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Wertebildung im Arbeitsleben – generationsspezifische Differenzen und Gemeinsamkeiten

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Werte und Wertebildung aus interdisziplinärer Perspektive

Zusammenfassung

Werthaltungen werden maßgeblich durch kollektive und individuelle Prozesse geprägt, die auch im Arbeitsleben eingebettet sind. Verschiedene politische, demografische und technologische Entwicklungen haben seit der Nachkriegszeit zu einem umfassenden strukturellen Wandel am Arbeitsmarkt geführt. Inwiefern diese Erfahrungen verschiedene Generationen am österreichischen Arbeitsmarkt geprägt und die Herausbildung ihrer Werte beeinflusst haben, wird im folgenden Beitrag nachgegangen. Anhand quantitativer Analysen des SSÖ (n = 2005) und des ÖWBS (n = 1519) und retrospektiver Fokusgruppendiskussionen (n = 35) aus dem Jahr 2016 zeigen wir, dass Arbeit nicht – wie oft vermutet – an Bedeutung verliert, sondern für Wertebildungsprozesse höchst relevant ist. Diese Relevanz drückt sich gerade in den komplexen Verschiebungen der Zuschreibungsprozesse aus, die Arbeit Bedeutung und Werthaftigkeit verleihen. Dabei konnten vier spezifisch arbeitsrelevante Muster von Wertverständnissen herausgearbeitet und im generationalen Kontinuum verortet werden: Mission, Arbeitsteilung, Zusammenhalt und Selbstverwirklichung. Das Arbeitsleben bietet für jede Generation spezifische Herausforderungen, die andere Strategien, Prioritäten und letztlich Werthaltungen fordern und fördern.

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Notes

  1. 1.

    Wir fokussieren dabei die bezahlte Erwerbsarbeit (in Abgrenzung etwa zu Reproduktionsarbeit oder freiwilligem Engagement [siehe Wolf in diesem Band]) und nehmen vor allem die Perspektive von ArbeitnehmerInnen in den Blick (zur Perspektive von Führungskräften siehe Klaiber in diesem Band).

  2. 2.

    Originaltext ist hier nachzulesen: https://de.wikisource.org/wiki/Frau_Holle.

  3. 3.

    Die Arbeitslosenquote lag in Österreich zwischen 1961 und 1981 unter 3 % (AMS 2018).

  4. 4.

    Die Erwerbsquote bezeichnet den Anteil der dem Arbeitsmarkt verfügbaren Personen (nicht in Ausbildung, Hausarbeit oder Pension) innerhalb der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung. Sie ist damit auch ein Maß für die Zentralität von Erwerbsarbeit in bzw. die Erwerbsorientierung einer Gesellschaft.

  5. 5.

    In Österreich wurde etwa 1979 auf Bundesebene die Gleichbehandlung von Männern und Frauen im Arbeitsleben festgeschrieben.

  6. 6.

    Gegenwärtig sind Frauen auf dem Arbeitsmarkt überdurchschnittlich oft in befristeten Arbeitsverhältnissen angestellt, oder arbeiten Teilzeit. Im Jahr 2016 betrifft dies beinahe 48 % der Frauen, aber nur knapp 10 % der Männer (Mikrozensus 2016).

  7. 7.

    Wie Flecker et al. (2016, S. 63 ff.) zusammenfassen, fallen darunter etwa die Einbindung elektronischer Geräte am Arbeitsplatz, genauso wie neue Kommunikationstechniken (z. B. E-Mail, Filesharing). Mobilität und Vernetzung befördern ortsunabhängiges Arbeiten, was die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen lässt.

  8. 8.

    Damit ist grob die Zuwendung zum nahen sozialen Umfeld, wie Freunde und Familie, gemeint. Eine genauere Erläuterung der Wertkategorien ist bei (Schwartz 2012) nachzulesen.

  9. 9.

    Die angeführten Zitate haben exemplarischen Stellenwert, hinter den Analysen steht ein Korpus an inhaltlich ähnlich Aussagen.

  10. 10.

    Zum kirchenbezogenen religiösen Einstellungswandel im Generationenverlauf liefern Höllinger und Janschitz (2018) zuletzt aktuelle Analysen.

  11. 11.

    Häufig treten diese Bezugnahmen in Gesprächen auf, die sich sowohl aus Vertretern der Kohorte 46–56 als auch 66–76 zusammensetzen. Es handelt sich also um ein Orientierungsmuster, das als Verbindungsglied das Sprechen über Arbeit zwischen diesen Personengruppen ermöglicht.

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Seewann, L., Liebhart, C. (2019). Wertebildung im Arbeitsleben – generationsspezifische Differenzen und Gemeinsamkeiten. In: Verwiebe, R. (eds) Werte und Wertebildung aus interdisziplinärer Perspektive. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21976-5_8

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