Zusammenfassung
Der Beitrag stellt eine quantitative Fragebogenstudie vor, in der die Bedeutung von Lesestrategien aus der Sicht von Biologie- und Deutschlehrkräften zu Beginn der Sekundarstufe I erfasst wurde. Die Studie betrachtet welche Einstellung die Lehrpersonen bezüglich kognitiver und metakognitiver Lesestrategien besitzen und ob sich fachliche Unterschiede abzeichnen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Anwendung und Vermittlung von kognitiven Lesestrategien in einigen Punkten fachspezifisch voneinander abweichend gestaltet (Auswahl spezifischer Strategiearten) und Deutschlehrer*innen sie häufiger anwenden lassen als Biologielehrkräfte. Die Schüler*innen werden im Unterricht beider Fächer selten, in Biologie jedoch noch seltener als in Deutsch, dazu angeregt, ihr metakognitives Strategierepertoire auszubauen. Die Förderung von selbstreguliertem Lesen findet insgesamt in Deutsch nur auf einem mittleren und in Biologie eher auf einem niedrigen Niveau statt. Die Befunde verdeutlichen Lücken zwischen der in der Theorie geforderten bzw. evidenzbasierten Vermittlung und Anwendung von kognitiven wie auch metakognitiven Lesestrategien und der unterrichtlichen Umsetzung in beiden Fächern.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Angaben aus einer ersten Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu den veröffentlichten IGLU-Ergebnissen 2016, auffindbar unter dem folgenden Link: https://www.bmbf.de/de/stabile-ergebnisse-bei-zunehmenden-herausforderungen---lesen-muss-gestaerkt-werden-5232.html, (zuletzt geprüft am 12.02.2018).
- 2.
Die Informationen zum Erhebungskontext wurden den folgenden Websites entnommen, welche weitere Angaben zum Projekt „EILe“ enthalten: https://biss-sprachbildung.de/forschung-und-entwicklung/evaluationsprojekte/ (Zuletzt geprüft am: 07.06.2019).
- 3.
Alle Bestandteile des Fragebogens, die für diese Untersuchung hinzugezogen wurden, entstammen somit nicht meinem eigenen geistigen Eigentum, sondern wurden im „EILe Projekt“ entwickelt und in Schmitz (2019) veröffentlicht.
- 4.
Die in den Abbildungen präsentierten Fragebogenausschnitte wurden beispielhaft dem Fragebogen der Deutschlehrpersonen entnommen. Die Biologielehrpersonen wurden entsprechend ihres Fachs zum Umgang mit Sachtexten im Biologieunterricht befragt.
Literatur
Artelt, C. (2006). Lernstrategien in der Schule. In H. Mandl, & H. F. Friedrich (Hrsg.), Handbuch Lernstrategien (S. 337–364). Göttingen u. a.: Hogrefe.
Artelt, C. (2004). Zur Bedeutung von Lernstrategien bei Textverstehen. In J. Köster, W. Lütgert, &, J. Creutzburg (Hrsg.), Aufgabenkultur und Lesekompetenz. Deutschdidaktische Positionen (S. 61–75). Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang.
Artelt, C., & Dörfler, T. (2010). Förderung von Lesekompetenz als Aufgabe aller Fächer. Forschungsergebnisse und Anregungen für die Praxis. In Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus/Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (Hrsg.), ProLesen. Auf dem Weg zur Leseschule. Leseförderung in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern. Aufsätze und Materialien aus dem KMK-Projekt „ProLesen“ (S. 13–36). Donauwörth: Auer.
Artelt, C., McElvany, N., Christmann, U., Richter, T., Groeben, N., Köster, J., Schneider, W., Stanat, P., Ostermeier, C., Schiefele, U., Valtin, R., & Ring, K. (2007). Förderung von Lesekompetenz – Expertise. Bonn, Berlin.
Baurmann, J. (2009). Sachtexte lesen und verstehen. Grundlagen – Ergebnisse – Vorschläge für einen kompetenzfördernden Unterricht. Seelze: Klett Kallmeyer.
