Zusammenfassung
Die gemeinsame Orientierung von Journalismus und Publikum, die in demokratisch verfassten Gesellschaften auseinanderzubrechen droht, steht im Mittelpunkt von Gottschlichs Journalismustheorie. Die Möglichkeiten der Massenkommunikation bieten – auch bedingt durch moderne medientechnologische Entwicklungen – nicht nur Chancen zur gesamtgesellschaftlichen Integration, sondern bringen auch desintegrative Folgen mit sich. Gottschlich argumentiert auch normativ und stellt Fragen journalistischer Ethik, insbesondere nach den Folgen journalistischen Handelns: Durch die steigende Anzahl der zu bewältigenden Informationen kann es zu einer Konformität journalistischer Thematisierungsleistungen kommen, die diametral der Aufgabe von Journalisten entgegenstehen, verstehbare Informationen für Rezipienten zur Verfügung zu stellen. Das öffentlich-kommunikative Handeln der Journalisten sollte dazu beitragen, dass Rezipienten aktiv am Umweltgeschehen teilhaben können. Die journalistische Nachrichtenproduktion und Rezeption dient Gottschlich als Bezugsrahmen, um zu erkunden, wie kommunikative Leistungsdefizite zu benennen sind und welche Perspektiven für das berufliche Selbstverständnis von Journalisten entworfen und in den Diskurs eingebracht werden können.
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Notes
- 1.
In einem Gespräch mit der Autorin hat Gottschlich am 20. März 2018 diese Diskussion mit Rühl in einem Wiener Kaffeehaus wiedergegeben.
- 2.
vgl. Fabris, H. H. (1979). Journalismus und bürgernahe Medienarbeit. Formen und Bedingungen der Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation. Salzburg: Neugebauer. (siehe Beitrag Scholl „Journalismus als demokratisches Recht für alle“ in diesem Band).
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Herczeg, P. (2023). Der Journalismus und das Weltverstehen. In: Loosen, W., Scholl, A. (eds) Schlüsselwerke der Journalismusforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25867-2_3
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