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Zwischen Mitmachen und Dagegen sein

Politische Lebenswelten in Baden-Württemberg

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Zusammenfassung

Politische Lebenswelten sind individuelle normative Landkarten der politischen Welt, die durch alltagsweltliche Erfahrungen geprägt sind und das politische Handeln leiten. Neue gesellschaftliche Konfliktlinien sind dann Ausdruck eines Auseinanderfallens politischer Lebenswelten, was langfristig destabilisierende Effekte für das politische System und die Gesellschaft als Ganze zeitigen kann. Angesichts der aktuellen politischen Polarisierung und der Erfolge der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) stellt sich die Frage, ob ein solcher tiefergehender Wandel politischer Lebenswelten stattfindet. In diesem Beitrag werden daher aufbauend auf einer Studie von Frankenberger et al (2015) die politischen Lebenswelten in Baden-Württemberg anhand von 109 qualitativen Interviews erfasst und deren Lebenswelttypologie überprüft und unter besonderer Berücksichtigung der Lebenswelten von AfD-Wählern weiterentwickelt. Zunächst werden dazu die Befunde von 2015 vorgestellt, die als Referenzrahmen dienen. In einem zweiten Schritt werden die politischen Lebenswelten 2017 entlang der Dimensionen Politikverständnis und Demokratieverständnis sowie der Partizipation kartiert und beschrieben. Dabei spiegeln die erfassten politischen Lebenswelten die Konfliktlinien zwischen progressiven universalistisch-pluralistischen Positionen und autoritären partikularistisch-nationalen Positionen wider. Die genauere Analyse der Lebenswelten zeigt: Je elaborierter die politischen Lebenswelten sind, desto unwahrscheinlicher ist dabei die Neigung, die AfD zu wählen. Wer sich intensiver mit der Funktionsweise des politischen Systems als Regelsystem auseinandersetzt, scheint reflektierter an die Bewertung des Systems heranzugehen, zufriedener zu sein und mehr zu partizipieren als diejenigen, die stark output-orientierte und elitenzentrierte Vorstellungen des Politischen haben. AfD-Wähler sind vom aktuellen politischen System enttäuscht und dies verdichtet sich zu einer aversiven Grundhaltung gegenüber der repräsentativen Demokratie. Diese ist getragen von populistischen und neurechten Motiven, setzt sich aber kaum in eigene politische Aktivität um. Es handelt sich bei den hier erfassten Lebenswelten vielfach um solche, die nicht mitmachen, sondern sich im Dagegensein erschöpfen. Auf dieser Basis wird das Gesamtmodell unter Einbezug der Dimension aversive vs. affirmative Kritik am System neu justiert.

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Frankenberger, R., Gensheimer, T., Buhr, D. (2019). Zwischen Mitmachen und Dagegen sein. In: Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg 2016/2017. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23331-0_8

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