Bertschi-Kaufmann, A. (Hrsg.). (2015). Lesekompetenz – Leseleistung – Leseförderung. In A. Bertschi- Kaufmann, Lesekompetenz – Leseleistung – Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien (S. 8–17). 5. Auflage. Seelze: Klett Kallmeyer.
Bortz, J., & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. 4. überarb. Auflage. Heidelberg: Springer.
Bortz, J., & Schuster, C. (2010). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. 7. voll. überarb. und erw. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer.
Christmann, U., & Groeben, N. (1999). Psychologie des Lesens. In B. Franzmann, K. Hasemann, D. Löffler, & E. Schön (Hrsg.), Handbuch Lesen (S. 145–223). München: Saur.
Cronbach, L. J. (1951). Coefficient alpha and the internal structure of tests. Psychometrika, 16(3), S. 297–334.
Dignath, C., & Büttner, G. (2008). Components of fostering self-regulated learning among students. A meta-analysis on intervention studies at primary and secondary school level. Metacognition and Learning, 3, S. 231–264.
Duffy, G. G. (2002). The case for direct explanation of strategies. In C. C. Block, & M. Pressley (Hrsg.), Comprehension instruction (S. 28–41). New York: Guilford.
Duffy, G. G., & Hoffman, J. V. (1999). In pursuit of an illusion: The flawed search for a perfect method. Reading Teacher, 53(1), S. 10–16.
Duke, N. K., & Pearson, P. D. (2002). Effective practices for developing reading comprehension. In A. E. Farstrup, & S. J. Samuels (Hrsg.), What research has to say about reading instruction (S. 205–242). Newark, NJ: International Reading Association.
Duke, N. K., Pearson, P. D., Strachan, S. L., & Billman, A. (2011). Essential Elements of Fostering and Teaching Reading Comprehension. In S. J. Samuels, & A. E. Farstrup (Hrsg.), What research has to say about reading instruction (S. 51–93). Newark, DE: International Reading Association.
Friedrich, H. F., & Mandl, H. (Hrsg.). (2006). Lernstrategien: Zur Strukturierung des Forschungsfeldes. In H. Mandl, & H. F. Friedrich, Handbuch Lernstrategien (S. 1–23). Göttingen u. a.: Hogrefe.
Gierlich, H. (2013). Sachtexte als Gegenstand des Deutschunterrichts – einige grundsätzliche Überlegungen. In M. Fix, & R. Jost (Hrsg.), Sachtexte im Deutschunterricht (S. 25–46). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Gold, A. (2007). Lesen kann man lernen. Lesestrategien für das 5. und 6. Schuljahr. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hurrelmann, B. (2015). Modelle und Merkmale von Lesekompetenz. In A. Bertschi-Kaufmann (Hrsg.), Lesekompetenz – Leseleistung – Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien (S. 18–28). 5. Auflage. Seelze: Klett Kallmeyer.
Kintsch, W. (1998). Comprehension: A paradigm for cognition. Cambridge: Cambridge University Press., zit. n. Artelt, C., McElvany, N., Christmann, U., Richter, T., Groeben, N., Köster, J., Schneider, W., Stanat, P., Ostermeier, C., Schiefele, U., Valtin, R., & Ring, K. (2007). Förderung von Lesekompetenz – Expertise. Bonn, Berlin.
Kleinbub, I. (2010). Unterrichtsqualität im Leseunterricht. Eine videobasierte Analyse in vierten Klassen. Trier: Wissenschaftlicher Verlag., zit. n. Kleinbub, I. (2016). Ein-Blick ins Klassenzimmer: deutschdidaktische Unterrichtsforschung am Beispiel der Videostudie VERA – Gute Unterrichtspraxis. In M. Krelle, & W. Senn (Hrsg.), Qualitäten von Deutschunterricht (S. 15–36). Stuttgart: Klett.
Kleinbub, I. (2016a). Ein-Blick ins Klassenzimmer: deutschdidaktische Unterrichtsforschung am Beispiel der Videostudie VERA – Gute Unterrichtspraxis. In M. Krelle, & W. Senn (Hrsg.), Qualitäten von Deutschunterricht (S. 15–36). Stuttgart: Klett.
