaktmöglichkeiten, zu denen sie eine Auskunft über die Häufigkeit des Kontakts geben sollten. Zur Wahl standen die Kategorien „Beratungsstelle“, „SchulsozialarbeiterIn“, „DirektorIn“, „Polizei“ und „TherapeutIn“. Zusätzlich hatten sie die Möglichkeit weitere Kontaktstellen anzugeben unter dem Punkt „Andere“. Die dadurch angegebene Vielfalt an Antworten wurde zu den Kategorien „Arzt/Ärztin“, „Jugendamt“, „LehrerIn“, „Organisationen“ und „RechtanwältIn“ zusammengefasst und damit eine Auswertung erleichtert. Dabei kam es zu folgenden Ergebnissen:

Beratungsstellen wurden von den Erziehungsberechtigten sehr selten in Anspruch genommen. Über die Hälfte der Eltern (54,8 %) hatten nie Kontakt zu einer Beratungsstelle. 14,1 % suchten solch eine Kontaktstelle einmal auf, 28,1 % mehrmals.

Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich bei SchulsozialarbeiterInnen. Diese wurden 14,1 % einmal und 34,8 % mehrmals ausgesucht. Jedoch ist die Zahl der Eltern, die nie Kontakt zu einem/einer SozialarbeiterIn aufnahmen mit 48,1 % höher als die Anzahl der Eltern, die den Kontakt suchten.

Anders als bei den SozialarbeiterInnen ist die Zahl der Erziehungsberechtigten, die Kontakt zum/zur DirektorIn aufnahmen, höher als die, die es nicht taten. So kontaktierten 36,3 % nie das Direktorat, dementgegen kam es bei 21,5 % der befragten Eltern einmal und bei 41,5 % mehrmals zum Kontakt. Neben dem/der DirektorIn wurde auch der/die LehrerIn von mehreren Eltern als Zusatzkategorie angegeben. Hier gaben zwei Erziehungsberechtigte an, dass sie einmalig Kontakt zum/zur LehrerIn hatte. Zudem hatten zehn Elternteile sogar mehrfach Kontakt.

Die Polizei als Kontaktstelle bei Mobbing nutzten wiederum kaum Eltern. 82,2 % meldeten sich nie bei der Polizei. 8.9 % nahmen nur einmal Kontakt auf und 4,4 % mehrmals. Das entspricht 6 Personen, die häufiger mit der Polizei in Kontakt traten.

Der Kontakt zum/zur TherapeutIn wurde in der Mobbingsituation von mehreren Eltern in Anspruch genommen. Hier gaben 8,1 % an, den/die TherapeutIn einmal kontaktiert zu haben, 55,6 % mehrfach. Folglich hatten mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten mehrmaligen Kontakt zum/zur TherapeutIn.

Die von den Befragten angegebenen Zusatzkategorien zeigten, dass auch ein Elternteil merhmals Kontakt zum/zur Arzt/Ärztin hatte.

Zum Jugendamt suchten zwei weitere Eltern mehrmals den Kontakt.

Ein Elternteil suchte mehrfach in der Mobbingsituation den/die Rechtsanwältin auf.

Die Abb. 9.10 verdeutlicht die Anzahl der Eltern, die nie, einmal oder mehrmals die oben genannten Unterstützungsmöglichkeiten kontaktierten.

Abb. 9.10
figure 10

Darstellung der Häufigkeit des Kontakts (nie, einmal, mehrmals) zu Kontaktstellen in absoluten Zahlen

Weiters wurden die TeilnehmerInnen zu ihrer Unterstützung befragt, als sie vom Mobbing ihres Kindes erfuhren. Hierfür wurden die TeilnehmerInnen zuerst gefragt, ob sie während der belastenden Mobbing-Situation Unterstützung erhalten hatten. Diese Frage beantworteten 31,9 % mit Nein, 68,1 % mit Ja.

Nun stellt sich die Frage, von wem die betroffenen Eltern Unterstützung erhalten haben. Den Eltern wurden wie bei der Frage zuvor Antwortmöglichkeiten vorgeschlagen. Diese lauten wie folgt: Verwandte, Freunde, Schule, SchulsozialarbeiterIn, Andere Eltern, Organisationen (z. B. Elternverein) und Andere.

Von Verwandten bekamen die Befragten mit 30,4 % im Durchschnitt am meisten Unterstützung. In 24,1 % der Fälle unterstützten auch Freunde der Erziehungsberechtigten sie in der belastenden Situation. Weitere 16,8 % gaben ab, von der Schule Unterstützung zu erhalten. Von SchulsozialarbeiterInnen wurden 10,5 % der Eltern unterstützt. Weitere unterstützende Maßnahmen wurden in 11,5 % der Fälle von anderen Eltern angeboten. Organisationen wie Elternvereine wurden hingegen nur von 4,2 % als unterstützende Hilfe angegeben. In Abb. 9.11 werden die Unterschiede in der Häufigkeit der Unterstützungsangebote deutlich gezeigt.

Abb. 9.11
figure 11

Darstellung der Unterstützung von Verwandten, Freunden, der Schule, SchulsozialarbeiterInnen, anderen Eltern oder Organisationen in absoluten Zahlen

Zudem hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit zusätzliche Kategorien anzuführen. Hierbei wurden mehrmals „TherapeutInnen“ angeführt. Des Weiteren erhielten Eltern Unterstützung von „Erziehungsberatungsstellen“, dem „Jugendamt“ oder der „Polizei“. Auch die Unterstützung durch das „Schulamt“ und „Rechtsanwälte“ fanden Erwähnung. Außerdem setzen sich pädagogische Dienste wie „Flexible Hilfen“ für die Eltern ein und unterstützen sie den Aussagen der Eltern zufolge in der belastenden Situation.

