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Schachts Kommentare zur Geldpolitik der Nachkriegszeit

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Hjalmar Schacht
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Zusammenfassung

Hjalmar Schacht war ab 1944 in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert und gelangte schließlich in das Lager Niederdorf in Südtirol. Dort, im abgelegenen Pustertal, geriet er schließlich in die Hände der amerikanischen Streitkräfte. Schnell musste er feststellen, dass es sich nicht um seine Befreiung handelte. Vielmehr hatte er sich vor dem Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg zu verantworten. Ihm wurden Verschwörung mit Hitler gegen den internationalen Frieden und die Sicherheit bzw. Teilnahme an der Kriegsvorbereitung zur Last gelegt. Am 1. Oktober 1946 wurde er freigesprochen. In Württemberg kam er für kurze Zeit wieder mit seiner Familie zusammen. Dann nahmen ihn die deutschen Behörden fest. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er vor eine Spruchkammer gestellt, die über eine Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie an Kriegsvorbereitungen zu befinden hatte. Schließlich wurde er zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. Das Berufungsverfahren brachte zwar keinen Freispruch, führte aber im September 1948 zu seiner Freilassung. Von Württemberg zog er nun nach Niedersachsen. In einem weiteren Berufungsurteil folgte am 13. September 1950 ein endgültiger Freispruch. Er wäre nicht Hjalmar Schacht gewesen, wenn er nun für den Rest seines Lebens geschwiegen hätte. Seine Vergangenheit verfolgte ihn. 1948 erschien sein Buch „Abrechnung mit Hitler“. Darin äußert er Bedauern über die Geschehnisse und bietet Erklärungen für sein offenkundiges Unvermögen, rechtzeitig zu erkennen, mit wem er es in der Person Hitlers und dessen Gefolgschaft zu tun hatte. An die Stelle dieses Unvermögens tritt jetzt eine harte Verurteilung.

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Notes

  1. 1.

    Die hier dargestellten Abläufe orientieren sich an Kopper (2006, S. 359 ff.).

  2. 2.

    Schacht (1949a).

  3. 3.

    Schacht (1949b).

  4. 4.

    Schacht (1953).

  5. 5.

    Otmar Emminger (1987, S. 1–17). Herausgegeben von der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, Köln.

  6. 6.

    Siehe Kopper (2005).

  7. 7.

    Eine gute Darstellung dieser Regelungen und ihrer Entstehung findet sich in Hans Günter Hackerts. (2001, S. 167–215).

  8. 8.

    Für ein umfassendes Bild der Rolle von Hermann Josef Abs siehe Ulrich Novak und André Kerner (2016). Der Vortrag mit Diskussion bei der Adenauer-Stifung (1982).

  9. 9.

    Schacht (1957a), unter anderem in seinem Vortrag vor der Wirtschaftsvereinigung Groß- und Außenhandel, veröffentlicht unter dem Titel Deutsche Kapitalmarktpolitik.

  10. 10.

    Schacht (1966).

  11. 11.

    Schacht (1966, S. 197).

  12. 12.

    Schacht (1957b).

  13. 13.

    Benn Steil (2008).

  14. 14.

    Keynes’ Vorschläge von 1942 und 1943 sind enthalten in J. Keith Horsefeld (1969). Documents.

  15. 15.

    Keynes „The Clearing Union (1941)“ in Skidelsky (2015, S. 426–444).

  16. 16.

    Keynes „A Treatise on Money (1930)“, „The Great Slump (1930)“, „An Economic Analyses of Unemployment“ und „The Consequencies to the Banks of the Collapse of Money Values (1932)“ in Skidelsky (2015, S. 142–174).

  17. 17.

    Schacht (1966, S. 267–279, Kap. 15). System Schacht?

  18. 18.

    Schacht (1966, Kap. 6).

  19. 19.

    Schacht (1949b, S. 66).

  20. 20.

    Horsefeld, Volume III, S. 13, Abschnitte 46–48.

  21. 21.

    Der Ökonom Rolf Lüke vergleicht Schachts Clearing-Vorschlag mittels der BIZ aus den Jahren 1929/30 mit der Clearing-Union von Keynes. Rolf Lüke (1985, S. 65–76).

  22. 22.

    Schacht (1949b, S. 9–59, 1966) An verschiedenen Stellen. An dieser Stelle wird Schachts Sicht wiederholt, die er bereits vor dem Krieg entwickelt hatte.

  23. 23.

    Eine Beschreibung findet sich in Hans Möller. Währung und Wirtschaft. 433–485.

  24. 24.

