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Nachwort von Hans Peter Thurn: Metaphern und Mythen der Macht. Zu René Königs Machiavelli-Deutung

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Niccolò Machiavelli

Part of the book series: René König Schriften. Ausgabe letzter Hand ((RKSALH,volume 4))

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Zusammenfassung

René König verfasste sein Buch über Niccolò Machiavelli in einer Lebensphase, die ihm als ebenso epochale wie persönliche Zeitenwende erschien. Erstmals 1941 während des Autors schweizerischer Emigration veröffentlicht, bietet das Werk in historischem Gewand eine Auseinandersetzung mit Problemen der Politik und der Macht, die Schlaglichter auch auf die aktuelle Situation Europas in jenen Jahren wirft. Er habe sich zu dieser Beschäftigung gedrängt gefühlt, schrieb König in seiner Autobiographie „Leben im Widerspruch“, weil er einen verstehenden Ausweg aus jenen eskalierenden Konflikten suchte, die nicht nur ihn rückblickend als der dreißigjährige Krieg des 20. Jahrhunderts anmuteten. Insofern enthalte seine Studie einen durchaus persönlich gestimmten Subtext, der als „Krisenanalyse einer Zeitenwende“ sowohl auf Machiavellis Epoche als auch auf die Gegenwart des Verfassers weise.

„Der Geist des Widerspruchs und die Lust zum Paradoxen steckt in uns allen.“

J. W. Goethe, Dichtung und Wahrheit, Zweiter Teil, Achtes Buch

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Notes

  1. 1.

    René König, Leben im Widerspruch. Versuch einer intellektuellen Autobiographie, München 1980, insbes. S. 134 f.

  2. 2.

    Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Zwei Bände, Basel 1939.

  3. 3.

    Hugo von Hofmannsthal, Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation. Rede, gehalten im Auditorium maximum der Universität München am 10. Januar 1927, in: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Prosa IV, Frankfurt am Main 1955, S. 390–413, insbes. S. 413.

  4. 4.

    Ernst Jünger, Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt, Hamburg 1932 u. ö.

  5. 5.

    Eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem juristischen NS-Sympathisanten Ernst Forsthoff, nach der hier zitiert ist, bietet Bernd Rüthers, Die Werte der Tyrannei, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. September 2012, Nr. 219, Seite 8.

  6. 6.

    Charakteristisch dafür ist die seinerzeitige Haltung des Deutsche Demokratische Partei-Abgeordneten und ersten Nachkriegs-Bundespräsidenten der BRD, Theodor Heuss. Dieser veröffentlichte zwar 1932 unter dem Titel „Hitlers Weg“ durchaus kritisch „Eine historisch-politische Studie über den Nationalsozialismus“, die ein Jahr später von den neuen Machthabern verboten und verbrannt wurde, doch im Parlament widerstand auch er nicht dem „Ermächtigungsgesetz“. Vgl. dazu Peter Merseburger, Theodor Heuss. Der Bürger als Präsident, Stuttgart 2012, insbes. S. 293 ff.

  7. 7.

    Walter Benjamin, Der destruktive Charakter, in: Illuminationen. Ausgewählte Schriften, hrsg. von Siegfried Unseld. Frankfurt am Main 1961, S. 310–312. Zu den zerstörungsträchtigen und zerstörerischen Komponenten im (nicht nur) deutschen Zeitgeist jener Jahre vgl. Hans Peter Thurn, Kulturbegründer und Weltzerstörer. Der Mensch im Zwiespalt seiner Möglichkeiten. Stuttgart 1990, insbes. S. 99 ff.

  8. 8.

    So René König, Leben im Widerspruch, S. 86. Vgl. auch René König, In memoriam Werner Ziegenfuß (16. Oktober 1904 – 12. Juli 1975), in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 28. Jg., 1976, S. 188.

  9. 9.

    Als charakteristisch für diese Terminologie vgl. W. E. Mühlmann, Assimilation, Umvolkung, Volkwerdung. Ein globaler Überblick und ein Programm, Stuttgart 1944. Seine anfänglichen Ambivalenzen gegenüber dem NS-Regime schilderte Mühlmann in seinen Tagebuchnotizen „Dreizehn Jahre“, Hamburg 1947, insbes. S. 31 ff.

  10. 10.

    Zu diesem Begriff, den er, von Alfred Weber übernehmend, zunächst im Hinblick auf die freiberuflichen Intellektuellen der deutschen Romantik des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts benutzte, vgl. Karl Mannheim, Das konservative Denken. Soziologische Beiträge zum Werden des politisch-historischen Denkens in Deutschland, in: Wissenssoziologie. Auswahl aus dem Werk, eingeleitet und herausgegeben von Kurt H. Wolff, Neuwied 1964, S. 408–508, insbes. S. 454 ff.

  11. 11.

    Zu René Königs anfänglich leicht schwankender Einstellung gegenüber dem neuen Regime vgl. das Nachwort von Hans Peter Thurn zur Neuausgabe von dessen Buch „Vom Wesen der deutschen Universität“, Schriften Band 2, Opladen 2000, S. 243–270.

  12. 12.

    Vgl. Markus Zürcher, Der Mythos der Gemeinschaft. René König als Emigrant in der Schweiz, in: René-König-Nachrichten. Rundbrief der René-König-Gesellschaft. Heft 1. Köln, Januar 1995, S. 22–33, hier zit. S. 23.

  13. 13.

    René König, Leben im Widerspruch, S. 342.

  14. 14.

    Die hier zitierten Jugendbriefe René Königs wurden in Band 20 der ‚Schriften ∙ Ausgabe letzter Hand‘ veröffentlicht. Briefwechsel Band 2/1, Wiesbaden 2022.

  15. 15.

    Wobei König junior altersgemäß bereits eifrig dichtet und der beunruhigten Mutter beispielsweise ganz ohne Ironie mitteilt, er habe schon „ein sehr niedliches Drama skizziert, das den Titel Mutterliebe u. die Bezeichnung Komödie führen soll.“ Dabei handelt es sich um eine Variante der Geschichte vom verlorenen Sohn, der bei König mit „viel Geld“ aus Amerika heimkehrt und darob von seiner Mutter „mit dem Küchenbeil“ erschlagen wird. „Feine Sache, was sagst Du dazu?“ fragt der Jung-Schriftsteller die gewiss staunende, weil durchaus um sein Wohl bemühte Mutter am Ende dieses Briefabschnitts. Auf die Erwiderung der Mutter antwortet er später: „Die Geschichte von der Mutter, die ihren Sohn tötet, ist in der Tat passiert. Warum soll sie dann nicht auch ein anderer beschreiben, es fragt sich nur wie man’s macht u. welche Tendenzen man damit verknüpft.“ – Das literarische Thema und der briefliche Dialog muten an wie ein Fallbeispiel aus der Analyse von Elisabeth Badinter, Die Mutterliebe. Geschichte eines Gefühls vom 17. Jahrhundert bis heute, München 1981.

  16. 16.

    René König, Leben im Widerspruch, S. 342.

  17. 17.

    René König, Sizilien. Ein Buch von Städten und Höhlen, von Fels und Lava und von der großen Freiheit des Vulkans, Zürich 1943. Neu herausgegeben und mit einem Nachwort „René König, Sizilien und der ›Verismo‹“ versehen von Hans Peter Thurn, Wiesbaden 2004 (Schriften ∙ Ausgabe letzter Hand ∙ Band 5).

  18. 18.

    Graf Galeazzo Ciano, Tagebücher 1939–1943. Einzig autorisierte Übertragung aus dem Italienischen von Dr. W. J. Guggenheim und Dr. René König, Bern 1946.

  19. 19.

