Zusammenfassung
Staatliche Schuldtitel mit gemeinschaftlicher Haftung, kurz: Eurobonds, sind der Dreh- und Angelpunkt einer politisch-normativen Fragestellung. In welche Richtung wird beziehungsweise soll sich die Eurozone im Rahmen der Staatsschuldenkrise bewegen? Der Beitrag konzentriert sich auf den ordnungspolitischen Blickwinkel. Ökonomisch verstoßen Eurobonds gegen das marktwirtschaftliche Prinzip der Haftung. Marktkontrolle wird durch politische Kontrolle ersetzt. Die damit verbundene Außerkraftsetzung des Zinsmechanismus ist mit hohen impliziten Transfers verbunden, führt zu Kapitalumlenkungen in die Krisenländer und mindert deren Anreize, notwendige Strukturreformen anzugehen. Der Beitrag thematisiert den Bezug zu den bisherigen Rettungsinstrumenten und weist auf rechtliche Bedenken hin.
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Notes
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Abhängig davon, ob eine Europäische Schuldenagentur zwischen den Euro-Staaten auf völkervertraglicher Basis vereinbart oder im EU-Recht verankert wird, könnten das vereinfachte Vertragsänderungsverfahren (Art. 48 Abs. 6 EUV) oder aber sogar das ordentliche Vertragsänderungsverfahren (Art. 48 Abs. 1–5 EUV) notwendig werden, da im letzteren Fall die Kompetenzen der Gemeinschaft erweitert würden. Aufgrund der grundlegenden Bedeutung von Eurobonds für die Wirtschaftsverfassung der EU, dürfte die Einführung über eine Vertragsabrundung (Art. 352 AEUV) ausscheiden. Abweichend vgl. Europäische Kommission (2011, S. 13 f.).
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Literatur
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Meyer, D. (2020). Eurobonds: Eine Weichenstellung für Europa. In: Europäische Union und Währungsunion in der Dauerkrise. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27177-0_13
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