Da Unterstützung in vielen verschiedenen Formen geschehen kann, wurden die TeilnehmerInnen zum Abschluss dieses Bereiches mittel offener Frage zur Form der Unterstützung befragt. Diese lassen sich in sechs allgemeinen Kategorien zusammenfassen:

Gespräche (Zuhörer haben, Ratschläge erhalten):

(47,6 %)

Austausch mit LehrerInnen/DirektorIn:

(15,9 %)

Beratung:

(4,8 %)

Therapie:

(11,1 %)

Unterstützung beim Schulwechsel z. B. Flexible Fernschule:

(4,8 %)

Andere:

(15,9 %)

Weitere einzelne Antworten bezogen sich eher auf die Maßnahmen, die als Unterstützung wahrgenommen wurden. So wurde beispielsweise an zwei Schule ein Anti-Mobbing-Programm eingeleitet oder an einer anderen Schulen die Klassengemeinschaft verbessert. Eine Person hob ihren Ehepartner hervor, der sie besonders unterstützt hatte, da die Familie aufgrund des Mobbings umziehen musste. Zudem wurde erwähnt, dass eine Trainerin eingeschalten wurde, die die Eltern unterstützte und gleichzeitig das Mobbing beenden sollte.

Beendigung des Mobbings

Doch wie wurde das Mobbing gestoppt? Auch diese Frage wurde den TeilnehmerInnen gestellt. Dabei kam es zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Da dies erneut mit einer offenen Frage ermittelt wurde, ist es notwendig die Antworten zu kategorisieren.

Hierbei wurden 19 Kategorien gebildet, die die 122 Antworten der betroffenen Eltern versuchten, abzudecken.

Die am häufigsten genannte Antwort der Eltern, bei der Beantwortung der Frage, wodurch das Mobbing unter Kontrolle gebracht werden konnte, war der Schulwechsel. Jeder dritte Elternteil (30,3 %) gab an, dass das Mobbing nur durch den Wechsel des gemobbten Kindes auf eine andere Schule beendet werden konnte. Zwei Elternteile gaben an, dass ihr Kind ganz von der Schule zuhause blieb, wobei ein/e Teilnehmende näher erläuterte, dass ihr Kind nun eine Fernschule besuchte. Im Gegensatz dazu gaben zwei Erziehungsberechtigte (1,6 %) an, dass das mobbende Kind die Klasse verlassen musste.

Eine Aussage, die ebenfalls mit 18,9 % sehr häufig fiel, war, dass sich bis heute nichts an der Situation geändert hat. Das Mobbing am Kind besteht zum Zeitpunkt der Befragung weiterhin. So gab ein/e TeilnehmerIn an, dass mehrere Kinder gemobbt werden, aber sich bisher noch nichts an der belastenden Situation geändert hat. In zwei Fällen (1,6 %) wurde angegeben, dass noch an der Beendigung der Mobbingsituation gearbeitet wird.

Elf Elternteile (9 %) teilen mit, dass das Mobbing durch das Engagement der Lehrenden oder der Direktorin gestoppt werden konnte, u. a. durch verbesserte Aufmerksamkeit der LehrerInnen oder schnelles Handeln der Schule. Teilweise reicht ein Auseinandersetzen der SchülerInnen in der Klasse, um die Schikane zu beenden, wie ein/e TeilnehmerIn angab. Die Begründung der/des TeilnehmerIn lautet wie folgt „So gab es weniger Gelegenheit zum Mobben“.

In vier Schulen (3,3 %) wirkte ein Anti-Mobbing-Programm. Dadurch wurden die SchülerInnen auf das Thema sensibilisiert und so konnte in Folge auch das Mobbing gestoppt werden. Jedoch schrieb ein/e TeilnehmerIn im Gegensatz dazu, dass das Mobbing hierdurch nur kurz gestoppt werden konnte und auf Dauer nicht viel gebracht hat.

Weitere neun Eltern (7,4 %) konnten durch Gespräche dem Mobbing entgegenwirken. Vor allem wurden dabei Gespräche mit den Lehrenden, aber auch mit den Eltern der MobberIn und ihr/ihm persönlich. Ein/e TeilnehmerIn schrieb, dass folgenden Maßnahmen ihrem Kind geholfen haben: „Gespräche mit Klassenvorstand; Eltern der mobbenden SchülerInnen wurden informiert, dass das Verhalten ihrer Kinder in der Schule nicht erwünscht sei. SchülerInnen mussten sich bei meiner Tochter entschuldigen“.

Eine wichtige Maßnahme, um Mobbing zu stoppen, gaben die Befragten an, ist die Aufklärung der Schule und LehrerInnen über das Mobbing durch die Eltern am eigenen Kind. Das brachte bei zwei Familien (1,6 %) eine Besserung. Als hilfreich erscheint zudem das Informieren und Aufklären der anderen Eltern der Klassenmitglieder z. B. in Form von Elternbriefen oder eine einfache Email, die von der Schule an alle anderen Eltern gesendet wird. Besonders wichtig dabei ist, betont ein/e TeilnehmerIn, dass diese „aufklärend aber nicht anklagend“ ist. So konnte in drei Fällen (2,5 %) durch die eigene oder schulische Aufklärung der anderen Eltern, das Mobbing beendet werden.