    Giovanni Verga, Die Malavoglia. Eine Geschichte von sizilianischen Fischern. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von René König, Zürich 1945.

  20. 20.

    Gustav René Hocke, Im Schatten des Leviathan. Lebenserinnerungen 1908–1984. Herausgegeben und kommentiert von Detlef Haberland, München ∙ Berlin 2004, S. 575.

  21. 21.

    Gustav René Hocke, Im Schatten des Leviathan, S. 107.

  22. 22.

    „Von den Repräsentanten des nationalsozialistischen Deutschlands verlangen wir neben eindeutiger wissenschaftlicher Qualität Einsatz und Bewährung in Arbeitsdienst, Wehrsport, SA,“ wurde Hocke seitens der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ mitgeteilt. „Auf diese allseitige Bewährung können wir in Ihrem Fall nicht hinweisen.“ Zitiert nach G. R. Hocke, Im Schatten des Leviathan, S. 97.

  23. 23.

    Gustav René Hocke, Im Schatten des Leviathan, S. 608.

  24. 24.

    Gustav René Hocke, Im Schatten des Leviathan, S. 605.

  25. 25.

    Hocke sorgte auf Empfehlung Königs dafür, dass die Publikationen dieses Kreises in der „Kölnischen Zeitung“ besprochen wurden. Vgl. Gustav René Hocke, Im Schatten des Leviathan, S. 107.

  26. 26.

    Vgl. Lothar Helbing (= Wolfgang Frommel), Der Dritte Humanismus, Berlin 1932, 3. veränderte Auflage Berlin 1935, insbes. S. 68 f.

  27. 27.

    Karl Löwith, Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht (1940 in Japan für ein Preisausschreiben der Universität Harvard verfasst). Mit einem Vorwort von Reinhart Koselleck und einer Nachbemerkung von Ada Löwith. Stuttgart 1986, S. 6, 8.

  28. 28.

    Karl Löwith, Von Rom nach Sendai. Von Japan nach Amerika. Reisetagebuch 1936 und 1941. Herausgegeben von Klaus Stichweh und Ulrich von Bülow. Mit einem Essay von Adolf Muschg. Marbacher Bibliothek 4. Marbach 2001, S. 7.

  29. 29.

    Karl Löwith, Nietzsches Philosophie der ewigen Wiederkunft des Gleichen, Berlin 1935. Von der zweiten, umgearbeiteten und ergänzten Auflage (Stuttgart 1956) an ersetzte Löwith das Wort „Wiederkunft“ im Titel durch „Wiederkehr“ und fügte im Vorwort zu dieser Neuausgabe einen Dank an den seinerzeitigen Finanzier des Runde-Verlags, den Unternehmer-Sohn Gerhard Bahlsen, an: „Der Dank des Verfassers für die erste Ausgabe eines Buches, das unter den damaligen politischen Verhältnissen keine öffentliche Verbreitung finden konnte, gebührt dem Inhaber des Verlags »Die Runde«, Herrn G. Bahlsen.“ Hier zitiert nach Karl Löwith, Nietzsche. Sämtliche Schriften 6. Stuttgart 1987, S. 108, Anm. 4.

  30. 30.

    Karl Löwith, Schreiben an René König vom 16. Januar 1936.

  31. 31.

    Brief von René König an Karl Löwith, 25.01.1936.

  32. 32.

    Brief von René König an Karl Löwith, 31.12.1936.

  33. 33.

    Brief von René König an Karl Löwith, 11.10.1934.

  34. 34.

    Karl Löwith, Jacob Burckhardt. Der Mensch inmitten der Geschichte, Luzern 1936.

  35. 35.

    René König, Brief an Karl Löwith, 31.12.1936. Eine derartige Besprechung aus Königs Feder ist jedoch nicht bekannt. – Der Briefwechsel wurde während der beiderseitigen Emigration zwischen Japan (Löwith) und der Schweiz (König) fortgesetzt. 1975 versah König seine endlich publizierte Habilitationsschrift mit der Widmung „In memoriam KARL LÖWITH“: René König, Kritik der historisch-existenzialistischen Soziologie. Ein Beitrag zur Begründung einer objektiven Soziologie, München 1975, S. 5. Vgl. auch René König, Leben im Widerspruch, S. 109.

  36. 36.

    Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith, in: Philosophische Lehrjahre. Eine Rückschau, Frankfurt am Main 1977, S. 231–239, hier zitiert S. 236, 238. Zu Löwiths Biographie und Schriften vgl. auch Wiebrecht Ries, Karl Löwith, Stuttgart 1992 (Sammlung Metzler – Realien zur Philosophie – Band 264); sowie Bernd Lutz, Karl Löwith, in: Bernd Lutz (Hrsg.), Metzler Philosophen Lexikon. 300 biographisch-werkgeschichtliche Portraits von den Vorsokratikern bis zu den Neuen Philosophen, Stuttgart 1989, S. xxx–xxx.

  37. 37.

    Karl Löwith, Jacob Burckhardt. Der Mensch inmitten der Geschichte. Neuausgabe Stuttgart Berlin Köln Mainz 1966, S. 330 f.

  38. 38.

    Vgl. dazu beispielsweise Karl Löwith, Zu Heideggers Seinsfrage: Die Natur des Menschen und die Welt der Natur (1969, Zu Heideggers 80. Geburtstag), in: Heidegger – Denker in dürftiger Zeit. Zur Stellung der Philosophie im 20. Jahrhundert. Sämtliche Schriften 8. Stuttgart 1984, S. 276–289.

  39. 39.

    Karl Löwith, Jacob Burckhardt, Stuttgart 1966, S. 225.

  40. 40.

    Vgl. „Das Leben Castruccio Castracanis aus Lucca, beschrieben von Niccolò Machiavelli, und zugeeignet seinen besten Freunden Zanobi Buondelmonti und Luigi Alamanni.“ Übersetzt und mit einem Essay „Zur Ästhetik der Macht“ herausgegeben von Dirk Hoeges, München 1998.

  41. 41.

    Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Achtzehnte Auflage, durchgesehen von Walter Goetz. Leipzig 1928, hier zitiert S. 77, 80, 91, 317, 355.

  42. 42.

    Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien, S. 79.

  43. 43.

    René König, Leben im Widerspruch, S. 134.

  44. 44.

    Marianne Weickert, Die literarische Form von Machiavellis „Principe“. Eine morphologische Untersuchung, Würzburg 1937.

  45. 45.

    Vgl. dazu Elfriede Üner, Normbilder des Standhaltens. Nachwort zu Hans Freyer, Machiavelli, 2. Auflage Weinheim 1986, S. 107–133, insbes. S. 128 und 133, Anm. 93. Jolles war ein Spezialist für textmorphologische Untersuchungen; vgl. dazu sein Hauptwerk: Einfache Formen. Legende ּ Sage ּ Mythe ּ Rätsel ּ Spruch ּ Kasus ּ Memorabile ּ Märchen ּ Witz (1930). Vierte, unveränderte Auflage Tübingen 1968. Dem reaktionären Zeitgeist zollte Jolles in diesem Buch Rechnung, indem er (auf S. 18) einen „Mussolini in natura“ von einem „litterarischen Mussolini“ … „aus Berichten, Erzählungen, Anekdoten“ unterschied.

  46. 46.

    Hans Freyer, Machiavelli. Meyers kleine Handbücher 13. Leipzig 1938 (mit dem Innenvermerk: „Diese Schrift wird in der NS.-Bibliographie geführt. Berlin, den 1. Februar 1938. Der Vorsitzende der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutz des NS.-Schrifttums), hier zitiert S. 87 und 111.

  47. 47.

