Zusammenfassung
Welche Musik wann wo und von wem gehört wird, das kann als Hinweis auf soziale Ungleichheit interpretiert werden. Im Zeitalter Web 2.0 ist weniger der prinzipielle Zugang zu Musik ungleich verteilt, es sind vielmehr die sozialen und lokalen Rahmenbedingungen der Rezeptionssituation. Gleiche Musik kann verschieden gehört werden, und die Wurzeln dieser Verschiedenheiten liegen in zentralen Prägungen durch Eltern und Geschwister. Pierre Bourdieu hat umfassend dargestellt, wie die verschiedenen Erscheinungsformen von kulturellem Kapital auf die sozialen Positionen jener verweisen, die mehr oder weniger über dieses Kapital verfügen. Reproduktion sozialer Ungleichheit manifestiert sich vor diesem Hintergrund vor allem in Distinktionsbestrebungen von Angehörigen der herrschenden Klasse. Diesem Befund wurde von vielen Seiten entschieden widersprochen, ebenso wie der Orientierung an einer legitimen Kultur und deren Homologie mit der herrschenden Klasse. Alternative Beschreibungen der Zusammenhänge von sozialer Lage und Musikrezeption erfolgen in verschiedenen Konzeptionen von Jugendkultur oder Szenen.
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Notes
- 1.
Merriam behandelt folgende Funktionen von Musik: emotional expression, aesthetic enjoyment, entertainment, communication, symbolic representation, physical response, enforcing conformity to social norms, validitation of social institutions and religious rituals, contribution to the continuity and stability of culture, contribution to the integration of society (Merriam 1992, S. 219–227).
- 2.
Siehe Abschn. 2.5.
- 3.
Er erwähnt hier u. a. „Barockmusik, gespielt von Harnoncourt“ (Bourdieu 1993c, S. 164).
- 4.
Hier lassen sich Parallelen zu den feinen Unterschieden zwischen traditioneller österreichischer Volksmusik und volkstümlichem Schlager ziehen. Zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der jeweiligen Publikumsstruktur siehe Huber (2014c).
- 5.
- 6.
Ausführliches zum Web 2.0 findet sich im Abschn. 3.1.
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Huber, M. (2018). Zur sozialen Ungleichheit des Musikhörens. In: Musikhören im Zeitalter Web 2.0. Musik und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19200-6_2
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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