Zusammenfassung
Soziologisch gesehen handelt es sich beim Begriff der sozialen Normen nicht um allgemeine und absolute, sondern immer nur um spezifische und relative Normen mit begrenztem Geltungsbereich, die in einer Gesellschaft oder in einer beliebigen Teilgruppe anerkannt sind und durchschnittlich befolgt werden. Sie sind also Normen des realen Verhaltens und dienen der Soziologie zur Erklärung gewisser Gleichförmigkeiten und Regelmäßigkeiten des kollektiven Verhaltens. Da alle Wissenschaft mit der Feststellung von Gleichförmigkeiten und Regelmäßigkeiten (Invarianten) zusammenhängt, spielt der Begriff der sozialen Normen schon seit langem eine zentrale Rolle im Aufbau der Allgemeinen Soziologie, wo er zunächst dazu dient, den Erkenntnisgegenstand der Soziologie allgemein zu bestimmen (König 1968). Hier muß aber sogleich einem häufig geäußerten Mißverständnis gegenüber bemerkt werden, daß die Wahrheit dieser Sätze keineswegs impliziert, daß sozial gleichförmiges Verhalten ausschließlich durch Normen bestimmt wird und daß diese selbst immer von der gleichen Art der Gebots- oder Verbotsnormen seien, für deren Nichtbefolgung unmittelbar Sanktionen festgesetzt sind, die gleichermaßen anerkannt werden wie die Normen.
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König, R. (2020). Normen, soziale. In: Legnaro, A., Sack, F. (eds) Materialien zur Kriminalsoziologie. René König Schriften. Ausgabe letzter Hand, vol 13. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28215-8_16
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