    Vgl. dazu Elfriede Üner, Normbilder des Standhaltens, S. 128 und 133, Anm. 91 mit Bezug auf Helmut Schelsky, Rückblicke eines Anti-Soziologen, Opladen 1982, S. 26.

  48. 48.

    Wilhelm Waetzoldt, Niccolò Machiavelli, München 1943.

  49. 49.

    Friedrich Schlegel, Geschichte der alten und neuen Literatur. Vorlesungen gehalten in Wien im Jahre 1812. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Zweiter Abdruck, Bonn o. J. (1845), hier zitiert Zweiter Theil, Neunte Vorlesung, S. 18. Waetzoldt zitiert diesen Passus auszugsweise S. 181 f.

  50. 50.

    Friedrich Schlegel, Geschichte der alten und neuen Literatur. Zweiter Theil, S. 18.

  51. 51.

    Gerhard Nebel, „Alles Gefühl ist leiblich.“ Ein Stück Autobiographie. Herausgegeben von Nicolai Riedel. Mit einem Essay von Martin Mosebach. Marbacher Bibliothek 6. Marbach am Neckar 2003, S. 136 f.

  52. 52.

    Gerhard Nebel, „Alles Gefühl ist leiblich“, S. 137: „Carl Schmitt war sicherlich kein Rassist, kein Hitlerianer, und auch dass er aus Ehrgeiz mitgemacht habe, kann ich nicht annehmen.“ Dieser Ansicht stehen die Fakten entgegen, die den Juristen zum „Staatsrat“ von NS-Gnaden arrivieren ließen. Vgl. ausführlich dazu Reinhard Mehring, Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie, München 2009.

  53. 53.

    Wie berechtigt diese Vorsicht, auch zum Schutz in Deutschland verbliebener Angehöriger, war, erwies sich noch Jahre später: 1943 nahm sich Karl Löwiths in München lebende Mutter, als sie deportiert werden sollte, im Auffanglager München-Milbertshofen das Leben. Vgl. Karl Löwith, Von Rom nach Sendai, S. 168, Anm. zu S. 104.

  54. 54.

    Hugo Fiala (= Karl Löwith), Der okkasionelle Dezisionismus von Carl Schmitt, in: Revue internationale de la théorie du droit/Internationale Zeitschrift für Theorie des Rechts (Brno/Brünn) 9, 1935, S. 101–123. Neudruck in: Sämtliche Schriften 8. Heidegger – Denker in dürftiger Zeit. Stuttgart 1984, S. 32–71. Nach diesem Neudruck wird im Folgenden zitiert.

  55. 55.

    Carl Schmitt, Politische Romantik, München und Leipzig 1919 u. ö. Die darin enthaltene Darstellung romantischer Dichter und Denker um und nach 1800 ähnelt jener der „freischwebenden Intellektuellen“ bei Karl Mannheim.

  56. 56.

    Karl Löwith, Der okkasionelle Dezisionismus von Carl Schmitt, S. 45, 47, 50.

  57. 57.

    So Carl Schmitt am 01.08.1934 in der „Deutschen Juristen-Zeitung“ nach den Morden an Ernst Röhm und anderen SA-Führern.

  58. 58.

    Angesichts dieser Fakten, und obwohl er bald in Ungnade fiel, hilft es nichts, zu vermuten, Schmitt sei „eher ein »Faschist« als ein »Nationalsozialist«“ gewesen – denn wo ist da für die Verfolgten und Ermordeten der Unterschied? Vgl. Günter Maschke, Im Irrgarten Carl Schmitts, in: Karl Corino (Hrsg.), Intellektuelle im Bann des Nationalsozialismus, Hamburg 1980, S. 204–241, hier zitiert S. 210.

  59. 59.

    Karl Löwith, Von Rom nach Sendai, S. 9.

  60. 60.

    Karl Löwith, Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933, S. 86.

  61. 61.

    René König, Kritik der historisch-existenzialistischen Soziologie. Ein Beitrag zur Begründung einer objektiven Soziologie (1937). München 1975, S. 139. Neuedition als René König ∙ Schriften ∙ Ausgabe letzter Hand ∙ Band 3, hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hans-Joachim Hummell, Opladen 1998. König bezieht sich hier auf die bekannten Dichotomien von Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen (1927), 3. Auflage Hamburg 1933: „Die eigentlich politische Unterscheidung ist die Unterscheidung von Freund und Feind. Sie gibt menschlichen Handlungen und Motiven ihren politischen Sinn; auf sie führen schließlich alle politischen Handlungen und Motive zurück… Insofern sie nicht aus andern Merkmalen ableitbar ist, entspricht sie für das Politische den relativ selbständigen Merkmalen anderer Gegensätze: Gut und Böse im Moralischen, Schön und Hässlich im Ästhetischen, Nützlich und Schädlich im Ökonomischen.“

  62. 62.

    René König, Kritik…, S. 139.

  63. 63.

    René König, Kritik…, S. 140.

  64. 64.

    Paul Kern (= René König), Besprechung des Buchs von Carl Schmitt, Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols, Hamburg 1938; in: Maß und Wert. Zweimonatsschrift für freie deutsche Kultur, hrsg. von Thomas Mann und Konrad Falke, Jg. 3, Heft 5/6, September-November 1940, S. 673–679. S. Kap. Besprechung von Carl Schmitt: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols Vgl. auch René König, Leben im Widerspruch, S. 116.

  65. 65.

    René König, Besprechung von Carl Schmitts „Leviathan“, im vorliegenden Band s. Kap. Besprechung von Carl Schmitt: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols, Hamburg 1938

  66. 66.

    Paul Kern (= René König), Besprechung von: Hans Freyer, Machiavelli (Leipzig 1938), in: Maß und Wert. Zweimonatsschrift für freie deutsche Kultur, hrsg. von Thomas Mann und Konrad Falke, Jg. 2, 1939, Heft 2, S. 848–854. Wieder abgedruckt im vorliegenden Band s. Kap. Besprechung von Hans Freyer: Machiavelli, Leipzig 1938

  67. 67.

    Vgl. René König, Kritik der historisch-existenzialistischen Soziologie (1937), München 1975, S. 135 u. ö.

  68. 68.

    Hans Freyer, Pallas Athene. Ethik des politischen Volkes, Jena 1935.

  69. 69.

    Hans Freyer, Revolution von rechts, Jena 1931. Vgl. hierzu Iring Fetscher, Hans Freyer: Von der Soziologie als Kulturwissenschaft zum Angebot an den Faschismus, in: Karl Corino (Hrsg.), Intellektuelle im Bann des Nationalsozialismus, Hamburg 1980, S. 180–192, insbes. S. 185 ff. Angesichts dieser offenkundigen Sympathien Freyers für den „Geist“ des Nationalsozialismus sind die Verbrämungen unverständlich, die noch lange in Abrissen seiner Biographie und seines Denkens verbreitet wurden; so z. B. von J. C. Papalekas, Freyer, Hans, in: Internationales Soziologenlexikon. Hrsg. von Wilhelm Bernsdorf und Horst Knospe. 2., neubearbeitete Auflage Stuttgart 1980, S. 130–133. Im Kontrast dazu stehen die Ausführungen von René König, Soziologie in Deutschland. Begründer/Verächter/Verfechter. München Wien 1987, S. 249 ff. u. ö. Wie die militanten Eroberungsszenarien Freyers auf ausländische Zeitgenossen wirkten, lässt sich beispielsweise nachlesen in dem Buch des niederländischen Historikers Johan Huizinga, Im Schatten von morgen. Eine Diagnose des kulturellen Leidens unserer Zeit (1935). Dritte Auflage Bern und Leipzig 1936, S. 101: „Freyer ist einer derjenigen, die den Krieg als das wesentliche Werk des Staates verherrlichen.“ Überlegungen über den Frieden als politische und staatliche Aufgabe stelle der Deutsche nicht an, mit der Konsequenz: „Bündigere Aberkennung des Existenzrechts des kleinen Staates ist nicht möglich.“

  70. 70.