    Hier handelte es sich keineswegs um eine typisch deutsche Situation. In den Niederlanden zum Beispiel war es nicht anders. Quellen dazu finden sich unter overheid.nl, Wet en Regelingen Besluit. Vaststelling Selectielijst, Neerslag, Internationale beleidshandelingen (...) 1945 und späterer Jahre, Version 2007. Bis 1980 galten in den Niederlanden der Devisenerlass 1945 [Deviezenbesluit 1945] sowie das Gesetz über den internationalen Zahlungsverkehr 1934 [Wet Internationaal Betalingsverkeer 1934]. Ausländische Zahlungen waren genehmigungspflichtig. Unmittelbar nach dem Krieg galten für den Handel außerdem Vorgaben zur Devisenzuweisung. Auch unter dem Einfluss internationaler Regelungen und Vereinbarungen im Rahmen von IWF, GATT, OECD und EWG wurden diese Vorgaben nach und nach gelockert. 1980 wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das Gesetz über finanzielle Beziehungen mit dem Ausland [Wet Financiële Betrekkingen Buitenland], das die Befugnisse des Finanzministers regelte. Die niederländische Zentralbank hatte sich wie auch bisher um die Ausführung zu kümmern. Der Zahlungsverkehr wurde liberalisiert, während der Minister die Befugnis erhielt, unter bestimmten Bedingungen dennoch Genehmigungen daran zu knüpfen. Das Gesetz von 1980 hat der Verfasser als Sprecher der PvdA-Fraktion in der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments behandelt. Eine Zusammenfassung der Vorgänge in den Niederlanden, einschließlich Verweis auf die relevanten Dokumente, findet sich in den Abschn. 1.3.1 bis 1.4.5 der Zusammenfassung der politischen Entwicklung im oben genannten Dokument. Siehe auch R. J. Schotsman (1987, S. 277–312, 314–329).

  25. 25.

    Schacht (1966, S. 158 f.).

  26. 26.

    Schacht (1966, S. 78–86).

  27. 27.

    Benn Steil (2008, S. 256 f.). Der Autor beschreibt hier den Beschluss von Bretton Woods zum IWF sowie die amerikanische Sichtweise, die übernommen wurde. Der Verzicht auf strenge Regeln hinsichtlich der Golddeckung des Dollar durch die Vereinigten Staaten wird anhand einer Reaktion des amerikanischen Unterhändlers Harry White auf einen kritischen Kommentar des konservativen britischen Parlamentsabgeordneten in der New York Times erläutert. Dieser Kommentar wurde in der Anhörung des Senats zum Thema IWF zitiert. Boothby kritisierte die bevorzugte Stellung des Dollar. Gegenüber der IWF-Regelung hatte er einen zwiespältigen Eindruck, denn bei allen Währungen setzte man Goldkonversion voraus, außer beim Dollar. Boothby fürchtete, dass die festgelegten Paritäten Großbritannien schaden würden, weil sie eine Überbewertung des Pfund sowie unzumutbare Konsequenzen für die britischen Goldreserven implizierten. Die Vereinigten Staaten, meinte er, hätten damit das Privileg für Pfund Gold erwerben zu können, während sie sich selbst in einer vergleichbaren Situation mit der Ausgabe von Dollar begnügen könnten. In umständlicher Argumentation bestätigte Harry White diese Sichtweise. Er ignorierte die Tatsache, dass die anderen Länder in einer solchen Situation Dollar durchaus ablehnen und unter Verweis auf die zweifelhaften Regelungen Gold verlangen könnten und dass die Fed zwar Gold für Dollar liefern konnte, aber auch das Recht hatte, dies mit Hinweis auf die Gleichstellung von Dollar und Gold abzulehnen. Großbritannien begann keine neuen Verhandlungen über den IWF.

  28. 28.

    Gianni Toniolo und Piet Clement (2005, S. 3–8).

  29. 29.

    Ebd., Zahlungsbilanztabelle auf Seite 5.

  30. 30.

    R. Triffin gehörte zu denjenigen, die die theoretische Grundlage für die Europäische Zahlungsunion schufen. Siehe Ivo Maes und Ilaria Pasotty (2016). Die Argumentation von Triffin erinnert übrigens stark an Keynes’ Vorschlag einer Clearing-Union.

  31. 31.

    Toniolo und Clement (2005, S. 7, Tab. 2) sowie Anhang 1, Seite 29.

  32. 32.

    Toniolo und Clement (2005, S. 29). Die Zahlen in Anhang 1.

  33. 33.

    Schacht (1966, S. 269).

  34. 34.

    Schacht (1957a, S. 25, 1957b, S. 35–47, 1966, S. 190–207).

  35. 35.

    Schacht (1966, S. 185–207) sowie (1957b, S. 68–73 und 81–87).

  36. 36.

    Schacht (1966, S. 269–278).

  37. 37.

    Schacht (1966, S. 100).

  38. 38.

    Schacht (1966, S. 233–248).

  39. 39.

    Otmar Emminger, Bundesbankpräsident von 1977 bis 1979 äußerte sich in Währung und Wirtschaft. 485–555 ausführlich zur Vorgehensweise der Bundesbank. Zur damaligen Zeit war er Vizepräsident der Bundesbank. Die Kennzahlen zur deutschen Zahlungsbilanz in jenen Jahren finden sich in Alois Oberhauser (1976, S. 614). Die Tabelle mit Erläuterung.

  40. 40.

    Emminger (1934, S. 101 ff.).

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    Schacht (1957b, S. 89).

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van der Hek, A. (2020). Schachts Kommentare zur Geldpolitik der Nachkriegszeit. In: Hjalmar Schacht. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28634-7_7

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