Zusammenfassung
Seit dem ersten TV-Duell 2002 ist das Format ein etablierter und weitgehend standardisierter Bestandteil des Bundestagswahlkampfs. Trotz eines stark reglementierten Rahmens ist das TV-Duell eine einzigartige Möglichkeit, die beiden Spitzenkandidaten von CDU/CSU und SPD im Wahlkampf in direkter und teilweise spontaner Auseinandersetzung zu sehen. Im vorliegenden Beitrag werden Struktur, Dynamik und Inhalte der Interaktionen zwischen den Kandidaten und den beteiligten Journalisten mit dem Instrument der Dialoganalyse untersucht. Die Auswertungen belegen, dass das Duell 2017 im Vergleich zu früheren Ausgaben eine lebhaftere Auseinandersetzung der Kontrahenten bot - auch weil der Herausforderer Schulz stärker als seine Vorgänger die direkte Konfrontation mit der Amtsinhaberin Merkel suchte. Dennoch konnten sich die Kandidaten thematisch und argumentativ nur schwer voneinander absetzen. Die Ursachen hierfür sind vor allem in der gemeinsamen Regierungsverantwortung der Duellanten sowie der thematischen Fokussierung des Duells auf die Flüchtlingskrise zu suchen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Baker, K. L., Norpoth, H., & Schönbach, K. (1981). Die Fernsehdebatten der Spitzenkandidaten vor den Bundestagswahlen 1972 und 1976. Form, Inhalt und das Urteil des Publikums. Publizistik, 29, 530–544.
Brettschneider, F. (2002). Kanzlerkandidaten im Fernsehen. Häufigkeiten – Tendenz – Schwerpunkte. Media Perspektiven (6), 263–276.
Bröcker, M. (2017, 4. September). Die Moderatoren im TV-Duell: Kloeppel klar, Illner süffisant, aber diffuse Themenauswahl. RP-Online. https://rp-online.de/politik/deutschland/bundestagswahl/moderatoren-beim-tv-duell-kloeppel-klar-illner-sueffisant-diffuse-themenauswahl_aid-17922933. Zugegriffen: 29. Dezember 2017.
Butzke, A. (2017, 1. September). „Symptom eines politisch entleerten Wahlkampfes“: Experten erwarten wenig vom TV-Duell Merkel vs. Schulz. Meedia. http://meedia.de/2017/09/01/symptom-eines-politisch-entleerten-wahlkampfes-experten-erwarten-wenig-vom-tvduell-merkel-vs-schulz/. Zugegriffen: 1. Mai 2018.
Das Erste, RTL, SAT.1 & ZDF (2017, 1. September). Das TV-Duell Merkel – Schulz: Sonntag, 3. September 2017. 20:15 Uhr [Presseheft]. https://presseportal.zdf.de/fileadmin/zdf_upload/Media/2017/PRESSEHEFT_TV-Duell_web.pdf. Zugegriffen: 29. Dezember 2017.
dbate (2017, 7. September). TV-Duell: „Es wurde nur über Angstthemen gesprochen“ [Video-Datei]. https://www.youtube.com/watch?v=zQsTAmARrrw. Zugegriffen: 29. Dezember 2017.
Dell, M. (2017, 5. September). Wie man den politischen Diskurs abwürgt. Zeit Online. https://www.zeit.de/kultur/2017-09/tv-duell-angela-merkel-martin-schulz-journalisten-moderatoren-versagen. Zugegriffen: 29. Dezember 2017.
Greatbatch, D. (1988). A turn-taking system for British news interviews. Language in Society 17, 401–430.
Holly, W. (1992a). Holistische Dialoganalyse. Anmerkung zur „Methode“ pragmatischer Textanalyse. In S. Stati & E. Weigand (Hrsg.), Methodologie der Dialoganalyse (S. 15–40). Tübingen: Niemeyer.
Holly, W. (1992b). Was kann Kohl, was Krenz nicht konnte? Deutsch-deutsche Unterschiede politischer Dialogrhetorik in zwei Fernsehinterviews. In J. Dyck, W. Jens & G. Ueding (Hrsg.), Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch: Bd. 11. Rhetorik und Politik (S. 33–50). Tübingen: Niemeyer.
Holly, W. (1993). Zur Inszenierung von Konfrontation in politischen Fernsehinterviews. In A. Grewenig (Hrsg.), Inszenierte Information: Politik und strategische Kommunikation in den Medien (S. 164–197). Opladen: Westdeutscher Verlag.