    Vgl. dazu Hans Freyer, Machiavelli, Leipzig 1938: Wo es Machiavelli um „die Gewinnung von Regeln, die auf politischem Felde zum sichern Erfolg führen,“ zu tun ist, werde „die politische Kunst gleichsam objektiviert,“ (S. 87) und im Gegensatz zu den „Discorsi“ sei der „Principe“ „mit der ganzen Strenge eines Kunstwerks komponiert.“ (S. 111).

  71. 71.

    René König, Leben im Widerspruch, S. 119 f.

  72. 72.

    René König, Leben im Widerspruch, S. 117.

  73. 73.

    Karl Löwith, Von Rom nach Sendai, S. 14.

  74. 74.

    Karl Löwith, Von Rom nach Sendai, S. 65. Zu Löwiths Leben und Arbeiten in Japan vgl. Birgit Pansa, Juden unter japanischer Herrschaft. Jüdische Exilerfahrungen und der Sonderfall Karl Löwith, München 1999, insbes. S. 77 ff. Indes gab es auch im fernen Osten keine absolute Sicherheit. Als Lektor für deutsche Sprache und Literatur sowie angehender Kunsthistoriker hat seine diesbezüglichen Erfahrungen in gleicher Zeit und gleicher Umgebung geschildert: Dietrich Seckel, Mein Weg zur Kunst Ostasiens, in: Dietrich Seckel, Schriften-Verzeichnis. Mit einem autobiographischen Essay „Mein Weg zur Kunst Ostasiens“, Frankfurt am Main 1981 (Heidelberger Schriften zur Ostasienkunde, hrsg. von Günther Debon und Lothar Ledderose, Band 2). Vgl. z. B. Seite 61: „Einige Vorsicht war geboten; in solchen Zeiten gibt es stets Denunzianten, manche der deutschen Lektoren waren stramme Parteigenossen, und seit dem engen politischen Bündnis zwischen dem Dritten Reich und Japan trieben an der Deutschen Botschaft in Tôkyô immerhin ein Oberst der Geheimen Staatspolizei und andere Partei-Funktionäre ihr Wesen, das nicht zuletzt in der Kontrolle der eigenen Landsleute (damals sagte man Volksgenossen) bestand.“

  75. 75.

    Schreiben von Martin Heidegger an Karl Löwith, zitiert nach Karl Löwith, Zu Heideggers Seinsfrage: Die Natur des Menschen und die Welt der Natur (1969), in: Karl Löwith, Heidegger – Denker in dürftiger Zeit. Sämtliche Schriften 8. Stuttgart 1984, S. 276–289, hier zit. S. 278.

  76. 76.

    Wilhelm E. Mühlmann, 13 Jahre, Hamburg 1947 („Berlin, 26. Juli 1933.“).

  77. 77.

    Karl Löwith, Max Weber und seine Nachfolger, In: Maß und Wert, Jg. 3, 1939/1940, S. 166–176. Neudruck in: Hegel und die Aufhebung der Philosophie im 19. Jahrhundert – Max Weber. Sämtliche Schriften 5, Stuttgart 1988, S. 408–418, hier zit. S. 418.

  78. 78.

    Vgl. Reinhard Mehring, Carl Schmitt, München 2009, S. 452 ff.

  79. 79.

    So Elfriede Üner in ihrem Nachwort zur Neuausgabe von Freyers Machiavelli-Buch, Weinheim 1986, S. 108.

  80. 80.

    Niccolò Machiavelli, Schreiben an Francesco Vettori, „Die 10. Decembris 1513“, in: Gesammelte Schriften in fünf Bänden. Fünfter Band: Historische Fragmente/Komödien/Briefe. München MCMXXV, S. 404–409, hier zitiert S. 409.

  81. 81.

    N. Machiavelli, Schreiben an Francesco Vettori, S. 407. Zum Charakter des Werks vgl. auch Marianne Weickert, Die literarische Form von Machiavellis „Principe“, Würzburg 1937, S. 15 f. und 27 f.

  82. 82.

    N. Machiavelli, Der Fürst. „Il Principe“, Stuttgart 1978, S. 63.

  83. 83.

    Vgl. René König (Hrsg., unter Mitarbeit von Peter R. Heintz und Erwin K. Scheuch), Beobachtung und Experiment in der Sozialforschung. Praktische Sozialforschung 2. Köln ∙ Berlin 1956, insbes. S. 17 ff. und S. 97 ff., sowie René König, Die Beobachtung, in: R. König (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung. 3. Auflage Stuttgart 1973, Band 2: Grundlegende Methoden und Techniken. Erster Teil, S. 1–65.

  84. 84.

    Eine Übersicht bieten Hans-Otto Mühleisen, Theo Stammen und Michael Philipp (Hrsg.), Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens, hrsg. von Hans Maier und Michael Stolleis, Band 6), Frankfurt am Main und Leipzig 1997.

  85. 85.

    Philippe de Commynes, Memoiren. Europa in der Krise zwischen Mittelalter und Neuzeit. In neuer Übersetzung hrsg. von Fritz Ernst. Stuttgart 1952. Vgl. dort auch die „Einleitung“ von Fritz Ernst, insbes. S. XIII f. und XXIII f. Aus dem „Prolog“ hier zitiert S. 1 f.

  86. 86.

    Philippe de Commynes, Memoiren, S. 2.

  87. 87.

    Zum Verhältnis von „Sieger“ und „Verlierer“ vgl. Reinhart Koselleck, Arbeit am Besiegten, in: Zeitschrift für Ideengeschichte. Heft VI/1 Frühjahr 2012, S. 5–10, sowie ebendort Christian Meier, Vom Nutzen der Niederlage für den Historiker. Ein Gespräch, S. 17–31.

  88. 88.

    Vgl. Jacques Lacan, Der individuelle Mythos des Neurotikers oder Dichtung und Wahrheit in der Neurose, Wien 2008, S. 13, 70. Was Lacan über das „Sprechen“ ausführt, gilt im Fall des statt der Rede die Schrift einsetzenden Machiavelli: „Das Sprechen“ (im Falle Machiavellis: das Abfassen von Texten) „schreibt sich in die Anerkennungsfunktion ein. Man spricht“ (bzw. Machiavelli schreibt) „für ein anderes Subjekt.“ (S. 79) Vgl. auch Hans Peter Thurn, Kunst als symbolische Handlung, in: Soziologie der Kunst, Stuttgart Berlin Köln Mainz 1973, S. 65–120.

  89. 89.

    Zum Begriff der Entlastung vgl. Arnold Gehlen, Über einige Kategorien des entlasteten, zumal des ästhetischen Verhaltens, in: Studien zur Anthropologie und Soziologie. Soziologische Texte, Band 17. Neuwied am Rhein und Berlin 1963, S. 64–78.

  90. 90.

    „Meine Römer dienen mir immer zum Muster,“ lässt Machiavelli in der „Kunst des Krieges“ den darin erfahrenen Fabrizio Colonna stellvertretend für seine eigene Haltung sagen; Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke, S. 716.

  91. 91.

    Vgl. Sigmund Freud, Der Dichter und das Phantasieren (1907/1908), in: Studienausgabe Band X, Frankfurt am Main 1969, S. 169–179, insbes. S. 172 ff.

  92. 92.

