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„Trucks and beers and girls and then more trucks“: Männlichkeit im US-amerikanischen ‚Bro-Country‘

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Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 69))

Zusammenfassung

In den frühen 2010er-Jahren etabliert sich mit dem sogenannten ‚Bro-Country‘ in der US-amerikanischen Country-Musik ein Subgenre, das sich auf der einen Seite durch kommerziellen Erfolg und ausverkaufte Stadiontouren auszeichnet, auf der anderen Seite zu kritischer Resonanz in der Country-Fangemeinde führt. Durch eine hedonistisch orientierte inhaltliche Ausrichtung sowie Grenzüberschreitungen musikalischer Genreregeln und einen von Crossover-Elementen geprägten Sound wird den Künstlern bisweilen ihre Authentizität und Zugehörigkeit zu einer ‚echten‘ Countrymusik abgesprochen. Unter anderem wird dabei auch eine in dem Subgenre performte, eng gefasste und machistisch daherkommende Männlichkeit konstatiert, die sich auf Schlagworte wie ‚trucks‘, ‚girls‘, ‚beer‘ und ‚party‘ zu reduzieren scheint. Beschäftigt man sich eingehender mit den Diskursen, findet sich jedoch oftmals eine nicht weniger heteronormativ konzipierte und mit wertkonservativen, religiösen Aspekten versehene traditionelle Männlichkeit, deren Verlust moniert und der Juvenilität des Bro-Country gegenübergestellt wird.

Es sind komplexe Konstellationen von Fragen zu Mainstream, Authentizität, class und Männlichkeit, die die bisweilen heftige negative Reaktion auf den Bro-Country hervorrufen. Der Beitrag nimmt das Phänomen genauer in den Blick und widmet sich dabei insbesondere der medialen Kritik an den verhandelten Männlichkeiten.

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Notes

  1. 1.

    Bei dem Portal reddit handelt es sich um ein soziales Nachrichtennetzwerk, bei dem die User_innen eigene Inhalte einstellen und teilen können. Diese können anschließend von der Community durch Up- oder Downvotes in ihrer ‚Popularität‘ und Sichtbarkeit beeinflusst sowie in forenähnlichen Strukturen diskutiert werden.

  2. 2.

    Unter Mainstream verstehe ich kommerziell erfolgreiche Musik, die über die Vertriebswege der Musikindustrie einer breiten Masse zugänglich und bekannt gemacht wird; im Falle der Country-Musik handelt es sich insbesondere um Akteur_innen, die über das musikindustrielle Zentrum des Genres, die Stadt Nashville, Tennessee, produziert und über Country-Radiosender beworben werden.

  3. 3.

    Aufgrund der nationalsozialistischen Konnotation und Verwendungsweise, die dem Begriff „Rasse” im deutschsprachigen Raum anhaftet, wird an dieser Stelle in klarer Abgrenzung dazu der anglophone Begriff als soziologische Kategorie und Arbeitsbegriff der dekonstruktivistischen Postcolonial Studies verwendet.

  4. 4.

    Lipsitz spricht dabei von der Poesie und Politik des Ortsspezifischen: „In unserer Zeit manifestieren sich soziale und kulturelle Krisen sehr oft […] als Kämpfe darum, wie sich unsere Beziehungen zu physikalischen oder diskursiven Orten verändern. […] Ob absichtlich oder nicht, Musiker benutzen sehr häufig bei ihren Auftritten, Texten und musikalischen Formen Stilmittel, die ihre Verbundenheit mit einem bestimmten Ort oder die Entfremdung davon beschwören” (Lipsitz 1999, S. 41).

  5. 5.

    Dichte Beschreibung verstehe ich nach Jeff Todd Titon als eine dialogische Methode „to apprehend and interpret cultural texts […] unpack[ing] the meanings of the symbols that reside in texts and comprise a culture” (Titon 2012, S. 78–79). Die untersuchten Phänomene werden aus der eigenen Position zunächst möglichst genau (‚dicht‘) beschrieben, in dieser Beschreibung und ihrer Interpretation wird jedoch die eigene, subjektive Sichtweise des Autors/der Autorin stets mitreflektiert. Dadurch werden alternative Interpretationen und multiple Lesarten bewusst offen gehalten.

