Zusammenfassung
Die Gewährleistung der Freiheit der individuellen Entscheidung ist das A und O für die Nachhaltigkeit einer sozialen Ordnung. Zurzeit erkennen wir die Folge dessen, dass wir zu wenig darüber nachdenken, dass alles Stattfinden in einer Gesellschaft das Ergebnis von individuellen Handlungen einerseits und eine Reaktion auf die Handlungen Anderer andererseits ist. Inhalt des 6. Kapitels ist somit die Darstellung der Veränderung der Gesellschaft, Ökonomie und Politik in der jüngsten Zeit und die Entwicklung eines neuen ordnungspolitischen Rahmenwerks, das der Zukunft gegenüber gewappnet ist. Damit ist es das Ziel dieses Kapitels, das kulturelle und moralische Fundament einer modernen Wirtschaftsordnung darzustellen und die Frage nach dem Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen sowie der Leistungsgerechtigkeit zu stellen. Diese Diskussion mündet dann in der Antwort auf die Frage nach den moralischen Potenzialen und Grenzen einer modernen Wirtschaftsordnung und dem Umgang mit der Herausbildung einer zeitgemäßen Wirtschaftsordnung, der Bildung, einer Steuer- und Sozialpolitik korrespondierend zu den Herausforderungen der technologischen Revolution, des Klimawandels und der Gewährleistung der Solidarität, wie zum Beispiel der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Angesichts des Tempos der aktuellen Entwicklung müssen neue Wege gefunden werden, die daraus resultierenden ethischen, sozialen und politischen Risiken und Nebenwirkungen zu steuern. Diese neuen Wege werden im 6. Kapitel aufgezeigt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
In der Wirtschaftssoziologie bezeichnet der Begriff der Eufunktion die system- und gleichgewichterhaltende Wirkung eines sozialen Elements und darüber hinaus dessen Beitrag zum optimalen Funktionieren des Systems. Gegenbegriff: Dysfunktion.
- 2.
Unter der „Homann’schen Ökonomik“ versteht man einen Ansatz der Institutionenökonomik zur Wirtschaftsethik. Demnach ist die Handlung des einzelnen Individuums in der Ökonomie durch die Frage nach dem Eigeninteresse und dem Kooperationsinteresse geprägt. Die Ethik ist in diesem Zusammenhang zu verstehen als eine informelle Institution, die dem Individuum aufzeigt, wie der ordnungspolitische Rahmen gestaltet sein muss, damit die Ergebnisse des Handelns möglichst optimal im Sinne der Ethik verwirklicht werden. Somit ist es wichtig, dass das Anreizsystem der Ökonomie so aufgebaut ist, dass der Einzelne entsprechend des ethischen Optimums sich verhält. Er geht zurück auf Karl Homann. Karl Homann war bis 2008 Inhaber des Lehrstuhls Philosophie und Ökonomik an der Ludwig-Maximilian-Universität München.
- 3.
Der Begriff der industriellen Revolution wurde durch den Wirtschaftshistoriker Arnold Toynbee in einer seiner Vorlesungen 1881 eingeführt. Die Veränderung der ökonomischen, demografischen und schließlich auch sozialen Veränderungen sowie der politische Umbruch der damaligen Zeit wurde als Revolution bezeichnet. Jedoch muss man einräumen, dass diese Entwicklung, die am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte, keine wirkliche Revolution gewesen ist, sondern es sich mehr um einen Prozess des stetigen strukturellen Wandels handelt, der alle Bereiche der sozio-ökonomischen Umwelt nacheinander beeinflusst hat.
- 4.
Gemäß der Theorie der Selbstaufmerksamkeit wird dem Handelnden der Unterschied zwischen dem eigenen Vorhaben und dem eigenen Ziel auf der einen Seite und den realisierten eigenerbrachten Leistungsergebnissen bewusst. Dieser Unterschied ist der Grund für die Motivation, das eigene Handeln der Zielerreichung anzupassen und somit den Unterschied zu reduzieren. In dem Bewusstsein dem Selbst gegenüber liegt die Fähigkeit des Perspektivwechsels und damit auch zur Befähigung des Verstehens und der Handhabung unbekannter Situationen.
- 5.