    Arno Schmidt, Berechnungen I und II, in: Rosen & Porree, Karlsruhe 1959, S. 283–308, insbes. S. 293 ff.

  93. 93.

    Vgl. die auf das 20. Jahrhundert bezogene, doch um nichts weniger im ferneren Rückblick gültige Diagnose von Alexander Mitscherlich, Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie, München 1963/1973, insbes. S. 341 f.: Ein „realitätsfernes Ichideal“ … „bildet sich aus den Größenphantasien, welche die Ohnmacht kompensieren müssen. In diese träumerische Wirklichkeitsverkennung fügt sich der idealisierte »Führer« mühelos ein.“

  94. 94.

    Karl Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie (1949/1953), in: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Sämtliche Schriften 2. Stuttgart 1983, S. 7–239. Zum eschatologisch-ethnologisch-soziologisch-politischen Gesamtkomplex vgl. Wilhelm E. Mühlmann, Chiliasmus und Nativismus. Studien zur Psychologie, Soziologie und historischen Kasuistik der Umsturzbewegungen. Berlin 1961, insbes. S. 281–290: „Die eschatologische Thematik“.

  95. 95.

    Wie etymologisch herleitbar, so sind beide Bedeutungen auch in Machiavellis Verwendung des Wortes „arte“ enthalten. Ob man daher seine Schrift über die „Arte della guerra“ (wie es immer wieder geschieht) als „Die Kunst des Krieges“ übersetzen sollte, bleibt fraglich. Vgl. Niccolò Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band. Hrsg. und mit einem Vorwort von Dr. Alexander Ulfig. Frankfurt am Main 2006, S. 709–856.

  96. 96.

    Vgl. den Wiederabdruck im vorliegenden Band.

  97. 97.

    Friedrich der Große, Der Antimachiavell (1739/1740), in: Die Werke Friedrichs des Großen. In deutscher Übersetzung. Zehn Bände. Siebenter Band: Antimachiavell und Testamente, hrsg. von Gustav Berthold Volz. Berlin 1912, S. 1–114.

  98. 98.

    So Friedrich der Große: „Da das Heerwesen die Grundlage Preußens bildet, so muss unumgänglich die Liebe zum Waffenberuf in dem Knaben erweckt werden.“, in: „Prinzenerziehung.“ Schlussabschnitt zu: „Das politische Testament von 1752.“, in: Die Werke Friedrichs des Großen. Siebenter Band, S. 187–193, hier zitiert S. 189. Zu den fatalen Folgen solcher (keineswegs sich auf den Adel beschränkender) Kriegspädagogik vgl. Emilio Willems, Der preußisch-deutsche Militarismus. Ein Kulturkomplex im sozialen Wandel, Köln 1984, z. B. S. 21: „Den Machthabern des preußischen Staates gelang es, eine Gesellschaft zu entwickeln, in der alle Gruppen, Klassen und Institutionen nach und nach Formen annahmen, die gegebenenfalls den Erfordernissen des Krieges und der Kriegsvorbereitung dienstbar gemacht werden konnten.“ – Es entbehrt vor diesem Hintergrund nicht der Ironie, dass der allem Kriegerischen abholde René König gegen Ende der Zwanziger Jahre als eine Art „Prinzenerzieher“ fungierte, indem er den Enkel des letzten deutschen Kaisers, den Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, in Berlin für dessen Studienabschluss trainierte. „J’attends le prince, avec lequel je travaille pour son examen en philosophie,“ berichtete er am 11. Dezember 1928 seiner Mutter. Zuvor schon hatte er mit Louis Ferdinand Karneval gefeiert und war mit ihm zu Besuch bei dem Philosophen Max Dessoir gewesen. Im zweiten Teil seiner „Erinnerungen“ schilderte König eine 1932 gemachte Einladung in seine Grunewald-Wohnung, an der auch der von ihm so benannte „kleine Prinz“ teilnahm, „den Ziegenfuß für die Prüfung in Nationalökonomie und ich in französischer Literatur des 18. Jahrhunderts vorbereitete, obwohl er unserer Hilfe gar nicht bedurft hätte.“ (René König, Nebenbei geschehen. Erinnerungen. Texte aus dem Nachlass, in: Autobiographische Schriften, hrsg. von Mario und Oliver König (= Schriften ּ Ausgabe letzter Hand ּBand 18), Opladen 1999, S. 345.) Im Frühjahr 1930 hoffte der vierundzwanzigjährige König (wie er wiederum seiner Mutter berichtete) auf eine Stellung als „Prinzenerzieher“ bei einer aristokratischen Familie in der französischen Touraine, doch zerschlug sich dieses Projekt. Dergleichen Tätigkeiten boten in der Zeit der Wirtschaftskrisen arbeitslosen Jungakademikern eine Verdienstmöglichkeit, die vorübergehend auch der sechsundzwanzigjährige Karl Löwith nutzen musste: „Nach der Promotion (1923) bei M. Geiger mit einer Arbeit über Nietzsche und auf dem Höhepunkt der Inflation übernahm ich eine Hauslehrerstelle auf einem Mecklenburgischen Gut…“ Vgl. Karl Löwith, Curriculum vitae (1959), in: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht. Stuttgart 1986, S. 146–157, hier zit. S. 148.

  99. 99.

    Herfried Münkler, Machiavelli. Die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz, Frankfurt am Main 1982. – Mit Münklers Buch setzte sich René König – der Komplexität der rezensierten Schrift nicht ganz gerecht werdend – 1985 in einer „Notiz…“ auseinander, die im vorliegenden Band wieder abgedruckt ist; s. Kap. Notiz über die verschiedenen Interpretationsweisen von Niccolò Machiavelli

  100. 100.

    Dirk Hoeges, Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München 2000.

  101. 101.

    Volker Reinhardt, Machiavelli oder Die Kunst der Macht. Eine Biographie, München 2012.

  102. 102.

    Vgl. dazu V. Reinhardt, Machiavelli, S. 31/32.

  103. 103.

    Marcus Tullius Cicero, Tusculanae disputationes (45 v. Chr.). Gespräche in Tusculum. Lateinisch-deutsch mit ausführlichen Anmerkungen neu herausgegeben von Olof Gigon, München 1951, insbes. Zweites Buch, S. 122 ff. Vgl. dazu auch Hans Peter Thurn, Das Gleichnis vom Gärtner und Hirten, in: Kulturbegründer und Weltzerstörer. Der Mensch im Zwiespalt seiner Möglichkeiten. Stuttgart 1990, S. 10–21.

  104. 104.

    Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band, S. 714.

  105. 105.

    Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band, S. 714.

  106. 106.

    Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band, S. 715.

  107. 107.

    Lucius Annaeus Seneca, Über die Milde (Ad Neronem Caesarem de clementia), verfasst wahrscheinlich in den Jahren 54/55 n. Chr.; hier zitiert nach Seneca, Von der Seelenruhe. Philosophische Schriften und Briefe, hrsg. von Heinz Berthold, Leipzig 1980, S. 95–133, insbes. S. 133. Vgl. auch Hans Peter Thurn, Kulturbegründer und Weltzerstörer, Stuttgart 1990, S. 12 ff. und 22 ff. Das Schicksal des von Nero in den Tod getriebenen Seneca vor Augen, wird Machiavelli als politischer Schriftsteller umso vorurteilsloser über die Mentalität der Herrschenden und die Gefährdung ihrer Untertanen nachgedacht haben.

  108. 108.

    Zu diesen wechselnden Selbstdefinitionen vgl. Dirk Hoeges, Machiavelli, München 2000, S. 53, 75, 134 f. – Zu Machiavellis Selbstverständnis und Tätigkeit als „poeta“ vgl. Dirk Hoeges, Niccolò Machiavelli. Dichter – Poeta. Mit sämtlichen Gedichten deutsch/italienisch. Con tutte le poesie tedesco/italiano, Frankfurt am Main 2006.

