2.1 Arten deutsch-chinesischer Studienprogramme

Kooperationen und Austauschprogramme zwischen deutschen und chinesischen Hochschulen sowie Instituten gehören mittlerweile an deutschen Universitäten und Hochschulen zum grundsätzlichen Standard. Hierbei unterscheiden sich diese Programme bezüglich ihrer inhaltlichen Ausrichtung und Qualität. Die Hochschulrektorenkonferenz unterscheidet zwischen vier verschiedenen Typen von Studienprogrammen (siehe Abb. 2.1).Footnote 1

Abb. 2.1
figure 1

(Vgl. Ebd., S. 16 ff.)

Typen deutsch-chinesischer Studiengänge.

2.2 Analyse bestehender Programme

2.2.1 Verteilung der Kooperationen

Bereits heute gibt es zahlreiche und vielschichtige Kooperationen deutscher und chinesischer Hochschulen. Zu diesen zählen beispielsweise die in Abschn. 2.1 genannten deutsch-chinesischen Studienprogramme. Um die genaue Anzahl der gemeinsamen Studienprogramme zu ermitteln, führte die Hochschulrektorenkonferenz entsprechende Erhebungen in den Jahren 2005 und 2010 durch.

Anhand von Abb. 2.2 lässt sich die Verteilung bzw. Häufigkeit der Umsetzung der verschiedenen vorgestellten Kooperationsarten erkennen. „Die bereits im Jahr 2005 festgestellte Tendenz zum Kooperationstyp des „integrierten, gegenseitig anerkannten Studiensemesters“ setzte sich […] fort“.Footnote 2 Typ 1 ist demnach die am häufigsten etablierte Kooperationsart.

Abb. 2.2
figure 2

Vergleich Studienprogramme 2005–2010.

(Vgl. Rogler, B. 2005, S. 16 ff.; Vgl. Wahlers, M. 2010, S. 8)

1. Typ: Integrierte, gegenseitig anerkannte Studiensemester.

2. Typ: Gemeinsam entwickeltes Bachelorstudium in China, weiterführendes Studium in Deutschland.

3. Typ: Doppelabschlussprogramme.

4. Typ: Deutsche Studienangebote im Ausland

Der größte Zuwachs ergab sich bei der Ausgestaltung von Doppelabschluss-programmen, d. h. den Programmen des Typs 3. Von der ersten Datenerhebung im Jahr 2005, wurde die Zahl der so genannten „Double Degree“ Programme um das Fünffache gesteigert. Die Double Degree Kooperationen treffen vor allem bei den Studierenden in China auf großes Interesse. Auch wenn im Bereich der Hochschulbildung die Kooperationen des Typs 4, der Export von deutschen Studienprogrammen nach China, wenig attraktiv erscheint, so ist der Export von deutschen Bildungsprogrammen aber gerade im Sektor der beruflichen Weiterbildung zunehmend gefragt, wie eine Marktstudie des Bundesinstituts für Berufsbildung bestätigt.Footnote 3 Auch duale Ausbildungsprogramme in China werden, wie in der Einleitung dieser Veröffentlichung bereits erklärt, vor dem Hintergrund der ambitionierten Ziele des 23. Fünfjahresplanes und der aktuellen Bildungsreformen in China immer gefragter. Im Besonderen haben die nachfolgenden Firmen bereits Ausbildungszentren in China errichtet und bilden dort nach deutschem Vorbild chinesische Arbeiter (teilweise auch in dualen Systemen aus)Footnote 4:

  • ABB Ausbildungs-Center Beijing

  • AFZ, Aus- und Fortbildungszentrum Tianjin (mitaufgebaut durch GTZ)

