Zusammenfassung
In diesem Beitrag steht die Interpretation eines narrativen Interviews zum Thema „Rezeption von Appellen des Lebenslangen Lernens“ im Mittelpunkt. In diesem Fall geht es darum, dass das eigene Leben unter dem Maßstab einer ausschließlich positiv verstandenen Bedeutung des Lebenslangen Lernens geschildert wird. Die Funktion dieser Schilderung liegt zum einen darin, gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen und nicht dem Bild einer Person in prekären Verhältnissen zu entsprechen und zum anderen, sich in der Situation der Erzählzeit, die durch Einsamkeit, Trauer und Trennungsschmerz geprägt ist, eine Haltung zu bewahren, die das Ertragen dieser Situation ermöglicht. Als Antwort auf den Neoliberalismus, der an Konkurrenz und Eigenverantwortlichkeit appelliert und dabei auch Ängste vor Exklusion schürt, zeigt diese Rezeption der Appelle des Lebenslangen Lernens die Haltung, sich den gesellschaftlichen Maßstäben anzupassen, selbst wenn das eigene Leben diesen Maßstäben nicht entspricht. Ambivalent ist diese Rezeption einerseits durch die Diskrepanz von Schilderung und immer wieder durchscheinenden anderen realen Bedingungen und andererseits durch die Verbindung von Anpassung, Eigen-Deutung und (vorsichtiger) Kritik.
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von Felden, H. (2020). Ideal und Anpassung. In: von Felden, H. (eds) Selbstoptimierung und Ambivalenz. Lernweltforschung, vol 31. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28107-6_7
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