Kleinbub, I. (2016b). Herausforderungen für die deutschdidaktische Unterrichtsforschung: zehn Denkinseln. In M. Krelle, & W. Senn (Hrsg.), Qualitäten von Deutschunterricht (S. 247–261). Stuttgart: Klett.
Klieme, E., Jude, N., Rauch, D., Ehlers, H., Helmke, A., Eichler, W., Thomé, G., & Willenberg, H. (2008). Alltagspraxis, Qualität und Wirksamkeit des Deutschunterrichts. In DESI-Konsortium (Hrsg), Unterricht und Kompetenzerwerb in Deutsch und Englisch. Ergebnisse der DESI-Studie (S. 319–344). Weinheim und Basel: Beltz.
Lankes, E., & Carstensen, C. H. (2007). Der Leseunterricht aus der Sicht der Lehrkräfte. In W. Bos, S. Hornberg, K. Arnold, G. Faust, L. Fried, E. Lankes, K. Schwippert, & R. Valtin (Hrsg.), IGLU 2006. Lesekompetenz von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich (S. 161–193). Münster, New York: Waxmann.
Lenhard, W., & Artelt, C. (2009). Komponenten des Leseverständnisses. In W. Lenhard, & W. Schneider (Hrsg.), Diagnostik und Förderung des Leseverständnisses (S. 1–17). Göttingen u.a.: Hogrefe.
Leutner, D., & Leopold, C. (2003). Selbstreguliertes Lernen als Selbstregulation von Lernstrategien – Ein Trainingsexperiment mit Berufstätigen zum Lernen aus Sachtexten. Unterrichtswissenschaft, 31(1), S. 38–56.
Lindauer, T., Schmellentin, C., Beerenwinkel A., Hefti C., & Furger, J. (2013). Sprachbewusst unterrichten. Eine Unterrichtshilfe für den Fachunterricht. Bildungsraum Nordwestschweiz (Hrsg.).
Mandl, H., & Friedrich, H. F. (Hrsg.). (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen u. a.: Hogrefe.
Melenk, H., & Metz, K. (2013). Begriffliche Strukturierung von Fachtexten im Deutschunterricht. In M. Fix, & R. Jost (Hrsg.), Sachtexte im Deutschunterricht (S. 83–93). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Mokhlesgerami, J., Souvignier, E., & Gentsch, S. (2006). Förderung von Lesestrategien – Erprobung eines Unterrichtsprogramms in Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Empirische Pädagogik, 20, S. 70–90.
Ness, M. K. (2016). Reading comprehension strategies in secondary content area classrooms: Teacher use of and attitudes towards reading comprehension instruction. Reading Horizons, 55(1), S. 56–84.
OECD (2002). Lesen kann die Welt verändern. Leistung und Engagement im Ländervergleich. Ergebnisse von PISA 2000. Paris: OECD Publishing.
OECD (2009). PISA 2009 assessment framework. Key competencies in reading, mathematics and science. Paris: OECD Publishing.
OECD (2016). Deutschlands PISA-Ergebnisse stabil über dem OECD-Durchschnitt. In URL: http://www.oecd.org/berlin/presse/deutschlands-pisa-ergebnisse-stabil-ueber-dem-oecd-durchschnitt-06122016.html. Zugegriffen am: 04.02.2018.
Philipp, M. (2012a). Aus der Risikogruppe im Lesen selbstregulierte Leser machen – eine Einführung. In M. Philipp, & A. Schilcher (Hrsg.), Selbstreguliertes Lesen. Ein Überblick über wirksame Leseförderansätze (S. 12–18). Seelze: Klett Kallmeyer.
Philipp, M. (2012b). Einige theoretische und begriffliche Grundlagen. In M. Philipp, & A. Schilcher (Hrsg.), Selbstreguliertes Lesen. Ein Überblick über wirksame Leseförderansätze (S. 38–58). Seelze: Klett Kallmeyer.