Sieben Eltern engagierten den/die SchulpsychologIn, eine PsychaterIn oder eine PsychologIn als Unterstützung (5,7 %), die erfolgreich die Schikane durchbrechen konnten. Auch wurde, einer Antwort zufolge, ein kurzer klinischer Aufenthalt aufgrund des Mobbings durchgeführt. Ein Elternteil (0,8 %) gab dabei an, dass der/die PsychologIn, dem Kind Medikamente verschrieb, die in der Schlussfolge zum Ende des Mobbings führten. Nach Angaben dieses Elternteils stärkten diese Tabletten das Selbstbewusstsein des Kindes, was einen Einfluss auf das Mobbing hatte.

Das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken half weiteren sechs Eltern (4,9 %). Dieses wurde entweder selbst durch die Eltern oder durch einen Kindercoach gestärkt. So schrieb ein/e TeilnehmerIn, was ihrem Kind half: „Freche Antworten, Selbstbewusstsein, Humor, Durchsetzungsvermögen“.

In zwei Fällen (1,6 %) reichte ein IQ-Test, der in einem Fall zu erhöhtem Selbstbewusstsein, in einem anderen Fall, zu der Möglichkeit des Überspringens einer Klasse führte. In beiden Fällen wurde dadurch aber das Mobbing beendet. Zitat eines Elternteils: „Durch einen IQ-Test, der meiner Tochter so viel Selbstbewusstsein gegeben hat, dass sie sich jetzt zu helfen weiß“.

Auch ohne Hilfe von außen (2,5 %) kann die Schikane in der Schule aufhören. Ein/e Vater/Mutter schrieb, dass sich eine Schulkollegin der Tochter anschloss und so eine Besserung eintrat. In einem anderen Fall (0,8 %) stärkte die ganze Klassengemeinschaft dem Opfer den Rücken „Mobbingversuche und Mobber wurden seitens Tochter ignoriert, Klassenkameraden standen ihr da großartig zur Seite. Bei Events, Geburtstagsfeiern etc. wurden Mobber aus der Gruppe ausgeschlossen, bis sie sich entschuldigt haben“. Drei andere Erziehungsberechtigte (2,5 %) gaben jedoch an, dass nur die Aussehens- oder Verhaltensänderung des Kindes Erfolg gebracht hat. Bei einem Kind kam es beispielsweise „zum absoluten Rückzug aus der Klassengemeinschaft“. Ein/e weitere/r Befragte/r schrieb: „Das Kind hat sich in der Klasse nach innen zurückgezogen und sich unsichtbar gemacht“.

Doch nicht in allen Fällen funktionierte die Beendigung des Mobbings ohne Polizei und Druck. In einem Fall (0,8) drohte das Elternteil, das Mobbing zur Anzeige zu bringen, in zwei weiteren Fällen (1,6 %) wurde die Polizei eingeschaltet. Auch schrieb ein Elternteil (0,8 %), dass nur durch erbrachte Beweise und Druck die Situation des Kindes verbessert werden konnte.

Zwei Eltern (1,8 %) sahen keinen anderen Ausweg als umzuziehen, um das Mobbing zu beenden.

Abb. 9.12 zeigt Methoden, wie Mobbing gestoppt wurde. Doch muss erwähnt werden, dass elf Eltern auf (9,0 %) einen Methodenmix z. B. „Schulwechsel und psychologische Betreuung“ oder „Schulwechsel und Gespräche mit LehrerInnen und anderen Eltern“ zurückgriffen. Zur Vereinfachung zeigt die Grafik diese Doppelnennungen, den Kategorien zugeteilt.

Abb. 9.12
figure 12

Kategorisierte Maßnahmen der Teilnehmenden zur Beendigung des Mobbings in absoluten Zahlen

5 Weitere Anmerkungen

Um den Eltern einen Raum zu schaffen, weitere Gedanken, Anmerkungen und Kritiken zu hinterlassen, hatten die TeilnehmerInnen zum Schluss im Rahmen einer offenen Frage die Möglichkeit, alle nicht angebrachten Aussagen zur Mobbingthematik niederzuschreiben. Dies wurde auch entgegen aller Erwartungen sehr dankend angenommen. 39 betroffene TeilnehmerInnen nahmen diese Möglichkeit wahr und gaben ihre Gedanken zu ganz unterschiedlichen Bereichen preis. Teilweise erzählten sie ihre eigenen Leidensgeschichten, wünschten Glück für diese Arbeit oder teilten ihre Meinung zum Thema Mobbing mit. Damit diese Aussagen nicht unverarbeitet bleiben, wird im Folgenden auf einzelne Aussagen eingegangen. Die Aussagen wurden in Hinsicht auf Rechtschreibung und Grammatik teilweise korrigiert.

