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Das Bewegungsgesetz der Neustrukturierung

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Digitale Revolution, Fordismus und Transnationale Ökonomie
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Zusammenfassung

In Teil II wurde deutlich, dass sich die Erklärung der globalen ökonomischen Struktur einer Epoche nicht anhand einer, sondern nur anhand zweier Achsen beschreiben lässt: Eine Achse, die die Internationalität des Geschäftsverkehrs und eine Achse die den Umfang der Internalisierung – mithin die effiziente Größe von Unternehmen – in einer kapitalistischen Epoche erklärt. Dieses Kapitel zeigt nun insbesondere den Zusammenhang zwischen IKT und Internalisierung auf.

„While technology might set a limit on the size of any one plant, it was diminishing returns to managerial coordination that set the limit to the size of the firm.“

Buckley, Peter J./Casson, Mark C.: The internalisation theory of the multinational enterprise (2009), S. 3

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Notes

  1. 1.

    Die Transaktionen, die am linken Rand hinzukommen, zeichnen sich durch einen hohen Grad an Idiosynkrasie aus, die gehandelten Güter sind vielfach spezifisch, wenn nicht einzigartig und die Transaktionspartner wickeln häufig nur für eine einzige Transaktion miteinander ab und sind weitgehend anonym. Die zentralen Probleme einer solchen Transaktion erwachsen zum einen aus der bekannten complexity of product description und zum anderen aus dem Komplex Vertrauen/Reputation. In diesem Kontext erhöht sich die Menge der Transaktionen vor allem durch eine erhebliche Vergrößerung des Marktes, was gerade bei idiosynkratrischen Transaktionen erst ermöglicht, dass die Transaktionspartner zueinander finden. Es werden im Grunde Märkte überhaupt erst geschaffen, auf denen Transaktionen durchgeführt werden, die vorher mit prohibitiv hohen Transaktionskosten versehen waren (vgl. Anderson 2006: insb. 15, 26).

    Zunächst zum Aspekt complexity of product description: Ein Produkt erfüllt dieses Kriterium in objektiver Hinsicht dann in hohem Maße, wenn es eine hohe Anzahl von für den Transaktionspartner relevanten Merkmalen und Verbindungen zwischen diesen mit einer hohen Varianz an möglichen Merkmalsausprägungen beinhaltet. In subjektiver Hinsicht hängt diese letztendlich von der Neuheit des Merkmalszusammenhangs für den Transaktionspartner ab. Die Komplexität kann einen Grad annehmen, in dem die Informationen bestimmte Vermittlungsformen bis hin zur unmittelbaren Erfahrung notwendig machen, um das Transaktionsrisiko unter das prohibitive Niveau zu senken. An dieser Stelle die entsprechenden Güterkategorien und empfundenen Transaktionsrisiken abzuleiten, würde den Rahmen sprengen (vertiefend Lorberg 2013). Dennoch soll exemplarisch an einem typischen Beispiel die Ausweitung der Transaktionsmenge durch IKT verdeutlichet werden:

    Jedes gebrauchte Gut bedarf einer relativ komplexen Produktbeschreibung, denn ein solches Gut ist immer vollkommen einzigartig, obgleich es möglicherweise normiert entstanden ist. Wenngleich Eigenschaften und Ausprägungen im Neuzustand möglicherweise bekannt sind, so bildet das Kontinuum möglicher Abnutzungen und Mängel jedoch einen eigenen Komplex von Merkmalen, Merkmalskombinationen und Ausprägungen aus, der aufgrund seiner Idiosynkrasie stets vollkommen neuartig ist. Dieses Spezifikum führt dazu, dass derartige Güter viele Informationen zu ihrer Beschreibung benötigen, denkbarerweise so viele, dass die unmittelbare Erfahrung notwendig wird. Nachvollziehbar ist ebenso, dass die dadurch entstehenden Transaktionskosten vielfach prohibitiv hoch sind, derartige Transaktionen somit nicht zustande kommen. Je intensiver jedoch durch Medien mit höherer Informationsdichte, wie Bilder und Videos, die persönliche Erfahrung überflüssig gemacht wird, desto mehr Transaktionen kommen zustande.

