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Migrationstheoretische Erfassung des Familiennachzugs

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Der Familiennachzug in die Bundesrepublik Deutschland
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Zusammenfassung

Die oft verwendete Kategorisierung von internationalen Wanderungsbewegungen in Flucht und Vertreibung, Arbeitsmigration und Familiennachzug mag die Auffassung nahe legen, bei grenzüberschreitenden Wanderungen handle es sich um eine im Grunde monokausal affizierte und eindeutig zuordbare Form der Migration. Tatsächlich ist jedoch davon auszugehen, dass die Entscheidungsprozesse der Individuen, welche letztendlich in eine Wanderung münden, über einen längeren Zeitraum hin reifen und dabei eine Vielzahl heterogener Faktoren eine Rolle spielen. Auch wenn zum Erlangen einer gültigen Aufenthaltsberechtigung im Zielland sich auf einen bestimmten ausländerrechtlich anerkannter Migrationsgrund beschränkt wird, so ist die Migrationsentscheidung oft das Ergebnis eines nutzenmaximierenden individuellen oder kollektiven Entscheidungsprozesses. Bei dieser Entscheidung spielen neben den individuellen Erwägungen die ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Lebensbedingungen im Herkunftsland eine große Rolle, welche mit den im Zielland prognostizierten Lebensbedingungen verglichen werden. Auch wenn Migrationsentscheidungen im Regelfall multifaktorell sind, lassen sich jedoch oft Migrationsgründe benennen, welche letztendlich den Ausschlag für den Vollzug einer grenzüberschreitenden Wanderung geben.

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Notes

  1. 1.

    Einen Überblick über migrationstheoretische Ansätze liefern: Han, Theorien zur internationalen Migration; Haug, Klassische und neuere Theorien der Migration; Kalter, Theorien der Migration; Massay et al., Theories of International Migration; Pries, Internationale Migration.

  2. 2.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 39-40; Esser, Soziologie. Allgemeine Grundlagen, 20-21.

  3. 3.

    Einen Überblick über die Geschichte der Migration geben u. a. Bade, Europa in Bewegung; Hoffmeyer-Zlotnik, Wanderungen: Formen und Vorkommen.

  4. 4.

    Ravenstein, The laws of migration; deutsche Übersetzung: Ravenstein, Die Gesetze der Wanderung I. Vgl. Haug/Sauer, Bestimmungsfaktoren internationaler Migration, S. 18; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 23-24.

  5. 5.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 23-24.

  6. 6.

    Zipf, The P1*P2/D Hypothesis.

  7. 7.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 24-25.

  8. 8.

    Dodd, The Interactance Hypothesis.

  9. 9.

    Vgl. Dodd, The Interactance Hypothesis, S. 247-248; Esser, Methodische Konsequenzen gesellschaftlicher Differenzierung, S. 20; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 25-26.

  10. 10.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 26.

  11. 11.

    Vgl. Esser, Soziologie. Allgemeine Grundlagen, S. 95.

  12. 12.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 30; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 20-21, 26.

  13. 13.

    Stouffer, Intervening Opportunities; Stouffer, Intervening Opportunities and Competing Migrants.

  14. 14.

    Vgl. Esser, Methodische Konsequenzen gesellschaftlicher Differenzierung, S. 20-21; Haug/Sauer, Bestimmungsfaktoren internationaler Migration, S. 18; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 27-31.

  15. 15.

    Vgl. Hicks, The Theory of Wages; Han, Theorien zur internationalen Migration, S. 174; Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 23-24; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 31.

  16. 16.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 23.

  17. 17.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 31-32.

  18. 18.

    Vgl. Richey, Explanations of Migration, S. 365-366.

  19. 19.

    Todaro, A Model of Labor Migration; vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 33.

  20. 20.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 24; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 34-35.

  21. 21.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 34-35.

  22. 22.

    Piore, Birds of Passage.

  23. 23.

    Vgl. Haug/Sauer, Bestimmungsfaktoren internationaler Migration, 19-20; Han, Theorien zur internationalen Migration, S. 178-194, Massay et al., Theories of International Migration, S. 440-444.

