Zusammenfassung
Der Aufsatz lotet die im- und expliziten Vergangenheitsbezüge aus, die mit ‚Rahmen‘ in Verbindung stehen. Berücksichtigt werden dabei verschiedene Bedeutungsdimensionen unterschiedlicher Rahmenbegriffe. Vertiefender betrachtet werden die gedächtnistheoretisch ausgerichtete Verwendung des Konzepts ‚Bezugsrahmen‘ bei Maurice Halbwachs und die erinnerungs- bzw. vergessensrelevanten Elemente des Goffman’schen ‚Interaktionsrahmens‘. Anschließend wird der Blick geweitet, um diese beiden Rahmenkonzepte zusammen mit benachbarten Rahmenbegriffen auf ihren epistemologischen Nutzen für die sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung zu prüfen.
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Im französischen Original Les cadres sociaux de la mémoire stehen die ‚Rahmen‘ an prominenter Stelle. In der deutschen Übersetzung werden sie nicht nur im Titel (Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen) vielfach durch Synonyme ersetzt. Damit werden die verschiedenen, vom Rahmenbegriff implizierten Referenzen und in der Halbwachs’schen Ausarbeitung offengehaltenen Mehrdeutigkeiten eingeschränkt (Halbwachs 1967, 1985, 2003). Somit gilt einerseits bei der heuristischen Rekonstruktionsarbeit durch Leser*innen der ins Deutsche übersetzten Publikationen Halbwachs, die vielfältigen Bezugspunkte, Anknüpfungen und Bedeutungsdimensionen des Rahmenbegriffs wahrzunehmen, und andererseits dafür sensibel zu sein, auch dort Rahmen(elemente) zu erkennen oder zu vermuten, wo in den Übersetzungen bspw. von, Bedingungen, Konvention, Schema, Kategorie die Rede ist. Vgl. dazu auch Dimbath 2013, S. 27–28.
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Döbler, MK. (2023). Rahmen. In: Sebald, G., et al. Handbuch Sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26556-4_11
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