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Identitätsarbeitsstrategien im Überschuldungs-/Insolvenzverlauf

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Identität unter Druck
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Zusammenfassung

Insgesamt lassen sich drei Hauptkategorien identifizieren: Identität in der Kontinuität, Identität in der Modifikation bis hin zur Konversion und Identität im Moratorium. Diese Muster oder Kategorien zeigen an, welche Art und Weise der Identitätsarbeit stattfinden, um die sich in der Krise befindliche Identität in der Überschuldungsarbeit aufrechtzuerhalten bzw. neu zu formatieren. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass die Strategien der Identitätsarbeit sich nicht ausschließen, sondern in unterschiedlicher Weise nebeneinander oder nacheinander stattfinden.

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Notes

  1. 1.

    vgl. dazu Rosa (2005, S. 352).

  2. 2.

    Zum Begriff des ‚Sinnweltlichen‘ siehe Berger und Luckmann (1969).

  3. 3.

    Lessenich und Otto haben in dem ausgewählten Beitrag ein anderes Untersuchungs- bzw. Zielpublikum vor Augen als verschuldete Menschen. Dennoch ist eine Adaption Ihrer Gedanken für diese Untersuchung gewinnbringend.

  4. 4.

    Verstärkt und verwirklicht ist das in den Anforderungen des ‚aktivierenden Staates‘.

  5. 5.

    Biografische Normalitäten, die an Erwerbsbiografien abzulesen waren, sind kaum mehr Mehrheitsmodelle (vgl. Bonß et al. 2004, S. 214).

  6. 6.

    Notation: 25 bedeutet Paar Nr. 25 (fortlaufende Bezifferung), m steht für männlich, w für weiblich, 2 bezeichnet die Welle, in der das Einzelinterview durchgeführt wurde, 657 steht für die Zeilennummer des Zitatbeginns im Interview.

  7. 7.

    Für die bessere Lesbarkeit werden zum Teil Kürzungen der Zitate vorgenommen, diese Auslassungen werden durch (…) kenntlich gemacht.

  8. 8.

    Herr Ziegler begreift sich über seine gesamte Berufsbiografie hinweg als selbstständiger Unternehmer in der ‚Marketing-Branche‘ – er ist in Phasen seines beruflichen Lebens Arbeitgeber mit Mitarbeitern.

  9. 9.

    Herr Ziegler will von Anfang an strategisch Weitblick beweisen und stellt einen Praktikanten in seinem Betrieb ein, um im ‚ausländischen Markt‘ anzukommen (2m1/33).

  10. 10.

    Zum Konzept der Bürgerarbeit siehe Beck (2000).

  11. 11.

    Gemeinsame steuerliche Veranlagungen als Paar sind Teil davon.

  12. 12.

    Siehe z. B. Projekt des DJI „Wege in die Vaterschaft: Vaterschaftskonzepte junger Männer“ http://www.dji.de/index.php?id=1143 (Abruf vom 24.04.2017).

  13. 13.

    Die Situation beginnt bereits zur Zeit des ersten Interviews.

  14. 14.

    Gemeint ist hier die Zeit, um sich selbst um einen Job zu kümmern.

  15. 15.

    Im Erwartungshorizont von Frau Huber liegt eher die Anerkennung für Geleistetes (Arbeitsplatzsicherung für Angestellte) und kaum eine so empfundene Degradierung. Über die Solidarisierung mit ‚Leuten auf der Straße‘ wird ihre Abgrenzung von ihnen offenbar. Der Fall in ihre Schicht rückt näher und wird bedrohlicher: „mein Gott, plötzlich haben Sie es alle so aufs Geld abgesehen, (hmh, ja) derweil wollen Sie natürlich dass man sein Vermögen da irgendwo reinbuttert aber ich find der Mensch selber bleibt dann auf der Strecke (mhm, mhm). Der soll hergeben +seufzt+ äh und er, ich kann das schon manchmal verstehen, dass das da so viele *unverständlich* oder Leute gibt, die da eben draußen leben (mhm) und da denk man, nee, das willst du jetzt nicht (ja, jaja, mhm). Weil mein Mann hat ja da, letztendlich hat mein Mann ja Arbeitsplätze gesichert (mhm), hat Arbeitsplätze gesichert, die haben jetzt Anspruch auf Arbeitslosengeld und er kriegt nix (ja) und das ist irgendwie bissl ungerecht (ja, mhm) und stattdessen muss man da noch von seinem bissl Vermögen auch noch was hergeben“ (20w1/421–430).

  16. 16.

    Auch wenn das (Insolvenz-)Problem ‚dem Projekt‘ der Selbstständigkeit von Herrn Haas zuzurechnen ist.

  17. 17.

    Genaue Angaben finden sich in Kap. 2.

  18. 18.

    Wichtig ist hier, welche Phase der Überschuldung vorliegt, z. B. wehrt sich 3w gegen die Anmeldung einer Insolvenz, da sie das Haus behalten will und das Auto dringend braucht, um den Sohn in die Schule zu fahren.

  19. 19.

    Vielleicht auch schon in traditioneller Gesellschaft: die sog. Einheit des ganzen Hauses basierte zunächst auf gemeinsamem Wirtschaften (vgl. Peuckert 2008, S. 17).

  20. 20.