  24. 24.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 32; Massay et al., Theories of International Migration, S. 458-459.

  25. 25.

    Hoffmann-Nowotny, Migration; Heintz, Einführung in die soziologische Theorie.

  26. 26.

    Vgl. Hoffmann-Nowotny, Migration, S. 26-27.

  27. 27.

    Hoffmann-Nowotny, Migration, S. 27.

  28. 28.

    Vgl. Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals, S. 68; Han, Soziologie der Migration 2010, S. 52.

  29. 29.

    Vgl. Hoffmann-Nowotny, Migration, S. 27.

  30. 30.

    Wallerstein, The Modern World-System.

  31. 31.

    Vgl. Han, Theorien zur internationalen Migration, S. 210-211; Massay et al., Theories of International Migration, S. 444-448.

  32. 32.

    Müller-Schneider, Zuwanderung in westliche Gesellschaften, S. 100.

  33. 33.

    Vgl. Vogt, Prinzip Nachhaltigkeit, S. 141; Pries, Internationale Migration, S. 5.

  34. 34.

    Vgl. Kalter, Theorien der Migration, S. 448-449.

  35. 35.

    Vgl. Kalter, Theorien der Migration, S. 450-451.

  36. 36.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 37-38.

  37. 37.

    Vgl. Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 128.

  38. 38.

    Vgl. Esser, Methodische Konsequenzen gesellschaftlicher Differenzierung, S. 21; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 41.

  39. 39.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 38; Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 128.

  40. 40.

    Esser, Methodische Konsequenzen gesellschaftlicher Differenzierung, S. 21.

  41. 41.

    Lee, A Theory of Migration; deutsche Übersetzung: Lee, Eine Theorie der Wanderung.

  42. 42.

    Vgl. Lee, Eine Theorie der Wanderung, S. 118.

  43. 43.

    Vgl. Lee, Eine Theorie der Wanderung, S. 119.

  44. 44.

    Vgl. Lee, Eine Theorie der Wanderung, S. 120.

  45. 45.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 43.

  46. 46.

    Sjaastad, The costs and returns of human migration.

  47. 47.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 26; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 43-44.

  48. 48.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 44.

  49. 49.

    Wolpert, Behavioral Aspects of the Decision to Migrate; vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 45.

  50. 50.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 45-46.

  51. 51.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 46.

  52. 52.

    Neben Werterwartungstheorie sind auch anderen Benennungen etabliert, wie: Rational-Choice-Theory (RC-Theorie), Nutzentheorie, Expected Utility Model (EU-Modell), Subjective Utiltiy Theory (SEU-Theorie). Vgl. Scheule, Keine Angst vor Rational Choice, S. 32.

  53. 53.

    Vgl. Arrow, Social Choice and Individual Values; Scheule, Was ist eine Entscheidung?, S. 13-14.

  54. 54.

    Eine umfassende Darstellung der normativen Relevanz der Werterwartungstheorie bietet: Scheule, Gut entscheiden - eine Werterwartungstheorie theologischer Ethik.

  55. 55.

    Vgl. Esser, The Rationality of Everyday Behavior, S. 8-9; Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 107; Scheule, Was ist eine Entscheidung? S. 14.

  56. 56.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 50; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 47; Scheule, Gut entscheiden - eine Werterwartungstheorie theologischer Ethik, S. 25; Scheule, Keine Angst vor Rational Choice, S. 32-33. Eine ausführliche Darstellung der Werterwartungstheorie findet sich bei Esser, Soziologie. Spezielle Grundlagen. Bd. 1, S. 247-293.

  57. 57.

    Vgl. Kalter, Theorien der Migration, S. 456-457.

  58. 58.

    Vgl. De Jong/Gardner, Migration Decision Making. Introduction and Overview, S. 1-2; Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals, S. 65-67; Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 29; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 47-49; Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 130-131.

  59. 59.

    Vgl. Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals, S. 66; vergleichbare Ansätze mit abweichenden Bezeichnungen der Variablen finden sich bei: De Jong/Fawcett, Motivations for Migration, S. 47-48; Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 50-51; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 47.

  60. 60.

