Skip to main content

Die Stimme der Verbraucherinnen und Verbraucher: Diskursiver politischer Konsum on/offline

  • Chapter
  • First Online:
  • 7465 Accesses

Part of the book series: Kritische Verbraucherforschung ((KV))

Zusammenfassung

Wenn über das transformative Potential von Konsum nachgedacht wird, erscheint es unumgänglich, dies auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive zu tun. D. h. danach zu fragen, ob, wo und wie Konsumierende anstreben auch politische Gestaltungsmacht zu erreichen und ob sich dabei Ansätze einer Kollektivierung von Verbraucherinteressen erkennen lassen. Hierbei ist es naheliegend, den Blick empirisch auf das Phänomen des politischen Konsums zu richten. Bislang wurde dieser fast ausschließlich in seiner Form als ökonomisch vermittelter politischer Konsum untersucht, also bspw. der Boykott von Monsanto und den Buykott von Alnatura und Demeter. Daraus folgt, dass die Anliegen und Motive der politisch Konsumierenden häufig unklar und ohne Stimme bleiben. Dieser exit-zentrierte Blick auf politischen Konsum erscheint angesichts der zunehmenden digitalen Kommunikationsmöglichkeiten sehr begrenzt. Der Beitrag geht entsprechend der Frage nach, wie politisch Konsumierende diese Kommunikationsmöglichkeiten nutzen. Am Beispiel ihrer Social-Web-Nutzung wird untersucht, ob sich neue Formen der politischen Einflussnahme im Feld Konsum zeigen und ob und wie die Digitalisierung dazu beiträgt, das transformative Potential politischen Konsums zu erhöhen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Lifestyle-politics bezeichnet allgemein im Anschluss an Giddens eine Politisierung des Alltags, deren Auslöser Mechanismen der Entbettung und Reflexivierung sind. Ausgangspunkt ist „a realization that one’s everyday decisions have global implications, and that global considerations should therefore affect lifestyle choices“ (Moor 2014, S. 4; siehe auch Giddens 1991, S. 210; Witterhold 2017, S. 127 f.).

  2. 2.

    Der Begriff der Digitalisierung wird verwendet, um über webbasierte Kommunikations- und Informationsgelegenheiten hinaus auf einen grundlegenden Wandel des Alltags, aber auch des Politischen hinzuweisen und beispielsweise auch die Entwicklung von Software für Abstimmungsverfahren berücksichtigen zu können.

  3. 3.

    Der Teilnahmeaufruf wurde mittels in einer Vorstudie (Yang und Baringhorst 2016) erhobenen Web-Projekten zu politischem Konsum verbreitet. Interessierte wurden so zu einem Onlinefragebogen weitergeleitet, mittels dessen sowohl die Kontaktdaten wie auch sozio-ökonomische Daten und die Social-Web-Nutzung im Kontext von politischem Konsum erhoben wurden. Darauf erfolgte die Auswahl der Partizipanten (N = 26) in Anlehnung an das Theoretical Sampling, um eine möglichst große Bandbreite unterschiedlicher Partizipations- und Nutzungstypen untersuchen zu können. Dieser Teil der Erhebung fand sukzessive zwischen März 2012 und Juli 2013 statt. Daran anschließend wurden Gruppendiskussionen sowie eine repräsentative Online-Befragung durchgeführt, die jedoch nicht Gegenstand dieses Beitrags sind.

  4. 4.

    https://www.n-tv.de/politik/Erdogan-Effekt-belastet-Tuerkei-Tourismus-article19740992.html. Zugegriffen: 22. Mai 2018.

  5. 5.

    Hirschman zeigt jedoch auf, dass es auch Konstellationen gibt, in denen Voice die kostengünstigere bzw. risikoärmere Variante darstellen kann.

  6. 6.

    Es wird zwischen konsum- und verbraucherpolitischen Anliegen unterschieden. Während verbraucherpolitische Anliegen sich konkret auf die eigenen Rechte als Verbraucherinnen und Verbrauchern und deren Durchsetzung beziehen, adressieren konsumpolitische Anliegen auch Ziele außerhalb der Sphäre von Verbraucherpolitik wie bspw. die Rechte von Arbeitnehmenden in den Produktionsländern.