    Der zweite Aspekt Vertrauen/Reputation hängt eng mit dem Begriff des „Signaling“ zusammen, also der Möglichkeit der Transaktionspartner, typischerweise des Verkäufers oder Agents, glaubhaft zu signalisieren, dass er opportunistisches Fehlverhalten unterlassen wird, also keine Vorteile aus der Struktur der ihn begünstigenden Informationsasymmetrie ziehen wird. Das zentrale Mittel dazu ist Reputation. Diese verwandelt in der Formulierung der Spieltheorie ein Einmalspiel (One-Shot-Game), bei dem Fehlverhalten die dominante Strategie darstellt, in ein quasi Mehrfachspiel (genauer, ein iteriertes Gefangenendilemma mit Systemeinbettung). Die Spieler spielen zwar nicht notwendigerweise mehrfach gegeneinander, aber dennoch ist der aufgrund von asymmetrischen Informationen „Betrogene“ in der Folge in der Lage das Fehlverhalten zu sanktionieren, indem dieser die Reputation des anderen schädigt, wodurch andere potenzielle Kooperationspartner sich unkooperativ verhalten. Der Aufbau von Reputation durch Signaling erfordert jedoch Aufwand und ist daher typischerweise an eine wiederholte Aktivität, die geeignet ist, zumindest in einem begrenzten Raum zur Kenntnis genommen zu werden und an vertrauensvermittelnde Institutionen gebunden. Im Allgemeinen sind dies Dinge, die Unternehmen als Institutionen und „Betreiber“ eines Vertrauensnarratives notwendig machen, die in der Lage sind durch eine Vielzahl von Transaktionen die Kosten für die Etablierung der Institution Vertrauen durch Reputationsaufbau zu tragen. Was IKT in diesem Kontext jedoch bewirkt, ist die Bereitstellung von Intermediären, die die Kosten für den Aufbau von Reputation bedeutend senken, sodass viele potenzielle Marktteilnehmer erst dadurch zu faktischen Marktteilnehmern wurden, als die Kosten des Reputationsaufbaus unter ein prohibitives Maß sanken. Letztendlich also Informationsintermediäre Institutionen bereitstellten, die die Kosten des Signalings für alle Nutzer dieser Institutionen weit senken. Es offenbart sich dabei, dass links von dem beschriebenen klassischen Markt noch ein anderer Koordinationsmechanismus zu finden ist: ein stark vermittelter, von Intermediären abhängiger, Markt.

    Bei dem Marktprozess, der oben beschrieben ist und der den alten Move-Hypothesen zugrunde liegt, erscheint als Hintergrundfolie vor allem der B2B-Bereich. Wird dieser Zusammenhang jedoch offener betrachtet und werden Unternehmen als Institutionen, die Unsicherheit durch Reputation abbauen, interpretiert, so zeigt sich, dass die IKT nun Informationsintermediäre möglich gemacht hat, die kosteneffiziente Institutionen des Reputationsaufbaus für Dritte bereitstellen und letztendlich Konkurrenzinstitutionen des Reputationsaufbaus darstellen. Daher werden aus Transaktionskostensicht Unternehmen als Institutionen und damit die marktförmigen Transaktionen mit Unternehmensbeteiligung bisweilen zu der ineffizienteren Form der Marktvermittlung. Man könnte dies wohl treffend als Rise-of-C2C-Hypothese benennen, da Informationsintermediäre alternative Mechanismen der Reputationsgenerierung bereitstellen, die eine Marktteilnahme für eine Vielzahl von nicht unternehmensförmig organisierten Marktteilnehmern ermöglicht (vgl. Shirky 2009: 17 ff.).

  2. 2.