    Vgl. Scheule, Gut entscheiden - eine Werterwartungstheorie theologischer Ethik, S. 107-110; Eisenführ/Weber, Rationales Entscheiden, S. 115-149, 257-284.

  61. 61.

    Wealth, Status, Comfort, Stimulation, Autonomy, Affiliation, Morality. Vgl. De Jong/Fawcett, Motivations for Migration, S. 49-51.

  62. 62.

    De Jong/Fawcett, Motivations for Migration, S. 51.

  63. 63.

    Vgl. Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 130-131; Gardner, Macrolevel Influences on the Migration Decision Process.

  64. 64.

    Obwohl T. Müller-Schneider den Wunsch auf gemeinsames Familienleben als wichtigen Migrationsgrund anerkennt, folgert er nach differenzierter Analyse des Familiennachzugs aus wenig entwickelten Ländern in westliche Länder generalisierend: „Die Dynamik der Familienzusammenführung kam dann dadurch in Gang, daß mehr und mehr Zuwanderungswillige die gegebenen Gelegenheiten zu nutzen begannen, um an den westlichen Konsum- und Lebensmöglichkeiten, dem hauptsächlichen Ziel bei der neuen Zuwanderung, teilhaben zu können.“ Müller-Schneider, Zuwanderung in westliche Gesellschaften, S. 247.

  65. 65.

    Harbison, Familiy Structure and Family Strategy in Migration Decision Making.

  66. 66.

    Vgl. Harbison, Familiy Structure and Family Strategy in Migration Decision Making, S. 238.

  67. 67.

    Vgl. Harbison, Familiy Structure and Family Strategy in Migration Decision Making, S. 238-241.

  68. 68.

    Vgl. Harbison, Familiy Structure and Family Strategy in Migration Decision Making, S. 244-245.

  69. 69.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 34-35; Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 131.

  70. 70.

    Vgl. Joas, Die Kreativität des Handelns; Scheule, Gut entscheiden - eine Werterwartungstheorie theologischer Ethik, S. 43-45.

  71. 71.

    Vgl. De Jong/Fawcett, Motivations for Migration, S. 46.

  72. 72.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 34-35; Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 73; Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 132-135; Scheule, Gut entscheiden - eine Werterwartungstheorie theologischer Ethik, S. 41-42.

  73. 73.

    Vgl. Kalter, Zur Rationalität von Wanderungsentscheidungen, S. 133-135.

  74. 74.

    Vgl. Mincer, Family Migration Decisions.

  75. 75.

    Vgl. Kalter, Wohnortwechsel in Deutschland, S. 55-56.

  76. 76.

    Vgl. Haug/Sauer, Bestimmungsfaktoren internationaler Migration, S. 15; Steinmann, Makroökonomische Ansätze zur Erklärung von internationalen Migrationsprozessen, S. 38.

  77. 77.

    Vgl. Stark/Bloom, The New Economics of Labor Migration, S. 174-175; Stark, The Migration of Labor, S. 3.

  78. 78.

    Vgl. Geisen, Multilokale Existenzweisen von Familien im Kontext von Migration, S. 30-44; Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals.

  79. 79.

    Vgl. Geisen, Multilokale Existenzweisen von Familien im Kontext von Migration, S. 35.

  80. 80.

    Vgl. Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals, S. 72-73.

  81. 81.

    Vgl. Haug, Soziales Kapital und Kettenmigration, S. 15-18, 38-42; Haug/Sauer, Bestimmungsfaktoren internationaler Migration, S. 22-25.

  82. 82.

    Vgl. Faist, Migration und der Transfer sozialen Kapitals, S. 73.

  83. 83.

    Geisen, Multilokale Existenzweisen von Familien im Kontext von Migration, S. 38.

  84. 84.

    Geisen, Multilokale Existenzweisen von Familien im Kontext von Migration, S. 39.

  85. 85.

    Vgl. Büttner/Stichs, Die Integration von zugewanderten Ehegattinnen und Ehegatten in Deutschland, S. 30.

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Lingl, W. (2018). Migrationstheoretische Erfassung des Familiennachzugs. In: Der Familiennachzug in die Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19640-0_3

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