Kilz, H. W. (2009, 13. September). Duett statt Duell. Süddeutsche Zeitung. http://www.sueddeutsche.de/politik/62/487467/text/. Zugegriffen: 24. Februar 2010.
Lipp, M. (1983). Journalistische Wahlkampfvermittlung. Eine Analyse der politischen Diskussionssendungen im Fernsehen. In W. Schulz & K. Schönbach (Hrsg.), Massenmedien und Wahlen (S. 238–259). München: Ölschläger.
Merten, K. (1991). Django und Jesus. Verbal-nonverbales Verhalten der Kanzlerkandidaten Kohl und Rau im Bundestagswahlkampf 1987. In M. Opp de Hipt & E. Latniak (Hrsg.), Sprache statt Politik? Politikwissenschaftliche Semantik- und Rhetorikforschung (S. 188–210). Opladen: Westdeutscher Verlag.
Moke, M., Quandt, T., & Tapper, C. (1999). „Herr Bundeskanzler, was machen Sie, wenn Sie nicht mehr Kanzler sind….?“ Eine Inhaltsanalyse journalistischer Fernsehinterviews mit Helmut Kohl und Gerhard Schröder im Vorfeld der Bundestagswahl 1998. In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Wahlkampf in den Medien – Wahlkampf mit den Medien. Ein Reader zum Wahljahr 1998 (S. 159–187). Opladen: Westdeutscher Verlag.
phoenix. (2017, 1. September). Pressekonferenz vor dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz am 01.09.17 [Video-Datei]. https://www.youtube.com/watch?v=yjKsqRnMpMM. Zugegriffen: 29. Dezember 2017.
Quandt, T., & Tapper, C. (2002). Kommunikation ist keine Einbahnstraße – Bausteine einer dialogorientierten Analyse medialer Kommunikation. In M. Karmasin & M. Höhn (Hrsg.), Die Zukunft der empirischen Sozialforschung (S. 127–160). Graz: Nausner und Nausner.
Schrott, P. (1990). Wahlkampfdebatten im Fernsehen von 1972 bis 1987. Politikerstrategien und Wählerreaktion. In M. Kaase & H.-D. Klingemann (Hrsg.), Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1987 (S. 647–674). Opladen: Westdeutscher Verlag.
Schwitalla, J. (1979). Dialogsteuerung in Interviews. München: Hueber.
Tapper, C. (1998). „Herr Bundeskanzler, wir bedanken uns sehr herzlich…“ Zum journalistischen Umgang mit Helmut Kohl und Rudolf Scharping im Bundestagswahlkampf 1994. Publizistik, 43, 22–39.
Tapper, C., & Quandt, T. (2003). „Herr Bundeskanzler, es geht von Ihrem Zeitkonto ab, wenn Sie ungefragt antworten.“ Eine dialoganalytische Untersuchung der Fernseh-Duelle im Wahlkampf 2002. In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2002 (S. 243–263). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Tapper, C., & Quandt, T. (2006). „Trotzdem nochmal nachgefragt, Frau Kirchhof…“. Eine dialoganalytische Untersuchung des Fernseh-Duells im Wahlkampf 2005. In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005 (S. 246– 276). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Tapper, C., & Quandt, T. (2010). „Ich beantworte die Fragen so, wie ich mir das vorgenommen habe…“. Eine dialoganalytische Untersuchung des Fernseh-Duells im Wahlkampf 2009. In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Die Massenmedien im Wahlkampf (S. 283–312). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Tapper, C., & Quandt, T. (2015). „Frau Bundeskanzlerin, der Herausforderer ist in einer gewissen Dysbalance…“: Eine dialoganalytische Untersuchung des TV-Duells im Bundestagswahlkampf 2013. In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2013 (S. 121–144). Wiesbaden: Springer VS.
Weiß, H.-J. (1976). Wahlkampf im Fernsehen. Untersuchung zur Rolle der großen Fernsehdebatten im Bundestagswahlkampf 1972. Berlin: Spiess.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Tapper, C., Quandt, T. (2019). „Herr Schulz, Sie grätschen in Ihre Schluss-Statements rein…“. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die (Massen-)Medien im Wahlkampf. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24824-6_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-24824-6_8
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-24823-9
Online ISBN: 978-3-658-24824-6
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)