Zusammenfassung
Der Beitrag greift das von Karl Mannheim konturierte Theorem des Erfahrungsraums (Mannheim 1980) auf und plädiert auf der Grundlage eines ethnographischen Forschungsprojekts zur familialen Bearbeitung des Übergangs in die Grundschule dafür, neben sozial spezifisch situierten Logiken – wie der des konjunktiven Wissens in Familien – auch gesellschaftliche bzw. institutionelle Diskurse und ihre Wirkungen auf Familien zu berücksichtigen. Nach einer theoretischen Perspektive auf die Einbindung von Familien in Diskurs-Praxis-Formationen (1) und einer Vorstellung des Forschungsprojekts (2) werden drei Fälle dargestellt, um unterschiedliche Konstellationen zwischen Familie und Schule zu veranschaulichen, die sich im Kontext des Übergangs in die Grundschule ergeben (3). Ein spezifisches Augenmerk liegt dabei auf der Entwicklung familialer Bildungsorientierungen im Kontext dieser Konstellationen.
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Notes
- 1.
Siehe hierzu auch: Krinninger et al. 2020 (i. E.).
- 2.
Gemeint ist ein Pedal-Gokart der Firma Berg, die hochpreisige Outdoorspielzeuge herstellt.
- 3.
Hierbei handelt es sich um einen Terminus aus der Landwirtschaft. Heu, Stroh und Erntegut werden in sog. Schwaden, also kleinen Anhäufungen, auf dem Feld abgelegt, sodass sie anschließend zügig abtransportiert werden können.
- 4.
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um dieselbe Einrichtung in der auch Julians Mutter arbeitet.
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Krinninger, D., Kesselhut, K. (2020). Passung und Anpassung. Zur Dynamik von Bildungsorientierungen in den Verhältnissen zwischen Familie und Schule. In: Hermes, M., Lotze, M. (eds) Bildungsorientierungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28187-8_6
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