Keine Verharmlosung von Mobbing

Ein sehr großes Anliegen, dass von sehr vielen Eltern angesprochen wurde, ist die Verharmlosung von Mobbing. In den Kommentaren häufen sich die Erfahrungen der Eltern, die erlebten, dass das Mobbing in der Schule von LehrerInnen nicht ernst genommen wurde. So erzählt ein Vater: „Meine Tochter erzählte mir von einer Bekannten, die an der Schule noch schlimmer gemobbt wird als sie selbst damals. Die Bekannte wird auch körperlich angegriffen. Die Lehrer spielen die Sache herunter und halten es für „normalen Streit unter Mädels“ und „es gehören immer mehr Personen zu einem Streit“. Die beliebten Schüler, die von meiner Tochter die Bekannte mobben sind auch bei den Lehrern beliebt und deswegen können sich diese nicht vorstellen, dass diese Schüler zu solchen Taten fähig sind. Es steht immer das Wort der beliebten Schüler gegen das Wort eines Außenseiters.“ Ein/e andere/r TeilnehmerIn bemängelt ebenfalls, dass LehrerInnen den SchülerInnen zu wenig zuhören, wenn es um das Thema Mobbing geht. Im ersten Moment wird ihrer Meinung nach immer gefragt, was denn das Kind gemacht hat. Die Taten der anderen werden verharmlost und jeder Schultag für das Kind schlimmer. Auch andere Eltern erlebten Ähnliches: „Leider sieht die Schule dies nicht als Mobbing. Eltern des mobbenden Kindes selbst Lehrerin und Rektor an anderen Schulen, keine Einsicht, keine Bereitschaft zu direkten Gesprächen. Schule unternimmt nichts, redet nur seit Jahren alles schön.; Kind leidet, müssen mit ärztlichem Druck dahinter“. Die Thematik, dass die gemobbten Kinder am eigenen Schicksal mitverantwortlich sind, wird in vielen Kommentaren angesprochen z. B. „Bei uns fand eine Täter-Opfer Umkehrung durch die Direktorin der Schule statt. Unser Kind zeige ein Verhalten, das andere Kinder nerve, deshalb käme es zum Mobbing. Unser Kind solle eine Therapie machen. Die Kinderpsychologin konnte keinerlei Auffälligkeiten feststellen“ oder „Es ist traurig, dass das Opfer besonders in Schulen wenig Unterstützung bekommt. Oft wird gesagt es liegt wohl am Verhalten, man muss es nur ändern.; Zu den Tätern wird nichts gesagt“. Von einer ähnliche Pathologisierung erzählt eine weitere Anmerkung: „Eltern waren der Meinung, er sei selber schuld/ komisch. Lehrer sahen kein Problem, weil sie nichts direkt mitbekamen (oder nicht genug, dass sie es gewichtet hätten)“. So bleibt für die Zukunft zu hoffen wie ein/e andere/r TeilnehmerIn schreibt „dass Mobbing endlich ernst genommen wird und an Schulen bekämpft wird“. Ähnliches formuliert ein/e Befragte wie folgt: „Mobbing sollte nicht länger Totgeschwiegen werden, und Schulen sollten sich endlich damit Auseinandersetzen“.

Fehlende Aufklärung & Überforderung der LehrerInnen

Ein weiterer Punkt, der den TeilnehmerInnen auf den Herzen lag, ist die fehlende Aufklärung und Weiterbildung der Lehrernden hinsichtlich Mobbing. Aus diesem Unwissen heraus folgt meist eine Überforderung der LehrerInnen, wodurch dem Mobbing nicht effizient genug entgegengewirkt werden kann bzw. es ganz ignoriert bleibt. So sagt ein/e TeilnehmerIn: „Beim Thema Mobbing habe ich den Eindruck, dass das Lehrpersonal/Pädagogen keine Ausbildung dafür haben, weder drauf eingehen können noch wollen, ein permanentes Wegschauen und nicht wahrhaben wollen, hilft den Betroffenen gar nicht!; Ich bin sehr enttäuscht über unser Schulsystem, was das Thema Mobbing angeht.“ oder „[…]Oder, aber das ist eine Unterstellung, Lehrer und Lehrerinnen wollen diese echten Mobbingfälle nicht sehen, denn eigentlich weiß niemand wirklich, wie man damit umgehen soll. Wenn man sich als Erwachsener einmischt, wird es für die Mobbing-Opfer oft noch schlimmer als vorher und sogenannte Peer-Mentoren (Schüler aus höheren Klassen, die vermitteln sollen) sind meiner Meinung nach zu wenig geschult und nicht in der Lage mit so einer Situation umzugehen“. Auch erzählt eine Mutter, dass ihr Kind hochbegabt ist, und damit sich viele LehrerInnen nicht auskennen. Ein weiteres Ehepaar erzählt von ihren Erfahrungen mit der Schule, als ihr Kind gemobbt wurde und die Schule scheinbar überfordert war. „Habe die Erfahrung gemacht, dass sich Schule und Lehrer gegen uns Eltern und unser Kind gewandt hat, da sie mit den Mobbingattacken gegen unser Kind völlig überfordert waren – sie haben „unser Kind“ und „uns Eltern“ als lästiges Problem empfunden.; Am Ende ist es wohl Realität, dass in den meisten Fällen die „Mobbing Opfer“ die Schule verlassen. In unserem Fall sind auf jeden Fall die Täter und Redelsführer noch dort“. Doch auch in der Schule sollte, einer Anmerkung zufolge, vermehrte Aufklärung stattfinden, sodass TäterInnen als auch ZuschauerInnen sich den Folgen von Mobbing verstärkt bewusstwerden: „Den Mobbern müsste klar gemacht werden, was man damit anrichten kann. Und den Zuschauern bzw. Schweigern muss man klar machen, dass sie sich bei sowas eingreifen müssen bzw. erfahren sollte, was sie mit dem schweigen anrichten“.

