Skip to main content

Sozial- und kulturwissenschaftliche Identitätsforschung im interpretativen Paradigma

  • Chapter
  • First Online:
Symbolisch prekär
  • 1028 Accesses

Zusammenfassung

Die Studie wird disziplinär verortet in der sozial- und kulturwissenschaftlichen Identitätsforschung. Relevante Perspektiven und Ergebnisse der Forschung zu personaler Identität unter Bedingungen symbolischer Prekarität werden diskutiert und für die Untersuchung fruchtbar gemacht. Die exemplarische Bezugnahme auf Auszüge aus empirischen Studien gibt dabei einen ersten Einblick in die angedachte methodische Umsetzung.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Die Verbindung zeigt sich etwa in dem von Robert Ezra Park und Ernest W. Burgess (1921) herausgegebenen Sammelband „Introduction to the Science of Sociology“, der unter anderem Auszüge aus Schriften von William James, John Dewey, Wilhelm Wundt und Georg Simmel in einer Einführung in die Soziologie der Chicago School of Sociology nebeneinanderstellt.

  2. 2.

    Erikson (1976) versteht Identität als epigenetischen Prozess, im Rahmen dessen eine Person neun psychosoziale Entwicklungsstadien durchlaufen muss und deren Bewältigung sie jeweils identitätsbezogene Kompetenzen entwickeln lässt, die sie auf die nächste Stufe mitnimmt.

  3. 3.

    Die (wieder) an Bedeutung gewinnende Forschungsrichtung der mikrosoziologischen Untersuchung der prozesshaften Genese sozialer Ungleichheit knüpft ebenfalls an das interpretative Paradigma an (Behrmann et al. 2018), sodass sich im Verbund eine insgesamt hervorragende Grundlage qualitativer Armutsforschung in ihren verschiedenen Varianten abzeichnet.

  4. 4.

    Zur Erhebung der eigenen Geschichten werden die Jugendlichen zunächst zu den Stationen ihrer Biografie und insbesondere ihrer delinquenten Karriere befragt, dies wird durch offizielle Akten und die Berichte anderer Personen ergänzt und die Jugendlichen werden dazu aufgefordert, diese Stationen mündlich und/oder schriftlich im Detail zu schildern, sodass, in der Regel in mehreren Durchgängen, sukzessive eine ausführliche Geschichte entsteht (Shaw 1966, S. 21 ff.).

  5. 5.

    Eine damit verwandte, jedoch eher sozialpsychologisch oder emotionssoziologisch orientierte Forschungsrichtung befasst sich mit dem Phänomen der Scham im Zusammenhang mit Armut (vgl. Neckel 1991, 2000; Adair 2002; Salentin 2002; Jo 2012; die Beiträge in Chase und Bantebya-Kyomuhendo 2014; Walker 2014). Für eine weitere Forschungsrichtung steht die von Pierre Bourdieu und anderen zusammengestellte Studie „La misère du monde“, die um ein intensives Nachvollziehen der Perspektiven der Interviewten bemüht ist und in manchen der Fallanalysen den Charakter einer Sozialreportage besitzt, die die Interpretation zu einem Gutteil der Rezeption überlässt (z. B. Bourdieu 1998b).

  6. 6.

    Im Folgenden wird eine Auswahl diskutiert. Insbesondere in den USA und Großbritannien liegen darüber hinaus zahlreiche weitere Untersuchungen vor, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Für den deutschen Kontext kann nur auf wesentlich weniger Arbeiten verwiesen werden.

  7. 7.

    So dokumentiert beispielsweise Margaret K. Nelson (2002, S. 590) eine ihrer Leitfadenfragen: „In general, there has been a lot of discussion of welfare and time limits for women on welfare. How do you feel about these issues? Do you think the government should offer more or less support than it now does? Why?“. Exemplarisch gibt sie Einblick in die so vorstrukturierte Interviewinteraktion: „Whenever the interviewer used the word rely to describe her (der Befragten; ST) relationship with an agency or individual from whom she drew support, she challenged that interpretation of her behavior: ‚Rely! See, that rely word isn’t one that I do. I’m a very self-sufficient woman“ (ebd., S. 591). Ganz ähnliche Fragetypen nutzen Pemberton et al. (2016, S. 31): „When you hear the way that people experiencing low income on T. V. are represented, how does that make you feel?“. In der Studie von Linda I. Reutter et al. (2009, S. 303) lautet eine zentrale Frage: „What would you like nonpoor people to know about those living in poverty?“. Mark R. Rank (1994, S. 39) integriert neben Fragen zum eigenen Leistungsbezug auch Fragen, „which focused on the needs, behaviors, and reasons why other welfare recipients were receiving aid“. Selbst Toolis und Hammack (2015a, S. 67), die in ihrer Studie zu wohnungslosen Jugendlichen einen narrativen Ansatz verfolgen, greifen auf detaillierte Leitfadenfragen zurück, die die Narrative, die sie untersuchen, mitstrukturieren, zum Beispiel: „Before we go into more detailed questions, could you give me a brief timeline of your life up to this point? What was a high point in your life? What was a low point in your life? What was a turning point in your life, when things really changed?“ (ebd., S. 67) oder „How have you changed?“ (ebd.). Es ist in den Studien offensichtlich, dass diese Art, Fragen zu formulieren, die Ergebnisse zum Teil vorstrukturiert.