    Im Kontext von ex ante und ex post Transaktionskosten zeigt sich, dass erstere und die Überwachungskosten vor allem von den Kosten der Informationsbeschaffung und der Interaktion mit Dritten, die Überwachungskosten jedoch vor allem von der Effizienz externer Institutionen (Rechtssystem) abhängig sind. Im Bereich der externen ex ante Kosten, die im Wesentlichen auf Informationskosten und im Bereich der Verhandlungskosten auf der Problematik asymmetrischer Informationen beruhen, hat die extreme Effizienzsteigerung der Kommunikation und die Informationsintermediäre sicherlich zu einer erheblichen Senkung der Transaktionskosten beigetragen (Moldenhauer 2004: 99). Im Hinblick auf die externen und internen ex-post Kosten, die gleichermaßen aus Überwachungs- und Durchsetzungskosten bestehen, erscheinen die Auswirkungen bereits weniger umfangreich und differenter. Die Durchsetzungskosten, die insbesondere von den Institutionen der Rechtsdurchsetzung beziehungsweise Schlichtung abhängig sind, erscheinen hier als gering betroffen, da diese nur in geringem Maße von der Entwicklung der IKT profitieren. Da potenziell bei jeder Markttransaktion Durchsetzungskosten gegenüber anderen Marktteilnehmern anfallen können, die eine Lösung im Rahmen externer Institutionen notwendig machen, bleiben externe Transaktionen in erheblichem Maße von Durchsetzungskosten betroffen. Demgegenüber fallen Durchsetzungskosten innerhalb der Hierarchie durch die hierarchische Verbundenheit der Akteure weniger häufig an und verursachen geringere Kosten. Die Bedeutung der Durchsetzungskosten innerhalb der externen Transaktionskosten führt entsprechend dazu, dass, trotz der erheblichen Senkung der ex ante Kosten, insbesondere die Durchsetzungskosten einen Transaktionskostensockel bilden, den die internen Transaktionen in diesem Maße nicht aufweisen. Ein zentraler Unterschied der externen und internen Transaktionen wird dabei offenkundig: Bei externen Transaktionen handeln unverbundene Akteure, bei internen Transaktionen handeln hingegen hierarchisch verbundene. Um Zwang auszuüben sind daher bei externen Transaktionen externe Institutionen notwendig, wohingegen dies bei internen Transaktionen zumeist innerhalb der Hierarchie selbst erfolgt. Auch in Bezug auf die Überwachungskosten besteht dabei ein unmittelbarer Zugang zur Kontrolle der Ausführung, der auch direkter an aufkommende Überwachungsbedürfnisse angepasst werden kann und damit Spielräume opportunistischen Verhaltens reduziert. Bei externen Transaktionen ist die Überwachung durch die grundsätzliche Unverbundenheit der Akteure begrenzt, ferner müssen etwaige Überwachungsmöglichkeiten a priori bei Vertragsabschluss festgelegt werden und sind darüber hinaus nur im Einvernehmen zu ändern. Das bereits von Williamson (1990: 68) thematisierte Problem der Unsicherheit, die insbesondere die Verhaltensunsicherheit der Vertragspartner betrifft, erscheint hier als ein Aspekt externer Transaktionskosten, der lediglich gemindert werden kann, sofern in einer Transaktion auch die Reputationsrelevanz opportunistischen Verhaltens durch Intermediäre oder allgemein durch eine höhere Informationsdichte erhöht wird. Wo dies im B2C-Bereich aufgrund der Vielzahl der Transaktionen und deren geringer Spezifität – wie oben beschrieben – angenommen werden kann, so ist dies im B2B-Bereich nicht der grundsätzliche Fall. Transaktionen höherer Spezifität und damit geringerer Vergleichbarkeit und die damit verbundenen Verträge, die typischerweise Geheimhaltung beinhalten, lassen die im B2C-Bereich wirksamen Mechanismen damit nicht oder nur in geringem Maße entstehen. Dies verstärkt somit den Nachteil der Markttransaktionen im Bereich der ex post Transaktionskosten, da die bei jeder Transaktion verbleibende Verhaltensunsicherheit nicht umfassend abgebaut werden kann. Aus der Differenz der Verbundenheit beziehungsweise Unverbundenheit der Akteure folgt jedoch auch die zentrale Differenz in der Überwindung der Problemstellungen aus denen die Transaktionskosten erwachsen.

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Lorberg, D. (2018). Das Bewegungsgesetz der Neustrukturierung. In: Digitale Revolution, Fordismus und Transnationale Ökonomie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22601-5_12

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