Fehlende Unterstützung & Anlaufstellen

Gleiches gilt für den Punkt Unterstützung. Viele Eltern klagen, dass sie auf sich allein gestellt sind und keine passende Unterstützung erhalten. Ein/e TeilnehmerIn schreibt: „Es ist traurig, dass man so alleine gelassen wird. Das Schulen so weiter machen können ohne Konsequenzen und man verdammt Glück haben muss um einen tollen Lehrer zu bekommen“. Weiters schreibt eine andere Person: „Leider gibt es nicht wirklich Anlaufstellen die einen helfen können.; Das nächste Mal wenn so etwas derart schlimmes passiert gehen wir gleich zur Polizei denn die Lehrerin somit auch Direktorin hat nicht gut geholfen, das Schulamt gar nicht und Jugendamt hat sich nicht zuständig gefühlt und waren überfragt.; Man steht alleine da und hat ein Kind was noch sehr sehr lange daran zu knabbern hat und den anderen geht es schon lange wieder gut“. Neben der fehlenden Hilfe der Schule drückt ein/e weiter/e Teilnehmende ihre Bedrückung über das fehlende Beratungsangebot aus: „Ich war erstaunt/enttäuscht, dass es nur Beratung für Mobbing am Arbeitsplatz oder für Jugendliche gibt. Für jüngere Kinder gibt es keine Angebote“.

Zudem meldete sich eine alleinerziehende Mutter zu Wort, die ebenfalls über mangelnde Unterstützung klagt: „Ich habe mich von der Schule im Stich gelassen gefühlt, ich war Alleinerziehend und habe letztendlich Hilfe beim Jugendamt gesucht da mein Sohn den Schulbesuch komplett verweigert hat…“. Doch es gibt auch andere positive Erfahrungen wie eine andere Alleinerziehende berichtet: „Als ich vom Mobbing meines Kindes erfahren habe… habe ich viel mit meinem Kind gesprochen, habe ich mit Freunden gesprochen, habe ich mit einer Therapeutin gesprochen, habe ich gut überlegt bevor wir Handlungen gesetzt haben!; Ich vermisse in den Fragestellungen die Rolle der Alleinerziehenden ohne Partnerschaft“. Ein sehr konstruktiver Vorschlag kommt von einem weiteren Befragten: „Ich würde mir wünschen, dass man in Zukunft an Schulen mehr Anlaufstellen für gemobbte Kinder und Jugendliche einrichten würde. Zudem wäre es sicher eine gute Idee, wenn es kostenlose Seminare geben würde, wo die Kinder und Jugendlichen lernen könnten, wie sie aus ihrer Opferrolle rauskommen können. Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer gehören stark aufgeklärt, denn die Schüler müssen das Gefühl bekommen, dass die Lehrer sie in einem solchen Fall unterstützen“.

Mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft auf die Thematik

Zudem sprechen sich die Befragten für mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft zu der Mobbing-Thematik aus: „Ich wünschte, es würden mehr Personen hinsehen und auf die Probleme eingehen“. oder „Ich bin sehr froh, dass diese Thematik mehr in den Fokus unserer Gesellschaft rückt“. Es ist ein großes Problem, dass es für Mobbing in Österreich und Deutschland keine rechtlichen Folgen gibt, bemängelt ein/e TeilnehmerIn und weiter: „In Schweden hat man dem Mobbing in Schulen vor neun Jahren den „Kampf“ angesagt, anscheinend mit Erfolg“.

Gescheiterter Kontakt Eltern-Schule

Ein weiteres Problem, das die Eltern ansprachen, war der unzureichende Kontakt, zwischen Schule und Eltern. So beschrieben Eltern, dass sie von der Schule ignoriert oder ganz abgewiesen wurden. „Wir als Eltern haben das Problem, dass die Schule nicht mit uns zusammenarbeitet. Die Eltern gehen regelmäßig zur Schule und versuchen die Probleme zu klären. Leider blockt die Schule alles ab und nun werden unsere Kinder als Heulsusen hingestellt und es wird Druck auf die Kinder ausgeübt“. Doch es geht nicht nur diesem einen Elternpaar so: „Beratungsstelle, Schulsozialarbeiter und Direktorin stecken unter einer Decke. Wir als Eltern wurden nicht bei einem Gespräch mit meinem Sohn benachrichtigt und wurden dann noch von allen belogen. […]“ oder „Leider fängt das Thema oft schon in den Volksschulen an! Leider stößt man in der Volksschule auf taube Ohren! In der NMS sind die Lehrer schon sensibler für dieses Thema! Hoffe es wird sich für die sensiblen Kinder in der Zukunft was ändern!“.

Folgen von Mobbing

Die langanhaltenden Folgen des Mobbings wurden zudem erwähnt, da mehrere Kinder der Betroffenen bis heute unter dem Mobbing leiden. So erzählt eine Mutter, dass ihr Kind noch zwei Jahre nach dem Mobbing von einer Psychotherapeutin betreut wurde. Das Mobbing nagte noch sehr lange am Selbstbewusstsein des Kindes. Eine weitere Mutter schreibt: „Meine Tochter ist jetzt 20 Jahre alt und leider geht es ihr noch immer ziemlich schlecht. Ihre jetzige Therapeutin vermutet auch, dass es vom Mobbing damals kommt“. Doch die Folgen treffen nicht nur die Mobbingopfer, sondern auch ihre Familien. Ein/e TeilnehmerIn schreibt: „Ich habe seit der Vorfälle Angstzustände und Panikattacken, die jetzt endlich besser werden.“, „Es leiden nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie!“ oder „Auch heute mache ich mir noch Vorwürfe, dass ich meine Tochter damals nicht unterstützt habe und nicht gesehen habe, wie es ihr wirklich ging“.