Philipp, M., & Scherf, D. (2012). Die zentrale Bedeutung der Lehrkraft für die Vermittlung selbstregulierten Lesens. In M. Philipp, & A. Schilcher (Hrsg.), Selbstreguliertes Lesen. Ein Überblick über wirksame Leseförderansätze (S. 226–242). Seelze: Klett Kallmeyer.
Philipp, M. (2014). Leseunterricht in der Grundschule – vom Ist-Zustand und vom Soll-Zustand. Was Beobachtungsstudien lehren. In R. Valtin, & I. Tarelli (Hrsg.), Lesekompetenz nachhaltig stärken. Evidenzbasierte Maßnahmen und Programme (S. 122–165). Berlin: Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben.
Philipp, M. (2015). Lesestrategien. Bedeutung, Formen und Vermittlung. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Philipp, M., & Souvignier, E. (Hrsg.). (2016). Lesefördermaßnahmen zwischen Gelingensbedingungen und Implementierungshindernissen: Lessons learned, lessons yet to learn. In M. Philipp, & E. Souvignier, Implementation von Lesefördermaßnahmen. Perspektiven auf Gelingensbedingungen und Hindernisse (S. 123–148). Münster: Waxmann.
Richter, T., & Christmann, U. (2002). Lesekompetenz: Prozessebenen und interindividuelle Unterschiede. In N. Groeben, & B. Hurrelmann (Hrsg.), Lesekompetenz: Bedingungen, Dimensionen, Funktionen (S. 25–58). Weinheim: Juventa.
Rosebrock, C., & Nix, D. (2014). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. 7. Auflage. Baltmannweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Schmitz, A. (2019). Reading instruction in 5th grade. Teachers' perspectives on promoting self-regulated reading in language and content area teaching. Research in Subject Matter Teaching and Learning, 2, 16–31.
Schünemann, N. Spörer, N., & Brunstein, J. C. (2013). Integrating self-regulation in whole-class reciprocal teaching: A moderator-mediator analysis of incremental effects on fifth graders’ reading comprehension. Contempory Educational Psychology, 38, S. 289–305.
Souvignier, E. (2014). Lesestrategien zur Förderung des Leseverständnisses und der Ansatz einer diagnosebasierten, individualisierten Leseförderung. In R. Valtin, & I. Tarelli (Hrsg.), Lesekompetenz nachhaltig stärken. Evidenzbasierte Maßnahmen und Programme (S. 167–182). Berlin: Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben.
Souvignier, E., & Philipp, M. (Hrsg.). (2016). Implementation – Begrifflichkeiten, Befunde und Herausforderungen. In M. Philipp, & E. Souvignier, Implementation von Lesefördermaßnahmen. Perspektiven auf Gelingensbedingungen und Hindernisse (S. 9–22). Münster: Waxmann.
Souvignier, E., & Trenk-Hinterberger, I. (2010). Implementation – Begrifflichkeiten, Befunde und Herausforderungen. In M. Philipp, & E. Souvignier, Implementation von Lesefördermaßnahmen. Perspektiven auf Gelingensbedingungen und Hindernisse (S. 9–22). Münster: Waxmann.
Torkler, K. (2013). Gewusst wie – Lesekompetenz fördern! http://www.vkdl.de/pdf/katholische-bildung/2013-12-20+Katholische-Bildung_12-2013.pdf, S. 49. Zugegriffen am: 04.02.2019.
Zimmerman, B. J. (2002). Becoming a self-regulated learner: an overview. Theory Into Practice, 41(2), S. 64–70.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Schmelzer, L. (2019). Die Bedeutung von Lesestrategien für das Sachtextverstehen aus der Sicht von Deutsch- und Biologielehrkräften der Sekundarstufe I. In: Dannecker, W., Schmitz, A. (eds) Deutschunterricht auf dem Prüfstand. Edition Fachdidaktiken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24951-9_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-24951-9_10
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-24950-2
Online ISBN: 978-3-658-24951-9
eBook Packages: Education and Social Work (German Language)