    Siehe dazu die Spartipps für so genannte Harz IV Empfänger_innen, die von der Agentur für Arbeit herausgegeben wurden und in den Medien kommentiert wurden: http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-32424/spartipps-fuer-hartz-iv-empfaenger-broschuere-des-jobcenters-auf-fleisch-verzichten-weniger-heizen_aid_1046825.html (Abruf vom 24.04.2017).

  21. 21.

    Im Verlauf tauchen z. T. auch Ressentiments gegen Frau Pohl als Schuldnerin auf. Sie bemerkt dann, dass das vorgeblich Geordnete/Ordnende des Verfahrens eigentlich gemein sei (24w2/256).

  22. 22.

    Auch bei Herrn Pohl sind gewisse Unsagbarkeiten vorhanden, wenn es um das Thema Überschuldung geht (24m1/291).

  23. 23.

    Man ist erwachsen geworden, das heißt, man war es vorher nicht, auch wenn man im Erwachsenenalter war.

  24. 24.

    Die Strategie dieser kategorialen Einordnung ist der folgenden Kategorie ‚(Rück-)besinnung‘ insofern ähnlich, als die Befragten scheinbar besser werden, sich verbessern durch Erfahrung von Bedrohung (am eigenen Leib). Jedoch unterscheidet sich die Richtung der Verarbeitung des Problems durch Aktion in den beiden Fällen: während ‚(Rück-)Besinnung‘ einen Rückzug für die Betroffenen bedeutet, impliziert ‚Wachsen‘ die Idee des Strebens. Sendungsbewusstsein kann von den Betroffenen beider ‚Lager‘ als Auftrag verstanden werden bzw. die Kompetenz anderen etwas sagen zu können haben scheinbar beide ‚Lager‘ erreicht.

  25. 25.

    Die Zweite Moderne gilt als Zeitalter der Moderne mit sich verschärfenden gesellschaftlichen Spaltungen (vgl. Keupp 1994, S. 342; Beck 1986).

  26. 26.

    Ggf. in Form von Insolvenz mit Restschuldbefreiung.

  27. 27.

    Siehe die Ausführungen zu Herrn Haas in Abschn. 5.2.1.

  28. 28.

    Siehe auch nachfolgende Kategorie ‚Back tot he Roots‘ – Rückbesinnung.

  29. 29.

    Im ökonomisch-marktwirtschaftlichen Sinne.

  30. 30.

    (oder beide haben immer schon nebeneinander gegolten).

  31. 31.

    Diese beiden Perspektiven legen ihren Fokus nicht explizit auf den Gegenstand der Mittelschicht oder der Paarbeziehung.

  32. 32.

    Im Extremfall kann Hemmung bedeuten, dass die Identität (durch das Ereignis Insolvenz) in solch massivem Maße erschüttert wird, dass die Betroffenen sich innerhalb eines traumatischen Zustands als (komplett) handlungsunfähig und in einer Schockstarre erleben. In diesem Sinne befindet man sich in einer Art Schwebzustand, gelähmt, kann weder vor noch zurück: man ist nicht (mehr) der Eine, der man war und man ist (noch) nicht der Andere, der man eventuell mal sein wird.

  33. 33.

    Sie betreiben in dieser Hinsicht parallel auch ein ‚Weiter-So‘ (siehe Abschn. 5.1.1).

  34. 34.

    Im Rahmen des durch Hemmung charakterisierten Identitätsarbeitsprozess spielen die unterschiedlichen Handlungsakteure, mit denen die durch Nicht-Handeln charakterisierte Hemmung ausgehandelt wird, eine zentrale Rolle (vgl. Schütze und Riemann 1991).

  35. 35.

    Zum passiven Zuschauen kommt ihr eigenes Dazutun: aus der Rolle der fürsorgenden Ehefrau überlässt sie einerseits Entscheidungen über die gemeinsame (finanzielle) Zukunft dem Ehemann, auch wenn sie seinen Misserfolg beobachtet und ahnt. Sie selbst unterstützt das familiär-geschäftliche Handlungsnetzwerk andererseits dadurch, dass sie Geld dazu verdient (2w1/84), das in die gemeinsame Kasse fließt (2w1/409). Frau Ziegler ist damit Retterin des bestehenden Handlungsnetzwerkes, das ohne ihr Dazutun auseinanderbrechen würde. Das problematische Handlungsnetzwerk kann sich dadurch nicht ‚positiv‘ auflösen.

  36. 36.

    Herr Lang hält an seiner dieser Identität fest, wenn auch nur indirekt, da diese aufgrund der von außen gesetzten Grenzen innerhalb der Phase der Insolvenz nicht auslebbar ist: „Also von meinem Wesen her bin ich immer der Gleiche (mhm) geblieben (…) früher hab ich’s [Geld] halt ohne Gedanken ich hab früher jedem gegeben (mhm) also mir war des scheißegal, Geld war für mich nichts wert (mhm) wenn ich was hatte, hab ich’s gegeben (mhm) des gilt für jeden, ob (2) Familie oder n Kumpel oder irgendwas (mhm) aber so für MICH von der Art her ich denk ich hab mich net verändert (mhm/und wenn) also ich würde/auch heute wieder geben hätte ich es so, aber“ (9m3/124).

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Müller, M., Pfeil, P., Dengel, U., Donath, L. (2018). Identitätsarbeitsstrategien im Überschuldungs-/Insolvenzverlauf. In: Identität unter Druck. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18939-6_5

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