Persönliche Geschichten

Neben den Veränderungen, die sich viele Teilnehmenden wünschen, erzählen auch viele von ihrem Schicksal. Es beschreibt eine Teilnehmerin, dass bei ihrem Sohn erst sehr spät, mit 16 Jahren, das Asperger-Syndrom festgestellt wurde. Durch seine Andersartigkeit wurde er sowohl von SchülerInnen als auch von LehrerInnen abgelehnt und ausgegrenzt. Eine andere Familie wird durch die Eltern einer anderen Familie gemobbt. Sie beschuldigen nicht das Kind des Mobbings, sondern die Familie, die ihren Sohn dazu motivieren. Ein/e weitere Teilnehmende schreibt: „Meinem Sohn ist leider bei derselben Schule das passiert! Mobbing ist an der Tagesordnung und keiner macht was“. Zudem merkte eine Familie an, dass auch LehrerInnen SchülerInnen mobben. Eine weitere sehr interessante Geschichte kommt von dem Elternteil, der das Mobbing beenden konnte, indem er seinem Sohn Tabletten gab. Er schrieb in die Anmerkungen genauer „Jetzt im Moment kann ich nur sagen durch die Tabletten hat sich alles geändert, er ist offener geworden, er ist nicht mehr verschlossen und geht auf die anderen Mitschüler zu. Es hat sich alles zum positiven gewendet und mittlerweile nimmt er auch keine Tabletten mehr. Das erste Jahr in der NMS war der Horror aber jetzt im zweiten Jahr ist alles anders“. Zudem erklärte eine weitere Person: „Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt des Mobbing 17, u wollte keine Einmischung von Elternseite“.

Das Mitteilungsbedürfnis der Teilnehmenden zeigt das immense Interesse an der Mobbingthematik und mit welcher Dringlichkeit Veränderungen geschaffen werden müssen. Gleichzeitig kann aus den privaten Geschichten herausgelesen werden, wie viel im Alltag eines gemobbten Kindes schiefläuft. Sowohl in der Kommunikation als auch in der Schule. Es wird klar, dass es nicht eine/n Schuldige/n gibt, sondern Mobbing von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist.

6 Weitere wichtige Ergebnisse

Familien-Belastungsfragebogen und demografische Daten

Besonders interessiert sich diese Arbeit für das Belastungsempfinden der Erziehungsberechtigten. Aufgrund der fehlenden Literatur in diesem Themengebiet wurde die Forschung größtenteils explorativ durchgeführt. Es wurden signifikante Zusammenhänge zwischen dem Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogen (FABEL) und den einzelnen Variablen gesucht. Bei der Variablen „FABEL“ wurde eine Normalverteilung festgestellt und somit eine Korrelation nach Pearson mit allen demografischen Variablen durchgeführt.

Hier konnte zwischen dem Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogens und dem Bildungsabschluss der TeilnehmerInnen ein signifikanter Zusammenhang gefunden werden (r = 0,226; p = 0,012; n = 123). Je höher der Bildungsgrad der befragten Erziehungsberechtigten, desto höher auch ist auch das Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogens. Ein hohes Ergebnis beim Familien-Belastungsfragebogen bedeutet eine niedriges Belastungsempfinden in der derzeitigen Mobbingsituation. Es handelt sich hierbei nach Cohen jedoch um einen kleinen Effekt. Splittet man das Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogens in seine fünf Bereiche auf und testet die Zusammenhänge mit den fünf Bereichen, zeigt sich, dass ein höchst signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bildungsabschluss und den „Täglichen und Sozialen Belastungen“ (r = 0,242; p = 0,007; n = 123). Der Effekt nach Cohen ist wiederum eher gering. Ähnliches zeigt sich bei dem Bereich „Persönliche Belastungen“, jedoch ist hier sowohl der Effekt als auch die Signifikanz geringer (r = 0,211; p = 0,019; n = 123). Die anderen demografischen Variablen zeigen keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Familien-Belastungsfragebogen.