  • AHK-Chien Shiung Ausbildungszentrum Taicang

  • AHK-College of Science and Technology Zentrum Wuxi

  • AMBF, Wuxi Berufliches Ausbildungszentrum

  • Anshan Technical College Aus- und Weiterbildungsmarkt und Exportmöglichkeiten

  • Arnold Fasteners (Wuerth) Ausbildungszentrum Shenyang

  • Ausbildungszentrum Linde Xiamen

  • BBZ, Berufsbildungszentrum Shanghai (Hanns-Seidel-Stiftung)

  • Bosch Siemens Hausgerätewerk in Chuzhou

  • Bosch Siemens Hausgerätewerk in Nanjing

  • BVCES, Beijing Vocational College of Electronic Science

  • CDAB, Chinesisch-Deutsches Ausbildungszentrum Beijing

  • CDHAW, Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaft

  • CDHK, Chinesisch-Deutsches Hochschulkolleg

  • Deutsches Ausbildungszentrum für Werkzeugmechaniker Taicang (DAWT)

  • IBB, Institut für Berufsbildung der Tongji-Universität Shanghai

  • Industrial and Technical School Zhuhai (MTU- und GTZ-Kooperationsprojekt)

  • Nanjing Technical Vocational College (Hanns-Seidel-Stiftung)

  • PAB, Präzisionsmaschinen-Ausbildungszentrum Beijing

  • RIBB-Shanghai, Regionalinstitut für Berufliche Bildung in Shanghai

  • Schäffler (China) Training Center

  • Siemens Ausbildungszentrum in Beijing

  • Siemens Ausbildungszentrum in Shanghai

  • Suzhou Bailu Wind Power Vocational Technical Training Center

  • Taicang German Technician Training Center

  • Tianjin Chinesisch-Deutsches College (GTZ)

  • Volkswagen Ausbildungszentrum in Shanghai

  • Volkswagen Ausbildungszentrum in Changchun

2.2.2 Verteilung nach Fächergruppen

Interessant für Hochschulen ist auch die fachliche Verteilung der Kooperationen. An chinesischen Hochschulen kursiert immer noch die weit verbreitete Annahme, dass in den Vereinigten Staaten vor allem die Ausbildung im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich auf einem sehr hohen Standard angeboten wird. Dasselbe wird den deutschen Hochschulen im technischen Bereich nachgesagt.

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen zur fachlichen Verteilung der Kooperationen wider (siehe Abb. 2.3). „Der größte Teil der gemeinsamen [deutsch-chinesischen] Studienprogramme (37 %) ist somit nach wie vor im ingenieurwissenschaftlichen Bereich angesiedelt“.Footnote 5 Man kann regelrecht von einer Verstetigung dieses Trends sprechen, eine Änderung ist bisher nicht absehbar. An zweiter Stelle des Interesses stehen die Wirtschaftswissenschaften, während alle anderen Studienfächer zusammen nur rund ein Drittel der Kooperationen ausmachen.

Abb. 2.3
figure 3

(Vgl. Wahlers, M. 2010, S. 13)

Fächerverteilung deutsch-chinesischer Kooperationen.

2.2.3 Erfahrungen und Empfehlungen aus bestehenden Programmen

In ihrer Analyse für die Hochschulrektorenkonferenz definierte Beate Rogler Empfehlungen anhand von Erfahrungen in zehn verschiedenen Kategorien. Diese Empfehlungen können als Grundlage einer späteren Analyse von möglichen Faktoren des Erfolgs dienen.

Die in Tab. 2.1 dargestellten Empfehlungen sind eine erste Orientierungshilfe für eine Hochschule, die sich überlegt eine deutsch-chinesische Kooperation einzugehen. Jedoch sind die von Beate Rogler festgehaltenen Empfehlungen größtenteils organisatorischer und formeller Natur. Auf die konkreten Kulturunterschiede zwischen Chinesen und Deutschen wird hier kaum eingegangen. Die abschließende empirische Studie dieser Arbeit soll daher auch hier weiter Einblick gewähren.

Tab. 2.1 Empfehlungen nach Beate Rogler. (Rogler, B. 2005)