  109. 109.

    Auf diese Charakterisierung, die Machiavelli schon im 16. Jahrhundert zuteil wurde, wies Dirk Hoeges hin, in: D. H., Machiavelli. Dichter – Poeta, Frankfurt am Main 2006, S. 20 (Text und Anmerkung).

  110. 110.

    Zum bis über die Alpen reichenden Einfluss dieser Gattungen vgl. Walter Hinck, Das deutsche Lustspiel des 17. und 18. Jahrhunderts und die italienische Komödie. Commedia dell’arte und Théâtre italien, Stuttgart 1965.

  111. 111.

    Zu dieser Methodik vgl. allgemein Clifford Geertz, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt am Main 1987, insbes. S. 7 ff.

  112. 112.

    Georg Lukács, Ästhetik. In vier Teilen, Berlin und Neuwied 1972, Dritter Teil, S. 56 und 175. Vgl. auch Georg Lukács, Die Eigenart des Ästhetischen. Werke Band 11 und 12, Neuwied 1963, 2. Halbband, 12. Kapitel, S. 193–266, wo die Eigenart dieser Kategorien ausführlich dargestellt wird. Allerdings irrte Lukács, als er meinte, dass „Macchivelli den Fürsten die Religiosität dringend anempfiehlt“; vielmehr rät Machiavelli lediglich, dass der Fürst, „wenn man ihn sieht, ganz von Milde, Treue, Aufrichtigkeit, Menschlichkeit und Frömmigkeit erfüllt scheint (italienisch: „paia“). Und es gibt keine Eigenschaft, deren Besitz vorzutäuschen notwendiger ist, als die letztgenannte.“ (italienisch: „a parere di avere che questa ultima qualità.“) N. Machiavelli, Il Principe/Der Fürst. Italienisch/deutsch, Stuttgart 1986/2007, S. 138 f. – Georg Lukács, Die Zerstörung der Vernunft. Der Weg des Irrationalismus von Schelling zu Hitler, 3. Auflage Berlin und Weimar 1984, S. 175.

  113. 113.

    Reinhart Koselleck entwickelte in seiner Reflexion über Herodot und Thukydides die These, „auch die Ethnographie“ gehöre „zu den ursprünglichen Methoden, um Historie durch räumliche Differenzbestimmungen und daraus ableitbare unterschiedliche Erfahrungserschließungen möglich zu machen.“ (Unterstreichungen von Koselleck) Zitiert nach R. Koselleck, Arbeit am Besiegten (1984), in: Zeitschrift für Ideengeschichte. Heft VI/1, 2012, S. 10. – Wie schon Carl Schmitt bemerkte, stand auch der 1849 von Louis-Napoléon Bonaparte als Minister entlassene französische Politiker, Ethnograph der „Neuen Welt“ („Über die Demokratie in Amerika“, 1835–1840) und Geschichtsschreiber Alexis de Tocqueville (etwa mit seinem Werk „Der alte Staat und die Revolution“, 1856) in dieser Tradition; vgl. dazu Reinhard Mehring, Das Lachen der Besiegten. Carl Schmitt und Gelimer, in: Zeitschrift für Ideengeschichte. Heft VI/1, 2012, S. 32 f.

  114. 114.

    Giorgio Vasari, Le vite de‘ più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani, da Cimabue insino a’tempi nostri, descritte in lingua toscana da Giorgio Vasari, pittore aretino, con una sua utile e necessaria introduzione a le arti loro. 1. Ausgabe Florenz 1550; 2., erweiterte Fassung Florenz 1568. Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, übersetzt von Ludwig Schorn und Ernst Förster, neu hrsg. und eingeleitet von Julian Kliemann, Worms 1988. Zum biographischen und historischen Kontext vgl. Roland Le Mollé, Giorgio Vasari. Im Dienst der Medici, Stuttgart 1998.

  115. 115.

    Vgl. dazu Ross King, Machiavelli. Philosoph der Macht, München 2009, S. 74, 107 f., 158 u. ö.

  116. 116.

    Schreiben vom 2. April 1527, zit. nach N. Machiavelli, Gesammelte Schriften. Fünfter Band, München 1925, S. 544 f. (75. Brief).

  117. 117.

    Vgl. Dirk Hoeges, Machiavelli, S. 77 ff.

  118. 118.

    Ausführlich dazu: Dirk Hoeges, Machiavelli, S. 141 ff.; Ross King, Machiavelli, S. 234 ff.

  119. 119.

    Franz-Joachim Verspohl, Michelangelo Buonarotti und Niccolò Machiavelli. Der David, die Piazza, die Republik, Bern und Wien 2001. – Ob aber Machiavelli mit einem Bildenden Künstler eine ähnlich intensive Beziehung pflegte wie später etwa Galileo Galilei mit dem florentinischen Maler Ludovico Cigoli, ist fraglich; vgl. Erwin Panofsky, Galileo Galilei und die Bildkünste. Vorgestellt von Horst Bredekamp, Zürich 2012.

  120. 120.

    Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band, S. 854. Aus derartigen Gründen plädierte Machiavelli für eine Beteiligung aller Bürger am politischen Geschehen, mithin auch an der Landesverteidigung, weshalb er als Vorsteher der Kanzlei der „Dieci della guerra e di Balìa“ für eine Bürgerwehr anstelle eines Söldnerheeres votierte und sie (wiewohl ohne Fortüne) durch öffentliche Musterungen auf der florentinischen Piazza zu organisieren begann. – Zu den Ratgebern, die seitens der Mächtigen überhört und missachtet wurden, dürfte sich beim Schreiben dieser Stelle 1519/1520 auch der entlassene Machiavelli selbst gerechnet haben. Dazu passt die im 22. Kapitel des „Principe“ gegebene Empfehlung, ein kluger Herrscher möge gute Mitarbeiter um sich scharen und diese anständig entlohnen, um sie an sich und sein Staatswesen zu binden.

  121. 121.

    So Franz-Joachim Verspohl, Michelangelo Buonarotti und Niccolò Machiavelli, S. 81, 83 f., 128 u. ö. – Schon Antonio Gramsci hatte mit Bezug auf Luigi Russo Machiavelli als „Künstler der Politik“ bezeichnet und den „Principe“ allegorisch gedeutet: Machiavelli gab „seiner Auffassung eine phantastische, künstlerische Form. Das Element der Lehre und der Rationalität nimmt in einem Condottiere Gestalt an, der in plastischer, »anthropomorpher« Weise das Symbol des »Kollektivwillens« darstellt. Wie sich ein bestimmter kollektiver Wille bildet und sich auf ein bestimmtes politisches Ziel richtet, wird hier nicht in Form ausführlicher Darlegung und pedantischer Aufzählung von Prinzipien und Handlungskriterien unterbreitet, sondern als Qualitäten, Charakteristika, Pflichten, Notwendigkeiten einer konkreten Person dargestellt, was die künstlerische Phantasie der Menschen anregt, die überzeugt werden sollen, und den politischen Leidenschaften konkretere Form verleiht.“ Zitiert nach Antonio Gramsci, Philosophie der Praxis. Eine Auswahl. Hrsg. und übersetzt von Christian Riechers und mit einem Vorwort von Wolfgang Abendroth, Frankfurt am Main 1967, S. 283 („Notizen über die Politik Machiavellis“).

  122. 122.