  8. 8.

    Ludwig orientiert sich an dem im symbolischen Interaktionismus geprägten Begriff der Karriere. Sie untersucht Armutskarrieren im Sinne der dynamischen Armutsforschung hinsichtlich objektiver Verläufe und handlungstheoretisch hinsichtlich der Möglichkeiten der Betroffenen, mit den Umständen umzugehen.

  9. 9.

    Die Studie fokussiert Stigmaerleben sozial benachteiligter übergewichtiger Jugendlicher.

  10. 10.

    In anderen Teilen verfahren sie wiederum vorrangig inhaltsanalytisch, zum Beispiel hinsichtlich der Aussagen der Befragten, aufgrund äußerer Umstände keine Erwerbstätigkeit zu finden: „Rehabilitation [d. h. die stigmatisierte Position zu verlassen; ST] is possible only via an exit from the system and a return to the position of a ‚decent taxpayer‘ and worker. But in many if not most cases this is not a matter of individual choice: access to employment depends on external circumstances, a fact which the new benefits discourse tends to ignore. [Sie zitieren aus einem Interview; ST] ‚[…] [T]he broad majority of society is of the opinion that people who have no job are to blame for that. There are millions of people who, where there are always reasons, it has a reason for everyone in the end‘“ (Fohrbeck et al. 2014: Abs. 7.1).

  11. 11.

    Das erweist sich auch als Forschungsverständnis der Gesamtstudie (Dörre et al. 2013), in der es um Erwerbsorientierungen von Personen im AlG II-Leistungsbezug geht. Das Ergebnis wird wie folgt zusammengefasst: „Die Typologie [auf der obersten Ebene bestehend aus: Um-Jeden-Preis-Arbeiterinnen; Als-Ob-Arbeiterinnen; Nicht-Arbeiterinnen; ST] belegt, dass die große Mehrzahl der Befragten von sich aus und unabhängig von strengen Zumutbarkeitsregeln bestrebt ist, aus der Erwerbslosigkeit herauszukommen […]. Das in der Öffentlichkeit kommunizierte Bild passiver Erwerbsloser entspricht nicht der Realität. […] Nur beim Typus der Nicht-Arbeiterinnen findet sich eine Nichtbeachtung der Erwerbsnorm. […] Hinweise, die auf eine generelle Abkehr der Befragten von bürgerlichen Werten, von Leistungsprinzip und Aufstiegsstreben schließen lassen, liefert die Typologie subjektiver Erwerbsorientierungen nicht“ (ebd., S. 122). Exemplarisch zeigt ein Zitat aus der Typenbeschreibung der „Um-Jeden-Preis-Arbeiterinnen“ das inhaltsanalytische Vorgehen: „Herr Sommer sieht sich selbst in der Pflicht, mit viel Initiative nach Arbeit zu suchen. […] Jegliche Arbeitssuche, so betont er, geschehe unabhängig von irgendeiner Arbeitsmarktinstitution: ‚Ich hab mich ja beworben. Aber ich hab mich nicht des Amtes wegen beworben, sondern weil ich arbeiten will. Ich hab n Haus zu unterhalten. Ich hab Kinder, für die ich zahlen muss. Ich habe ne Exfrau, für die ich zum Glück nichts zahlen muss. Und ich möchte irgendwo auch mal leben, wenn ich ganz ehrlich bin.‘ […] Mit diesem Selbstverständnis zählt Herr Sommer zu den überaus engagierten und erwerbsarbeitsorientierten Leistungsbeziehern“ (ebd., S. 138; Herv. i. Orig.).

  12. 12.

    Es liegt eine Arbeit vor, die einen – wie sich zeigt: entfernt – verwandten Gegenstand narrationsanalytisch bearbeitet: Ove Sutters (2013) Studie „Erzählte Prekarität“ über „autobiografische Verhandlungen von Arbeit und Leben im Postfordismus“, in der der Autor biografische Erzählungen Erwerbstätiger im Feld der prekären immateriellen Arbeit in Österreich analysiert (konkret: Erwachsenenbildung; Forschung/Wissenschaft; Journalismus). Da Sutter ein anderes, arbeitssoziologisches Verständnis von Prekarität zugrunde legt (vgl. Abschn. 1.2.3.2) und damit weiter entfernt vom hier im Zentrum stehenden Gegenstand ist als der Titel der Publikation impliziert, wird diese Untersuchung hier nicht weiter rezipiert.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Sonja Teupen .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Teupen, S. (2019). Sozial- und kulturwissenschaftliche Identitätsforschung im interpretativen Paradigma. In: Symbolisch prekär . Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26974-6_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26974-6_2

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-26973-9

  • Online ISBN: 978-3-658-26974-6

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics