Zusammenfassung
Die tiefenhermeneutische Fallrekonstruktion untersucht die Doppelbödigkeit einer Unterrichtsstunde. Während der manifeste Sinn der Schulstunde durch das Auftreten einer der Reformpädagogik verpflichteten Lehrerin bestimmt wird, die sich durch viele Fragen und Hilfestellungen um die Schülerinnen und Schüler bemüht und mit Toleranz und Geduld deren Schwächen zur Kenntnis nimmt, werden die Jugendlichen auf der latenten Bedeutungsebene dieses Unterrichts wie Kinder behandelt, die durch moralisierende Ermahnungen und gängelnde Kontrollfragen entmündigt werden. Wenn aber die Lehrerin die Schülerinnen und Schüler brav aufsagen lässt, was alle schon wissen, und sie in eine unsinnige Suche nach »Oberbegriffen« verwickelt, dann verwandelt sich die Schulstunde in ein absurdes Drama, das den Stoff für ein Theaterstück Ionescos liefern könnte.
Es handelt sich hierbei um die leicht überarbeitete Fassung eines am 8. 4. 1997 an der Universität Hamburg gehaltenen Vortrags.
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König, HD. (2019). Politischer Unterricht als absurdes Drama. Tiefenhermeneutische Sekundäranalyse einer Sozialkundestunde über Brasilien. In: Die Welt als Bühne mit doppeltem Boden. Kritische Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22352-6_14
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