    Zur Geschichte und Bedeutung der Bildhauer-Metapher und ihrer auch pädagogischen Akzente vgl. Johannes Bilstein, Bilder für die Gestaltung des Menschen, in: Neue Sammlung. Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft. 32. Jahrgang/Heft 1. Januar/Februar/März 1992, S. 110–133, insbes. S. 118 ff. („Bildhauer und Hebammen“).

  123. 123.

    Machiavelli, Discorsi, Stuttgart 1966, S. 45.

  124. 124.

    Machiavelli, Die Kunst des Krieges, S. 854. – Im Horizont des Nationalsozialismus hat dann 1935 Hans Freyer das von ihm so genannte „Gleichnis der erwachenden Marmorblöcke“ zur Beschwörung deutsch-völkischer Staatsgestaltung „unter der weisen Faust neuer Cäsaren“ missbraucht. Hans Freyer, Pallas Athene. Ethik des politischen Volkes, Jena 1935, insbes. S. 95 ff. („Aufbruch und Gestalt“), hier zit. S. 108 und 119. Auch die Gärtner-Metapher (S. 100) und den alten Topos vom „Bienenschwarm“ (S. 104) benutzte Freyer, um seinen pathetischen Text bildhaft aufzuladen.

  125. 125.

    Grundlegend dazu: Ernst Kris/Otto Kurz: Die Legende vom Künstler. Ein geschichtlicher Versuch, Wien 1934; Neuausgabe Frankfurt am Main 1980 u. ö. – Welche Probleme gegenseitiger Über- und Unterordnung sich im wankelmütigen Verhältnis zwischen eminentem Künstler und mächtigem Politiker ergeben können, schildert Horst Bredekamp, Antipoden der Souveränität: Künstler und Herrscher, in: Ulrich Raulff (Hg.), Vom Künstlerstaat. Ästhetische und politische Utopien, München Wien 2006, S. 31–41.

  126. 126.

    Niccolò Machiavelli, La Vita di Castruccio Castracani da Lucca/Das Leben des Castruccio Castracani von Lucca. Italienisch-deutsch. Übertragen und mit Anmerkungen versehen von Helga Legers. Mit einem Geleitwort von Arrigo Benedetti und einer Einleitung von Enzo Calani, Köln Wien 1969, S. 32. – Auf die Analogie dieser von Machiavelli erfundenen Entdeckung zu Moses verweist ausführlich Dirk Hoeges, Machiavelli, S. 156–166 („Moses – «Fürst» und Kultfigur der Renaissance“).

  127. 127.

    N. Machiavelli, Castruccio Castracani, italienisch-deutsch, S. 64 und 67. Zur Interpretation dieser Novelle vgl. auch D. Hoeges, Machiavelli, S. 174–177.

  128. 128.

    Xenophon, Erinnerungen an Sokrates. Griechisch-deutsch herausgegeben von Peter Jaerisch, München und Zürich 1987, S. 214/215 (Drittes Buch, Zehnter Abschnitt).

  129. 129.

    Xenophon, Erinnerungen an Sokrates, S. 216/217.

  130. 130.

    Machiavelli, Der Fürst, Stuttgart 1978, S. 86. Der Principe nuovo solle „non… imitare, ma debbe pigliare…“, heißt es im italienischen Original eindeutig.

  131. 131.

    Weswegen Machiavelli in seinen historischen und theoretischen Schriften wie ein Soziologe avant la lettre auch diesen Aspekt immer wieder erörtert.

  132. 132.

    Ausführlich dazu: Ernst Kris/Otto Kurz, Die Legende vom Künstler, S. 64 ff. – Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an Leonardos Bemerkung, die Malerei sei „Enkelin der Natur … und Gott verwandt“, weswegen ihm auch der Maler als „Herr und Gott“ über seine Eindrücke und Schöpfungen erscheint: Leonardo da Vinci, Traktat von der Malerei (1498), Jena 1925, hier zit. S. 10 und 14.

  133. 133.

    Marsilio Ficino, Über die Liebe oder Platons Gastmahl (1469). Lateinisch-deutsch. Übersetzt von Karl Paul Hasse. Hrsg. und eingeleitet von Paul Richard Blum, Hamburg 2004, S. 58/59.

  134. 134.

    Dass die Künstler und Autoren, aber auch Akteure jenseits ästhetischer Milieus sich mit dieser para-religiösen Einstellung intellektuell und mental auf dem Weg von der Renaissance in den Manierismus begaben, zeigte ausführlich Gustav René Hocke, Die Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst. Von 1520 bis 1650 und in der Gegenwart, Reinbek bei Hamburg 1957, hier zitiert S. 37. Explizit auf Machiavelli bezieht sich in diesem historischen Kontext auch Arnold Hauser, Der Manierismus. Die Krise der Renaissance und der Ursprung der modernen Kunst, München 1964, S. 81 ff.: „VI. Die Autonomie der Politik. 1. Machiavellis kopernikanische Tat.“

  135. 135.

    Platon, Timaios 28c, 29a, 41c, 42d, in: Sämtliche Werke Band 5: Politikos, Philebos, Timaios, Kritias. Nach der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher und Hieroymus Müller mit der Stephanus-Numerierung hrsg. von Walter F. Otto, Ernesto Grassi, Gert Plamböck. Hamburg 1959, hier zit. S. 154.

  136. 136.

    Vgl. dazu Ernst Robert Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Exkurs XXI: Gott als Bildner, 4. Auflage Bern und München 1963, S. 527–529. – Hans Leisegang, Die Gnosis, Leipzig o. J., S. 285, 316, 323, 342, 348 f. u. ö. – Serge Sauneron und Jean Yoyotte, Ägyptische Schöpfungsmythen. III. Der Demiurg, in: Mircea Eliade (Hrsg.), Die Schöpfungsmythen, Düsseldorf 2002, S. 44–50.

  137. 137.

    Hans Blumenberg, Grundmythos und Kunstmythos, in: Arbeit am Mythos, Frankfurt am Main 1979, S. 193–238; zum Demiurgen ebendort passim.

  138. 138.

    Gerd Hoeges, Machiavelli, S. 190. Auch Savonarola besaß demiurgische Qualitäten, wie Hoeges (S. 151) vermerkt.

  139. 139.

    Dolf Sternberger, Machiavelli oder die Dämonologik, in: Drei Wurzeln der Politik. Schriften II, 1. Frankfurt am Main 1978, S. 157–265.

  140. 140.

    Hans Blumenberg, Der Titan in seinem Jahrhundert, in: Arbeit am Mythos, Frankfurt am Main 1979, S. 605–689.

  141. 141.

    So Machiavelli im XVIII. Kapitel des „Principe“, mit Hinweis auch auf die theriomorphe Eigenart des Herrschers, der verstehen soll, „die Natur des Tieres und des Menschen anzunehmen.“ (Der Fürst, S. 72) Die Löwe-Fuchs-Metapher war seit Plutarch bekannt und wurde emblematisch häufig unter dem Motto des „bonus princeps“ versinnbildlicht, gelegentlich sogar in Verbindung mit dem nautischen Bild vom umsichtigen „Steuermann“, welcher ein Fürst sein müsse, um sein Staatsschiff unbeschadet durch die Fluten zu lenken. Dieser Navigator-Chiffre bediente sich beispielsweise Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert in seiner Schrift „De regimine principum“: Über die Herrschaft der Fürsten. Übersetzung von Friedrich Schreyvogl. Nachwort von Ulrich Matz, Stuttgart 1971, 14. Kapitel, S. 52 ff.

  142. 142.

