Zusammenfassung
In der Aufsuchenden Sozialen Arbeit im Gemeinwesen sind Konflikte Ausdruck unterschiedlicher Nutzungsansprüche, widersprüchlicher Interessenlagen und gesellschaftlicher Ungleichheiten. Aufgrund der Transformation von wohlfahrtsstaatlichen zu neoliberalen Arrangements werden Konflikte zunehmend individualisiert und territorial eingeordnet, womit sich auch Aufträge an die Soziale Arbeit im Gemeinwesen weg von einer emanzipatorischen, konfliktorientierten hin zu einer intermediären, vermittelnden Funktion entwickeln. Eine allparteiliche Haltung gegenüber den Akteur*innen in Konfliktsituationen wird dabei zum zentralen Handlungsprinzip. Der Artikel erkundet anhand unterschiedlicher Konzepte der Gemeinwesenarbeit und konkreter Fallbeispiele die Widersprüche und Herausforderungen, die sich für die Soziale Arbeit hinsichtlich einer (all)parteilichen Positionierung in Gemeinwesenkonflikten stellen.
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Notes
- 1.
Teil- und halböffentliche Räume, wie Stationen und Nahverkehrsmittel der Wiener Linien oder die Wiener Gemeindebauten als städtische Wohnhausanlagen, sind zwar im Besitz der Kommune, deren Zugang bzw. Nutzung ist jedoch u. a. durch Hausordnungen eingeschränkt (vgl. MA13, Rahmenkonzept Fair Play 2015, S. 7).
- 2.
Gemäß dem Mitbestimmungsstatut können Hauptmieter*innen städtischer Wohnhausanlagen in Wien in einem passiven und aktiven Wahlrecht ehrenamtliche Mietervertreter*innen bestimmen, die die Interessen der Bewohner*innen gegenüber der Hausverwaltung vertreten sollen: https://www.wienerwohnen.at/mieterin/lebenimgemeindebau/mietermitbestimmung.html.
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Fischlmayr, A. (2020). Gemeinwesen und Konflikte: Widersprüche (all)parteilicher Arbeitsansätze. In: Diebäcker, M., Wild, G. (eds) Streetwork und Aufsuchende Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28183-0_10
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