Zusammenfassung
Mit welchen Wahlkampfstrategien versuchen politische Parteien in Zeiten von „Lügenpresse“, „Fake News“ und „Social Bots“ das Vertrauen der Wähler (zurück) zu gewinnen? Diese Frage steht im Zentrum unserer persönlich-mündlichen Leitfadeninterviews mit Wahlkampfexperten von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, der Linken und der AfD im Vorfeld der Bundestagswahl 2017. Unsere These, wonach direkte Wahlkampfinstrumente angesichts des nachlassenden Vertrauens in den Journalismus und die massenmediale Berichterstattung an Relevanz gewinnen, hat sich in den Interviews klar bestätigt. So zeigten sich Kandidaten und Wahlkampfhelfer insbesondere im Tür-zu-Tür-Wahlkampf nahbar und vermittelten, dass sie sich persönlich um die Anliegen der Wähler kümmern. Auf Social Media versuchten die Parteien vor allem durch Storytelling, einen emotionalen Bezug zu ihren Spitzenkandidaten zu schaffen. In „Fake News“ und „Social Bots“ sahen die Wahlkampfexperten zwar eine Ursache für die jüngste Erosion des Vertrauens der Wähler in das politische System und seine Akteure, schrieben ihnen allerdings einen nachrangigen Einfluss auf die (Vertrauens-)Entscheidung im Bundestagswahlkampf zu.
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Podschuweit, N., Rössler, P. (2019). Von Wasserläufern, Nichtschwimmern und Storytellern. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die (Massen-)Medien im Wahlkampf. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24824-6_2
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