    N. Machiavelli, Il Principe/Der Fürst. Italienisch/deutsch. Stuttgart 1986/2007, Abschnitt XVIII, S. 136. – Klinisch betrachtet, handelt es sich bei solchen Herrschern um den Typus des extremen, hypertrophen „Pseudologen“ auf politischem Terrain (wie auch Hitler einer war); vgl. dazu P. J. van der Schaar, Dynamik der Pseudologie. Der pseudologische Betrüger versus den großen Täuscher Thomas Mann, München/Basel 1964; sowie Hans Peter Thurn, Kulturbegründer und Weltzerstörer, Stuttgart 1990, S. 170 ff.

  143. 143.

    Niccolò Machiavelli, Beschreibung der Art, wie der Herzog Valentinois Vitellozzo Vitelli, Oliverotto von Fermo, den Signor Pagolo Orsini und den Herzog von Gravina Orsini gefangennahm und tötete, in: Gesammelte Schriften. Zweiter Band. München 1925, S. 149–157, hier zit. S. 152. Den in dieser Novelle verfremdend beschriebenen Vorgang hatte Machiavelli zuvor bereits im 43. und 44. seiner „Gesandtschaftsbriefe“ nüchterner geschildert: auch dies ein Beispiel für seine poetische Technik der typisierenden, allegorisierenden Entrealisierung, der Fiktionalisierung von Fakten.

  144. 144.

    Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien, Leipzig o. J., S. 106.

  145. 145.

    Vgl. dazu Heinz Otto Burger, Dasein heißt eine Rolle spielen. Das Barock im Spiegel von Jacob Bidermanns ‚Philemon Martyr‘ und Christian Weises ‚Masaniello‘, in: ‚Dasein heißt eine Rolle spielen.‘ Studien zur deutschen Literaturgeschichte, München 1963, S. 75–93.

  146. 146.

    Dass dazu wie überhaupt zu jeglichem Demiurgenakt weniger kopistenhaft mimetische als vielmehr intermittierend persuasive Begabungen vonnöten sind, unterstrich Hans Blumenberg, Nachahmung der Natur. Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen, in: Wirklichkeiten in denen wir leben. Aufsätze und eine Rede, Stuttgart 1981, S. 55–103, insbes. Abschnitt III, S. 64–70.

  147. 147.

    Klaus-Peter Koepping, Trickster, Schelm, Pikaro: Sozialanthropologische Ansätze zur Problematik der Zweideutigkeit von Symbolsystemen, in: Ethnologie als Sozialwissenschaft. Sonderheft 26/1984 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, hrsg. von Ernst Wilhelm Müller, René König, Klaus-Peter Koepping und Paul Drechsel, Opladen 1984, S. 195–215, hier zitiert S. 198. Vgl. auch Lewis Hyde, Trickster makes this world. Mischief, Myth, and Art, New York 1998. Zu den künstlerischen Varianten vgl. Jean Starobinski, Porträt des Künstlers als Gaukler. Drei Essays, Frankfurt am Main 1985.

  148. 148.

    Klaus-Peter Koepping, Trickster…, S. 198.

  149. 149.

    Paul Valéry, Eupalinos oder der Architekt (1923), übertragen von Rainer Maria Rilke, Frankfurt am Main 1973, im Dialog zwischen Sokrates und Phaidros die Leistungen des Demiurgen erörternd S. 164 ff.

  150. 150.

    Niccolò Machiavelli, Der Erzteufel Belfagor wird von Pluto auf die Erde gesandt, mit der Verpflichtung, eine Frau zu nehmen. Er kommt, nimmt eine Frau, und unvermögend ihren Hochmut zu ertragen, kehrt er lieber zur Hölle zurück, als sich wieder mit ihr zu vereinigen, in: Gesammelte Schriften. Fünfter Band, München 1925, S. 307–319.

  151. 151.

    Dies betonte schon Arnold Hauser im Machiavelli-Kapitel seines Manierismus-Buchs, S. 87 f.

  152. 152.

    Insofern darf der Titel von René Königs „Versuch einer intellektuellen Autobiographie“ als charakteristisch auch für Machiavellis Lebensauffassung gelten; das belegen unter anderem seine Briefe.

  153. 153.

    Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Zweites Hauptstück: der freie Geist, Abschnitt 28, in: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, München 1967–1977, Band 5, S. 47; sowie: Nachgelassene Fragmente. April-Juni 1885, 34 [102], in: Sämtliche Werke, Band 11, S. 454. Nietzsche betonte auch die stilistische Eleganz des von ihm bewunderten Machiavelli. Über Machiavellis Stil hatte es schon zuvor mancherlei Spekulationen gegeben; Denis Diderot sprach ihm satirische Qualitäten zu, in: Machiavelisme/Machiavellismus. Die Welt der Encyclopédie, ediert von Anette Selg und Rainer Wieland, Frankfurt am Main 2001, S. 251 f. Die entgegengesetzte Auffassung vertrat in Deutschland Christoph Martin Wieland, Ein Wort über Macchiavell’s „Fürsten“, in: Teutscher Merkur 1790, I, S. 59 f. sowie in: Wieland’s Werke. Sechsunddreissigster Theil. Zur ausländischen Literatur. Berlin o. J. (Hempel-Ausgabe), S. 333 f. Es handle sich, führte Wieland aus, beim „Principe“ wohl kaum um eine „versteckte Satire auf die Mediceische Familie“, wie gelegentlich unterstellt werde: „In der That, außerdem daß in Machiavell’s ganzem Buche auch nicht ein einziger Zug guter oder bittrer Laune ist, der den Leser nur von ferne auf die Ahnung, daß Ironie im Hintergrund liege, bringen könnte, so ist wol nicht zu leugnen, daß er an mehr als einem Orte behauptet, daß ein ächter Staatsmann nicht immer ein rechtschaffner Mann sein könne.“ Doch damit habe Machiavelli die Fürsten gewiss „nichts Neues gelehrt“. Vgl. auch Christoph Martin Wieland, Ueber den Anti-Macchiavel Friedrich’s des Großen, in: Teutscher Merkur 1786, III, S. 244–247, sowie in: Wieland’s Werke. Sechsunddreissigster Theil, S. 178–180. Bei derlei stilistischen Zuordnungen wurde allzu vereinfachend (doch nicht von Wieland!) übersehen, dass Machiavelli in seinem breit gefächerten Werk nicht einen Stil pflegte, sondern dass er ein Meister virtuoser Stilvielfalt war.

  154. 154.

    Niccolò Machiavelli, Die Kunst des Krieges, in: Gesammelte Werke in einem Band, S. 856 (Schlussworte des Fabrizio Colonna).

  155. 155.

    Zu diesem Zwiespalt äußerte sich René König nochmals und gewissermaßen abschließend in seiner Besprechung des Machiavelli-Buchs von Herfried Münkler: René König, Notiz über die verschiedenen Interpretationsweisen von Niccolò Machiavelli, in: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 13, 1985, Heft 3, S. 442–446 (wieder abgedruckt in diesem s. Kap. Notiz über die verschiedenen Interpretationsweisen von Niccolò Machiavelli).

  156. 156.

    René König, Die naturalistische Ästhetik in Frankreich und ihre Auflösung. Ein Beitrag zur systemwissenschaftlichen Betrachtung der Künstlerästhetik, Borna-Leipzig 1931. Neuausgabe hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hans Peter Thurn (Schriften ∙ Ausgabe letzter Hand ∙ Band 1), Opladen 1998. Vgl. dazu auch Königs Hinweis, dass er seinen „Weg zur Soziologie über die Kunst gefunden“ habe, in: Leben im Widerspruch, München Wien 1980, S. 34.

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König, R. (2022). Nachwort von Hans Peter Thurn: Metaphern und Mythen der Macht. Zu René Königs Machiavelli-Deutung. In: Thurn, H.P. (eds) Niccolò Machiavelli. René König Schriften. Ausgabe letzter Hand, vol 4. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28219-6_17

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