Zusammenfassung
Ausgehend von Erkenntnissen der historischen Sozialpädagogik, die auf vielfältige direkte wie indirekte Zusammenhänge zwischen sozialen Bewegungen und der Sozialen Arbeit als pädagogischer Praxis hingewiesen hat, geht dieser Beitrag der Frage nach, inwieweit es im Kontext der konfessionellen Jugendbewegung zur Herausbildung sozialpädagogisch relevanter Handlungsdispositionen kam. Im Fokus steht die katholische Quickborn-Bewegung, deren Ursprung in einem abstinenten Schülerzirkel in Schlesien liegt. Im Anschluss an die Subjektivierungstheorie von Andreas Reckwitz analysiert der Text die für die Gruppe zentrale Praktik der Abstinenz und arbeitet deren theologisch-pädagogische Funktion heraus. Diese liegt in der behaupteten Erringung der starken Persönlichkeit, die zugleich Nachfolge Christi ist. Damit verbindet sich für die Quickbornerinnen und Quickborner ein Führungsanspruch in Kirche und Volk, so dass auch eine gesellschaftliche Dimension angesprochen ist. Die subjektive Seite der Selbstbildung ist auf das Soziale bezogen, das im Einsatz für Abstinenz und damit letztlich für die körperliche und geistige Gesundheit im Volk besteht. Von daher lag es für nicht wenige Mitglieder des Quickborn nahe, soziale Berufe zu ergreifen, die ihnen ein entsprechendes Betätigungsfeld eröffneten.
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Maier, A. (2018). Abstinenz als „soziale Arbeit“. In: Franke-Meyer, D., Kuhlmann, C. (eds) Soziale Bewegungen und Soziale Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18591-6_7
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