Zusammenfassung
Karl-Theodor zu Guttenberg schaffte in kürzester Zeit den Aufstieg zum Medienliebling und Politstar. Im Frühjahr 2011 dann der Absturz: Ihm wird vorgeworfen, seine Doktorarbeit sei ein Plagiat, der Verteidigungsminister tritt von seinem Posten zurück. Der vorliegende Beitrag analysiert die Berichterstattung in den Magazinen Spiegel, Stern, Focus und Bunte zu Beginn und in der Endphase seiner Ministerkarriere. Der Beitrag zeigt, mithilfe welcher Deutungsmuster die Medien ein positives Image von Guttenberg konstruierten und wie sich das im Verlauf des Plagiatsskandals änderte. Dabei lässt sich ein deutlicher Paradigmenwechsel erkennen: Eigenschaften wie seine adlige Herkunft, die anfangs genutzt werden, um dem Politiker positiv darzustellen, werden nach seinem universitären Betrug negativ konnotiert. Charakterzüge in Bezug auf seine moralische Integrität werden ihm nach dem Plagiat abgesprochen, wodurch sein bis dahin dominierendes Image zerfällt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Mit diesem Begriff ist die nächtliche Krisensitzung am 30. Mai 2009 im Bundeskanzleramt gemeint, in der das Kabinett über die Rettung des vor der Pleite stehenden Automobil-Herstellers Opel beriet. In dieser Sitzung wurde debattiert, ob man den Autobauer lieber einer Insolvenz überlassen solle oder Opel durch Bürgschaften aus öffentlicher Hand und mit der Hilfe eines ausländischen Investors retten solle.
Literatur
Bußkamp, Heike (2002). Politiker im Fernsehtalk. Strategien der medialen Darstellung des Privatlebens von Politikprominenz. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Deininger, Roman; Wittl, Wolfgang (2016). Seehofer möchte Guttenberg zurückholen – doch der sagt ab. www.sueddeutsche.de/bayern/csu-seehofer-moechte-guttenberg-zurueckholen-aber-der-sagt-ab-1.2884727. (Zugriff: 28. März 2017)
Deutschländer, Christian; Schier, Mike (2016). Will er wieder an die Macht? www.merkur.de/politik/karl-theodor-zu-guttenberg-csu-will-er-wieder-macht-6151120.html. (Zugriff: 28. März 2017)
Dörner, Andreas (2011). Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Eisenegger, Mark (2010). Eine Phänomenologie der Personalisierung In: Mark Eisenegger; Stefan Wehmeier (Hrsg.), Personalisierung der Organisationskommunikation. Theoretische Zugänge, Empirie und Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Hemmelmann, Petra (2011). M(iniste)r Perfect? Wie Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg zum Liebling der Medien wurde. Communicatio Socialis 2, S. 169–178.
Holtz-Bacha, Christina (2001). Das Private in der Politik. Ein neuer Medientrend? Aus Politik und Zeitgeschichte B42/42, S. 20–26.
Jansen, Carolin; Maier, Jürgen (2012). Die Causa zu Guttenberg im Spiegel der Printmedien. Zeitschrift für Politikberatung 2012 1, S. 1–12.
Kepplinger, Hans Mathias (1997). Politiker als Stars. In: Werner Faulstich; Helmut Korte (Hrsg.), Der Star: Geschichte – Rezeption – Bedeutung. (S. 116–194). München: Fink.
Lass, Jürgen (1995). Vorstellungsbilder über Kanzlerkandidaten. Zur Diskussion um die Per-sonalisierung von Politik. Wiesbaden: DUV Deutscher Universitäts Verlag.
Marsh, David; t’Hart, Paul; Tindall, Karen (2010). Celebritiy Politics: The Politics of the Late Modernity? Political Studies Review 8., S. 322–340.
Peters, Birgit (1996). Prominenz. Eine soziologische Analyse ihrer Entstehung und Wirkung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Scheufele, Bertram (2003). Frames – Framing – Framing-Effekte: Theoretische und methodi-sche Grundlegung des Framing-Ansatzes sowie empirische Befunde zur Nachrichtenproduk-tion. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Schulz, Winfried (1997). Politische Kommunikation, Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung zur Rolle der Massenmedien in der Politik. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Schütz, Astrid (1999). Selbstdarstellung in der Politik: Techniken und ihre Wirkung. In: Peter Winterhoff-Spurk; Michael Jäckel (Hrsg.), Politische Eliten in der Mediengesellschaft: Rekrutierung – Darstellung – Wirkung. (S. 105–120). München: Reinhard Fischer Verlag.
Weber, Max (1980). Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Tübingen, Mohr.
van Zoonen, Liesbet (1998). „Finally, I Have My Mother Back.“ Politicians and Their Families in Popular Culture. The Harvard International Journal of Press/Politics 3, S. 48–64.
van Zoonen, Liesbet (2005). Entertaining the citizen: When politics and popular culture converge. Oxford: Rowman & Littlefield.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Holbach, A. (2018). Karl-Theodor zu Guttenberg: Vom makellosen Politstar zum Lügenbaron. Eine qualitative Frame-Analyse von Zeitschriftenartikeln vor und nach dem Plagiatsskandal. In: Lünenborg, M., Sell, S. (eds) Politischer Journalismus im Fokus der Journalistik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18339-4_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18339-4_4
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-18338-7
Online ISBN: 978-3-658-18339-4
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)