Zusammenfassung
Ausgehend von zentralen Schnittstellen zwischen Disability Studies und Deaf Studies, die unter anderem in der Beforschung der komplexen sozio-historischen Erzeugung und Aufrechterhaltung von Behinderung und der damit einhergehenden Diskriminierung durch eine ableistische Dominanzgesellschaft verortet sind, werden unter Rückgriff auf Überlegungen beider Disziplinen Modelle von Behinderung (und im Speziellen von Taubsein und Taubheit) dargestellt. Dabei rückt das im Diskurs der Deaf Studies stark rezipierte Kulturelle (Minderheiten-) Modell von Taubheit in den Fokus, welches in Bezug auf die mit ihm verbundenen Impulse in Richtung der Taubengemeinschaft und sie betreffende Fragen untersucht wird. Ebenso werden die damit gesetzten Erwartungen an eine taublose Dominanzgesellschaft herausgestellt und mit den wahrscheinlich evozierten Reaktionen dieser auf die postulierte Trennung von Früh- und Spätertaubten im Bereich der gesellschaftlichen Be-/Handlung abgeglichen. Abschließend wird in Form eines Ausblicks ein universalistisches Modell von Behinderung vorgebracht, das fruchtbare Ansatzpunkte für einen solidarischen Diskurs in dominanzkritischer Wissenschaft und der Taubengemeinschaft bietet.
Für die kritische Durchsicht einer früheren Version des Artikels und ihre fruchtbaren Anregungen danken wir Prof. Sabine Fries und Prof. Dr. Clemens Dannenbeck.
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Böhm, C., Benner, U. (2019). Modelle von Taubsein und Gehörlosigkeit an der Grenze zwischen Selbstbehauptung und Fremdzuschreibung. In: Thiessen, B., Dannenbeck, C., Wolff, M. (eds) Sozialer Wandel und Kohäsion. Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25765-1_14
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