  6. 6.

    Gelegentlich finden sich alternative Namensgebungen wie Neocountry oder Country Lite (Haslam et al. 1999).

  7. 7.

    Die New Traditionalists tauchen ebenfalls unter abweichenden Bezeichnungen auf. In manchen Abhandlungen, die den urban country craze als Steigerung des Pop-Countrys der 1970er-Jahre behandeln, sind es die New Traditionalists, die unter der Bezeichnung New Country (oder New Traditionalist Country) geführt werden (vgl. Fenster 2012, S. 350–352).

  8. 8.

    Unter einem Präsentationsvideo verstehe ich nach Neumann-Braun und Schmidt (1999) einen Videoclip, in dem „ein Protagonist in ein oder zwei zusammengeschnittenen Situationen oder Szenen singend präsentiert wird“ (Neumann-Braun und Schmidt 1999, S. 13). Dem gegenüber steht ein narratives Video, „in dem um einen Interpreten oder eine Liedstory herum eine Geschichte erzählt wird“ (Neumann-Braun und Schmidt 1999, S. 13). Zwar gibt es solche narrativen Anklänge in „That’s my kind of night“, diese liefern jedoch abseits der Einbindung Bryans in das ländliche Setting keine größere zusammenhängende Handlung.

  9. 9.

    Der von Laura Mulvey konzipierte male gaze bezeichnet eine Darstellungsweise und Betrachtung von Frauen in kulturellen visuellen Produkten, die sich durch eine Unterscheidung in einen aktiven männlichen Blick und ein weibliches, passives und betrachtetes Objekt auszeichnen: „In their traditional exhibitionist role women are simultaneously looked at and displayed, with their appearance coded for strong visual and erotic impact so that they can be said to connote to-be-looked-at-ness. Woman displayed as sexual object is the leit-motif of erotic spectacle“ (Mulvey 1975, S. 11).

  10. 10.

    Die Aneignungsprozesse von Elementen der Hip Hop-Kultur seitens der Country-Musik führen in ein sehr weites Feld um Fragen zu Macht und race innerhalb der US-amerikanischen Kultur und Gesellschaft; verschiedene Formen von Country-Rap unter diesen Gesichtspunkten zu untersuchen stellt definitiv ein wissenschaftliches Desiderat dar; siehe auch Shonekan 2015.

  11. 11.

    Dylans Einsatz elektrisch verstärkter Instrumente bei diesem Auftritt erhitzte die Gemüter und sorgte dafür, dass das Publikum ihn auspfiff. Die Berichte, was sich während des Auftritts tatsächlich zugetragen hat, gehen jedoch auseinander. So gibt es Stimmen, die beschreiben, wie die Buhrufe des Publikums lediglich eine Reaktion darauf gewesen seien, dass Dylan die Bühne verließ (vgl. Sweers 2004, S. 22).

  12. 12.

    „Bryan is exuberantly straight, and his homosocial epics of sex and booze are never about boys having sex with boys or girls having sex with girls. But in comparison to, say, Kacey Musgraves’ ‚Follow Your Arrow‘, which is beloved by the critical class and by much of Nashville, but isn’t selling well as it could be, with its talk of love, its moral core, and its little scrap of meat to the supposed liberals in the audience, Bryan is more disruptive and gloriously queerQueer [sic] in the sense of pleasure for pleasure’s sake, queer in the sense of avoiding containment, queer in the sense of critiquing love, queer as disruptive, as liquid, as overflowing. As the radical slogan goes, ‚Not gay as in happy, but queer as in fuck you‘; Bryan shifts and repositions that–it’s not sex for love, it’s sex for fun, and queer as in ‚fuck me‘” (Easton 2013).

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Fleischer, L.P. (2019). „Trucks and beers and girls and then more trucks“: Männlichkeit im US-amerikanischen ‚Bro-Country‘. In: Fleischer, L., Heesch, F. (eds) „Sounds like a real man to me“ – Populäre Kultur, Musik und Männlichkeit. Geschlecht und Gesellschaft, vol 69. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22307-6_4

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