  7. 7.

    https://liquidfeedback.org/index.de.html. Zugegriffen: 3. Dezember 2018.

  8. 8.

    „Ich habe die Fotos meines Essens der letzten Tage auf Facebook veröffentlicht. Eigentlich wollte ich nur das vegetarische Essen etwas mehr verbreiten und ich koche gerne, daher fotografiere ich hin und wieder mein Essen und teile die Rezepte.“ (Tagebuch Christiane Neumann, Z141).

  9. 9.

    „Zum Mittagessen den Link zur Sendung über Gänsemast :- (http://www.ardmediathek.de/das-erste/report-mainz/die-vermeidbaren-qualen-der-ente?documentId=11027638. In der Gruppe der ‚Vegan Cookbook Addicts‘ habe ich folgendes gepostet: http://www.veganblog.de/2012/06/07/wenn-kochbucher-zum-nachmachen-ermuntern/ Habe ich gestern beim Zahnarzt in der ‚Gala‘ entdeckt :o)“ (Tagebuch Jana Peters, Z554–556).

  10. 10.

    „Ich habe weitere gefahrene Kilometer [auf www.stadtradeln.de, Anmerk. K.W.] eingetragen, da ich der Kampagne zum Erfolg verhelfen will.“ (Tagebuch Paul Wiese, Z361).

Literatur

  • Baringhorst, S. (2012). Culture Jamming – Dekonstruktion kommerzieller Marken im politischen Protest. In A. Besand & S. Baringhorst (Hrsg.), Politik trifft Kunst. Zum Verhältnis von politischer und kultureller Bildung (S. 105–117). Bonn: Bpb.

    Google Scholar 

  • Baringhorst, S. (2016). Nachhaltigkeit durch politischen Konsum und Internetaktivismus? In G. Diendorfer & M. Welan (Hrsg.), Demokratie und Nachhaltigkeit. Verbindungslinien, Potentiale und Reformansätze (Bd. 2 der Schriftenreihe des Demokratiezentrum Wien, S. 43–60). Innsbruck: Studienverlag.

    Google Scholar 

  • Baringhorst, S., & Witterhold, K. (2017). Zwischen Markt und Zivilgesellschaft. Organisation von Verbraucherinteressen Online/Offline. In P. Kenning, A. Oehler, C. Gruga, & L. A. Reisch (Hrsg.), Verbraucherwissenschaften. Rahmenbedingungen, Forschungsfelder und Institutionen (S. 557–572). Wiesbaden: Springer Gabler.

    Google Scholar 

  • Baringhorst, S., Yang, M., & Witterhold, K. (2019). ‚Doing political culture‘ in Alltagspraktiken der Politisierung von Konsum. Theoretische und methodische Herausforderungen eines neuen Forschungsfelds der politischen Kulturforschung. In W. Bergem, P. Diehl, & H. J. Lietzmann (Hrsg.), Politische Kulturforschung reloaded. Theorien, Methoden und Ergebnisse neuerer Forschung zum Zusammenhang von Politik und Kultur (S. 89–109). Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bruns, A. (2010). Vom Prosumenten zum Produtzer. In B. Blättel-Mink (Hrsg.), Prosumer revisited. Zur Aktualität einer Debatte (S. 191–205). Wiesbaden: VS Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • Castells, M. (2001). Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Trilogie Das Informationszeitalter. Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • de Certeau, M. (1984). The practice of everyday life. Berkeley: Universiy of California Press.

    Google Scholar 

  • De Moor, J. (2014). Lifestyle Politics and the Concept of Political Participation. Paper prepared for the PARTIREP Workshop „Conceptualizing Political Participation“, Mannheim, September 25–26, 2014. Center for Citizenship and Democracy, KU Leuven. Mannheim.

    Google Scholar 

  • Giddens, A. (1991). Modernity and self-identity. Self and society in the late modern age. The emergence of life-politics. Cambridge: Polity Press.