Familien-Belastungsfragebogen und Kontaktstellen

Fraglich war, ob zwischen dem aktiv gesuchten Kontakt der Eltern, um Beratung zu erhalten und den Ergebnissen des Familien-Belastungsfragebogens ein Zusammenhang besteht. Die Korrelation nach Pearson zeigt, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen nahezu jedem gesuchten Kontakt in Abhängigkeit von der Häufigkeit und dem Ausmaß der Belastung besteht. So besteht zwischen der Häufigkeit des Aufsuchens der Beratungsstelle und dem Wert des Familien-Belastungsfragebogens ein höchst signifikant negativer Zusammenhang (r = −0,286; p = 0,001; n = 135). Dieses Ergebnis zeigt, dass je weniger das Mobbing des eigenen Kindes als belastend empfunden wird, desto weniger wird eine Beratungsstelle in Anspruch genommen. Es kann aber auch bedeuten, dass Eltern, die eine Beratungsstelle kontaktiert haben, weniger Belastung in der Mobbing-Situation empfunden haben. Gleiches gilt für den Kontakt mit SchulsozialarbeiterInnen (r = −0,290; p = 0,001; n = 135) und den Kontakt mit dem/der DirektorIn (r = −0,368; p = 0,001; n = 135). Ein weiterer signifikant negativer Zusammenhang lässt sich bei dem Kontakt der Erziehungsberechtigten mit der Polizei feststellen (r = −0,232; p = 0,007; n = 135). Auch hier bedeutet dieser Zusammenhang, dass Eltern weniger Kontakt zur Polizei suchten, wenn ihr Familien-Belastungsfragebogen-Wert hoch war. Lediglich beim Kontakt mit dem/der TherapeutIn und dem Kontakt mit dem/der Lehrenden liegt kein signifikanter Zusammenhang vor (r = −0,149; p = 0,084; n = 135; bzw. r = −0,414; p = 0,235; n = 10). Die Effekte nach Cohen liegen dabei im mittleren Bereich. Diese sind bei der aktiven Kontaktsuche zum/zur DirektorIn am stärksten, gefolgt von der Beratungsstelle, dem/der SchulsozialarbeiterIn und der Polizei.

Um die Unterschiede zwischen den Elternteilen festzustellen, die mit unterschiedlichen Häufigkeiten die Kontaktmöglichkeiten aufsuchten, wurde ein Kruskal-Wallis Test angewandt, der zu weiteren interessanten Ergebnissen kam. Vergleicht man die Häufigkeiten des Kontakts der Elternteile zu einer Beratungsstelle, zeigt sich, dass die Eltern, die keinen Kontakt suchten, einen hohen Belastungswert am Familien-Belastungsfragebogen aufweisen und folglich eine niedrige Belastung in der Mobbingsituation empfunden haben (MeanRank „nie“ = 77,85). Hingegen haben Eltern, die mehrmaligen Kontakt zu einer Beratungsstelle hatten einen weniger hohen Wert (MeanRank „mehrmals“ = 51,93). Bei Eltern, die nur einmal eine Beratungsstelle kontaktierten, ergab der Test den niedrigsten Wert (MeanRank „einmal“ = 49,21), was bedeutet, dass sie im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen, die stärkste Belastung fühlten. Dieses Ergebnis ist dabei höchst signifikant (chi2(2) = 16,649; p = 0,000). Gleiches zeigt sich bei der Kontakthäufigkeit zu einem/einer SchulsozialarbeiterIn (chi2(2) = 15,506; p = 0,000) oder dem/der DirektorIn (chi2(2) = 7,703; p = 0,021). Beim Kontakt zur Polizei zeigt sich ein anderes Bild. Hier haben Eltern, die mehrmals die Polizei besucht haben einen höheren Belastungswert (MeanRank „mehrmals“ = 34,75), als Eltern, die nie die Polizei besucht haben (MeanRank „nie“ = 68,25. Eltern, die die Polizei einmal besucht haben, liegt dazwischen (MeanRank „einmal“ = 50,08). Dieses Ergebnis ist signifikant (chi2(2) = 6,691; p = 0,035). Auch die gefühlte Belastung in Abhängigkeit von der Kontakthäufigkeit zum/zur TherapeutIn unterscheidet sich. Am besten schnitten hier Eltern ab, die einmal den Kontakt zu einer/einem TherapeutIn suchten (MeanRank = 88,77), dicht gefolgt von Erziehungsberechtigten, die nie bei einem/einer TherapeutIn waren (MeanRank = 80,20). Befragte, die einen niedrigen Wert im Familien-Belastungsfragebogen aufweisen und sich folglich sehr belastet fühlten, hatten mehrmaligen Kontakt zu einer/einem TherapeutIn. Auch dieses Ergebnis ist signifikant (chi2(2) = 14,760; p = 0,001). Für die Kontaktmöglichkeit des/der LehrerIn, des/der Arztes/Ärztin, des Rechtsanwaltes/der Rechtsanwältin und des Jugendamts konnten keine signifikanten Ergebnisse berechnet werden.

Familien-Belastungsfragebogen und Unterstützung

Neben der Kontaktsuche der Eltern ist zudem interessant, ob ein Zusammenhang zwischen dem Belastungsempfinden der Erziehungsberechtigten und der Inanspruchnahme der verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten besteht. Hierfür wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt, der zeigt, dass zwischen dem empfundenen Belastungsniveau im Mobbingfall und ob Unterstützung erhalten wurde oder nicht, ein höchst signifikanter Zusammenhang besteht (chi2(32) = 62,754; p = 0,001). Der Effekt ist dabei sehr hoch (CC = 0,565; p = 0,001; Cramers V = 0,684; p = 0,001). Nun kommt die Frage auf, ob die Form der Unterstützung und die Quelle der Unterstützung das Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogens zusätzlich beeinflussen. Dazu wurde ein Kruskal-Wallis-Test durchgeführt, der die verschiedenen Formen wie Gespräche, Beratung, Therapie etc. auf Unterschiede in Bezug auf das Ergebnis des Familien-Belastungsfragebogen testet. Dieser fiel jedoch nicht signifikant aus, was bedeutet, dass zwischen dem Belastungsempfinden der Eltern abhängig von der erhaltenen Form der Unterstützung kein signifikanter Unterschied besteht (chi2(6) = 3,773; p = 0,707).