Der Ausdruck autotelisch kommt von dem Begriff der Autotelie wird im Sinne von „Selbstzweck(-haftigkeit)“ oder auch „Unabhängigkeit“ gebraucht.
Literatur
Bank of England. (2018). https://www.bankofengland.co.uk/statistics/gdp-real-time-database. Zugegriffen: 27. Juni 2018.
Bourdieu, P. (1983). Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital. In R. Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten (S. 183–198). Göttingen: Schwartz.
Böckenförde, E.-W. (2016). Staat, Gesellschaft, Freiheit, Studien zur Staatstheorie und Staatsverfassung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Diekmann, A. (2009). Der Mensch – Altruist oder homo economicus? Forschung und Lehre, 16(8), 558–559.
Erhard, L. (1967). Wilhelm Röpke zum Gedächtnis. Rede vor der Universität Marburg, S. 1033.
Habermann, G. (2005). Vision und Tat, ein Ludwig Erhard Brevier. Bern: Ott.
Hayek, F. (2003). Recht, Gesetz und Freiheit. Tübingen: Mohr Siebeck.
Herrhausen, A. (1989). Interview Wortwechsel Südwestfunk.
Giddens, A. (1997). Jenseits von Links und Rechts, Die Zukunft radikaler Demokratie (2. Aufl.). Frankfurt: Suhrkamp.
Kahl, J. (1956). Macht und Markt. Vom Ausbau unserer Wirtschaftsordnung. Berlin: Duncker & Humblot.
Kant, E. (1787). Kritik der reinen Vernunft, AA III. Göttingen: Akademie.
Kummert, I. (2013). Strategien der Moral am Kapitalmarkt. Frankfurt a. M.: Goethe-Universitä.
Luhmann, N. (2015). Sozial Systeme, Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Montesquieu, Charles-Louis de Secondat. (1748). De L’esprit des Lois, Genève, Chez. Barrillot & Fils.
North, D. C. (1992). Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung. Tübingen: Mohr Siebeck.
Nunner-Winkler, G. (2010). Relativismus als Übergangsphänomen. Zeitschrift für Politik, 2,170–187.
Rawls, J. (2017). Eine Theorie der Gerechtigkeit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Taschenbuch.
Rusche, T. (2011). Glaubwürdigkeit als Vetrauenskapital. In K. Essen (Hrsg.), Vertrauen und das soziale Kapital unserer Gesellschaft (S. 50–60). Freiburg: Herder.
Schütz, F. K. J. (1825). Göthe’s Philosophie, eine vollständige, schematisch geordnete Zusammenstellung seiner Ideen, über Leben, Liebe, Ehe, Freundschaft, Erziehung, Religion, Moral, Politik, Literatur Kunst und Natur, Zweiter Band. Hamburg.
Sen, A. (2003). Inequality reexamined. Oxford: Oxford University Press.
Smith, A. (2016). The theory of moral sentiments. Los Angeles: Enhanced Media.
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1986). The social identity theory on intergroup behaviour. In S. Worschel & W. G. Austin. (Hrsg.), Psychologe of intergroup relations (S. 7–24). Chicago: Nelson Hall.
Thomas, A. (2016). Interkulturelle Psychologie, Verstehen und Handeln in internationalen Kontexten. Göttingen: Hogrefe.
Trudewind, C. (2006). Soziale und moralische Kompetenz. In H.-W. Bierhoff & D. Frey (Hrsg.), Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie (S. 515–522). Göttingen: Hogrefe.
Vanberg, J. V. (2011). Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik, Moral und Wirtschaftsordnung: Zu den ethischen Grundlagen einer freien Gesellschaft. Freiburg: Walter Eucken Institut.
von Hauff, M. (2009). Von der Sozialen zur Nachhaltigen Marktwirtschaft. Policy Paper 31. Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF): Bonn.
Wolf, T. (2011). Der aktivierende Sozialstaat zwischen Zwang und Freiheit. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Müller, MP. (2019). Konzeption einer solidarisch-dynamischen Wirtschaftsordnung – Erweiterung des ordnungspolitischen Prinzipienkanons. In: Neo-Ordoliberalismus . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21883-6_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21883-6_6
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-21882-9
Online ISBN: 978-3-658-21883-6
eBook Packages: Business and Economics (German Language)