    Google Scholar 

  • Göttlich, U. (2010). Der Alltag der Mediatisierung: Eine Skizze zu den praxistheoretischen Herausforderungen der Mediatisierung des kommunikativen Handelns. In M. Hartmann & A. Hepp (Hrsg.), Die Mediatisierung der Alltagswelt (S. 23–34). Wiesbaden: VS Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • Hirschman, A. O. (1974). Abwanderung und Widerspruch. Tübingen: Mohr.

    Google Scholar 

  • Hirschman, A. O. (1993). Entwicklung, Markt und Moral. Abweichende Betrachtungen. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.

    Google Scholar 

  • Kurylo, B. (2018). Technologised consumer culture. The Adorno-Benjamin debate and the reverse side of politicisation. Journal of Consumer Culture, 17, 1–18.

    Google Scholar 

  • Lamla, J. (2013). Verbraucherdemokratie: Politische Soziologie der Konsumgesellschaft. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Lamla, J., & Jacob, S. (2005). Shopping im Internet. Anstöße für eine kulturtheoretische Dimensionierung der Konsumsoziologie. In K.-U. Hellmann (Hrsg.), Das Management der Kunden. Studien zur Soziologie des Shopping (S. 196–217). Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • McCracken, G. (1986). Culture and consumption. A theoretical account of the structure and movement of the cultural meaning of consumer goods. Journal of Consumer Research, 13(1), 71–84.

    Article  Google Scholar 

  • Mercea, D. (2016). Civic participation in contentious politics. The digital foreshadowing of protest. London: Palgrave MacMillan.

    Google Scholar 

  • Micheletti, M., Stolle, D., Nishikawa, L., & Wright, M. (Hrsg.). (2005). A case of discursive political consumerism: The Nike e-mail exchange. In Nordic Council of Ministers, Political Consumerism: Its Motivations, Power, and Conditions in the Nordic Countries and Elsewhere. In: Proceedings from the 2nd international seminar on political consumerism (S. 255–290). Oslo, August 26–29, 2004.

    Google Scholar 

  • Micheletti, M. (2003). Political virtue and shopping. Individuals, consumerism, and collective action. New York: Palgrave Macmillan.

    Google Scholar 

  • Micheletti, M. (2017). Reflections on „Political Virtue and Shopping“. Journal of Consumer Ethics, 1(1), 30–36.

    Google Scholar 

  • Miller, D. (1998). A theory of shopping. Ithaca: Cornell University Press.

    Google Scholar 

  • O’Donnell, G. (1986). On the fruitful convergences of Hirschman’s exit, voice, and loyality, and shifting involvements. Reflections from the recent argentine perspective (Working Paper, 58). The Helen Kellog Institute for International Studies.

    Google Scholar 

  • Stolle, D., & Micheletti, M. (Hrsg.). (2013). Political consumerism. Global responsibility in action. New York: Cambridge University Press.

    Google Scholar 

  • Warde, A. (2014). The sociology of consumption: Its recent development. Annual Review of Sociology. Annual Reviews, 41, 117–134.

    Article  Google Scholar 

  • Witterhold, K. (2017). Politische Konsumentinnen im Social Web. Praktiken der Vermittlung zwischen Bürger- und Verbraucheridentität. Bielefeld: Transcipt.

    Book  Google Scholar 

  • Yang, M., & Baringhorst, S. (2016). Politischer Konsum im Netz als Ausdruck des Wandels politischer Partizipation. In M. Jaeger-Erben, J. Rückert-John, & M. Schäfer (Hrsg.), Nachhaltiger Konsum durch soziale Innovationen – Wissenschaftliche Perspektiven, Strategien der Förderung und gelebte Praxis (S. 191–216). Wiesbaden: Springer VS Verlag.

    Google Scholar 

  • Yates, L. (2014). Rethinking prefiguration. Alternatives, micropolitics and goals in social movements. Social Movement Studies, 14(1), 1–21.

    Article  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Katharina Witterhold .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Witterhold, K. (2019). Die Stimme der Verbraucherinnen und Verbraucher: Diskursiver politischer Konsum on/offline. In: Hübner, R., Schmon, B. (eds) Das transformative Potenzial von Konsum zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26040-8_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26040-8_5

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-26039-2

  • Online ISBN: 978-3-658-26040-8

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics