Zusammenfassung
Betrachtet man den Zusammenhang von Sanktion und Rückfall, so scheint es, dass Freiheitsstrafen mehr Rückfälle produzieren als Geldstrafen und dass nach stationären Strafen das Rückfallrisiko größer ist als nach ambulanten Strafen. Ob dieser Unterschied der Rückfallraten tatsächlich auf der Art der Sanktion beruht, wird anhand der Deliktsgruppen einfacher Diebstahl, Betrug und schwerer Diebstahl untersucht.
Bei der Betrachtung des bivariaten Zusammenhangs von Sanktion und Rückfall zeigt sich, dass es nach einer schwereren Sanktionierung häufiger zu einer erneuten Verurteilung kommt als nach einer leichteren Sanktionierung. Die weitere Analyse ergibt aber, dass dieser scheinbare Sanktionseffekt nicht durch die Art der strafrechtlichen Sanktion entsteht, sondern schon die Ursache der härteren Sanktionierung, wie z.B. mehrere Vorstrafen, der Grund für die erhöhte Rückfallgefahr ist. Denn wenn zusätzlich zur Sanktion andere Faktoren in die Analyse einbezogen werden, reduziert sich die Wirkung der Sanktion und verschwindet sogar. Nicht die Art der Sanktion ist die Ursache für unterschiedliche Rückfallraten, sondern andere Faktoren erzeugen diesen Effekt. Insbesondere die Vorgeschichte der Straftäter, die anhand der Anzahl der Vorregistrierungen gemessen wird, beeinflusst die Legalbewährung.
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Tetal, C. (2018). Die Wirkung strafrechtlicher Sanktionen auf die Legalbewährung. In: Walsh, M., Pniewski, B., Kober, M., Armborst, A. (eds) Evidenzorientierte Kriminalprävention in Deutschland . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20506-5_28
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