Um festzustellen, ob es einen Unterschied macht, wer die Quelle der Unterstützung ist, wurde eine Korrelation nach Pearson angewandt, die ein signifikantes Ergebnis zeigt. Es besteht ein positiv signifikanter Zusammenhang zwischen dem Belastungsniveau und der Unterstützung durch die Schule (r = 0,168; p = 0,040; n = 150). D. h. dass Eltern, die von der Schule in der belastenden Mobbing-Situation unterstützt wurden, einen hohen Wert im Familien-Belastungsfragebogens aufweisen und damit sich weniger belastet fühlen. Der Effekt nach Cohen ist aber sehr gering. Ein weiteres spannendes Ergebnis zeigt die Korrelation mit dem Bereich für Problembewältigung. Da dieser Bereich im Fragebogen positiv formuliert ist, mussten die Items umgepolt werden. Hier lässt sich ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen der Unterstützung durch Verwandte (r = −0,163; p = 0,47; n = 148) bzw. durch die Unterstützung durch Freunde (r = −0,172; p = 0,036; n = 149) feststellen. Interpretiert man diesen negativen Zusammenhang richtig, muss die Umpolung der Items beachtet werden. Je mehr Unterstützung ein Elternteil folglich von Freunden oder Verwandten erhalten hat, desto weniger Belastung wurde in der Mobbingsituation wahrgenommen. Der Effekt ist in beiden Fällen gering. Bei allen anderen Variablen konnten keine signifikanten Zusammenhänge festgestellt werden.

Familien-Belastungsfragebogen und Mobbing

Fraglich ist zudem, wie sich die Situation des gemobbten Kindes auf das Belastungsempfinden der Eltern auswirkt. Hierfür wurde eine Korrelation nach Pearson angewandt. Es zeigt sich, dass die Dauer des Mobbings mit dem Wert am Familien-Belastungsfragebogen signifikant negativ korreliert (r = −0,205; p = 0,012; n = 150). Der Effekt ist dabei eher klein. Daraus kann abgeleitet werden, dass je länger ein Kind gemobbt wird, desto niedriger ist auch der Belastungswert und desto höher das Belastungsempfinden der Erziehungsberechtigten. Analysiert man dieses Ergebnis genauer, wird ersichtlich, dass die Dauer des Mobbings zudem mit dem Bereich „Belastung der Geschwister“ positiv korreliert (r = 0,649; p = 0,000; n = 111). Interessanterweise nimmt der Belastungsgrad der Geschwister abhängig von den Einschätzungen der Teilnehmenden ab, je länger das Mobbing am Bruder oder an der Schwester andauert. Der Effekt nach Cohen ist zudem groß.

Ein weiteres Ergebnis dieser Befragung gibt einen Einblick in den Zusammenhang zwischen der Schulform, in dem die Mobbingsituation des eigenen Kindes stattfand und dem Belastungsempfinden der Eltern. Es zeigt sich ein hoher, signifikant positiver Zusammenhang (r = 0,244; p = 0,006; n = 150), was sich folgendermaßen interpretieren lässt: Je höher die Schulform des Kindes, desto höher ist der Wert am Familien-Belastungsfragebogen und desto niedriger ist die Belastung. Splittet man den Familien-Belastungsfragebogen auf in seine Bereiche zeigen sich zudem signifikante Ergebnisse im Bereich „Tägliche und Soziale Belastung“ (r = 0,231; p = 0,009; n = 125), „Finanzielle Belastung“ (r = 0,203; p = 0,023; n = 125) und „Belastung der Geschwister“ (r = 0,250; p = 0,013; n = 99). Die Effekte sind hierbei klein bis mittel. Je höher folglich der Schulgrad des gemobbten Kindes ist, desto geringer ist die finanzielle Belastung, die Belastung des täglichen und des sozialen Lebens und die Belastung der Geschwisterkinder. Die Art, wie das Mobbing gestoppt wurde und das Geschlecht des gemobbten Kindes führen zu keinen signifikanten Ergebnissen.

Spannend ist außerdem, ob die Reaktion der Eltern, als sie über das Mobbing erfahren haben und die Art, wie sie über das Mobbing erfahren haben mit dem Belastungsempfinden zusammenhängt. Hier wurde wieder eine Korrelation nach Pearson durchgeführt. Diese hat zum Ergebnis, dass weder das Reaktionsverhalten noch die Art, wie die Eltern über das Mobbing erfahren haben, mit dem Belastungswert des Familien-Belastungsfragebogen korrelieren (r = −0,11; n.s.; n = 150 bzw. r = −0,115; n.s.; n = 150).

Durch die Reaktion der Eltern, als sie vom Mobbing erfahren haben, lassen sie sich bestimmten Elterntypen zuschreiben. Hier ist interessant, ob ein bestimmter Elterntypus häufiger aktiv nach Kontaktmöglichkeiten im Mobbingfall sucht als andere. Es wurde eine Korrelation nach Pearson durchgeführt, die jedoch kein signifikantes Ergebnis hatte. Es gibt folglich keinen Zusammenhang zwischen dem Elterntypus, der sich aus der Reaktion der Eltern ablesen lässt, und der Kontaktsuche nach Beratungsstellen, SchulsozialarbeiterInnen, TherapeutInnen etc.