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Gutes Leben, robuste Demokratie, Suffizienz-Ökonomie, soziopsychosomatische Gesundheit – Wie zusammmenwachsen könnte, was zusammen gehört

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Soziopsychosomatische Gesundheit, robuste Demokratie, Suffizienzökonomie und das „glückliche“ Leben

Part of the book series: Gesundheit und Gesellschaft ((GESUND))

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Zusammenfassung

Man kann es sich einfach machen und sagen, dass es unmöglich sei, nicht nur einer Minderheit, sondern der Mehrheit der Bevölkerung gegen den augenblicklich herrschenden neoliberalen Ungeist ein ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechendes Leben zu verschaffen, weil man dazu erst einmal auf robuste, aber leider noch nicht existierende demokratische Verfahren zugreifen können müsste, um den Menschen die dazu nötigen Mittel (Einsichten, Kompetenzen, Verhaltensweisen) an die Hand zu geben. Nicht weniger defätistisch mutet die ebenso häufig zu vernehmende Begründung an, dass es genügend kommunikationskompetente, selbstbestimmt handlungsfähige und gesund aufwachsende, lebende und arbeitende Menschen gäbe und es keiner demokratisch veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse bedürfe, um die Voraussetzungen für deren Heranwachsen herzustellen. Dass sich die Dinge in der politisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht so schlicht verhalten, haben die vorgängigen Überlegungen gezeigt, in denen wir Gesundheit, Demokratie und gutes Leben erst einmal getrennt und im Hinblick auf ihre bilateralen Beziehungen betrachtet haben.

„Nicht nur bildet die Wahrheit über die gelungene Lebensführung, das gute Leben und all das, was wir lieben und wertschätzen, ein zusammenhängendes Ganzes, diese unterschiedlichen Aspekte der Wahrheit stützen sich zudem wechselseitig.“

Dworkin R., US-amerikanischer Rechtsphilosoph (2012, S. 13)

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Notes

  1. 1.

    Mit einem Volumen von rd. 240 Mrd. Euro Gesamtkosten pro Jahr ist das System der Krankenversorgung inzwischen zum zweitgrößten Wirtschaftssektor der Bundesrepublik Deutschland mit der höchsten Zahl von Berufstätigen aufgestiegen und soll in Zukunft neben der Ökowirtschaft den Wohlstand und das Wirtschaftswachstum postmoderner Gesellschaften retten helfen.

  2. 2.

    Wobei noch zu bemerken wäre, dass sich auch in diesem Bereich, der überwiegend den Kuren und der Vorbeugung gewidmet sind, wiederum rd. 80 % aller Maßnahmen aus der von den Krankenkassen angebotenen, insgesamt wenig nachhaltigen risikofaktorenorientierten (verhaltenspräventiven) Krankheitsvermeidung bestehen (Kühn und Rosenbrock 2009; Altgeld 2006; Schnabel 2007, 2009; Bauch et al. 2008; DGPH 2013).

  3. 3.

    Der von Josef Stalin in den zwanziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts beauftragte russische Wirtschaftswissenschaftler Nicolai Kondratieff fand heraus, dass die kapitalistische Wirtschaft sich in langen von Krisen unterbrochenen Wellen entwickelt und am Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft in eine seit Beginn der Messung 6. informationstechnologisch dominierte Phase (den 6. Kondratieff) eintritt, in der Gesundheit zum Motor der wirtschaftlichen Entwicklung werden wird (Nefiodow 2007).

  4. 4.

    Siehe § 20 SGB V (Auftrag an die Krankenkassen, sich vorbeugungspolitisch mehr zu engagieren), sowie die von den Krankenkassen betriebene, hpts. auf Kunden mit „guten Risiken“ zielende Geschäftspolitik und die schon zwei Mal gescheiterte Verabschiedung eines Gesetzes zur Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung.

  5. 5.

    Von vielen verschwiegen oder gänzlich verdrängt, finden sich u. a. im Ahlener Programm der Nachkriegs-CDU (Christlich Demokratischen Union) eine mit kritischem Blick auf den Kapitalismus, die damalige Rolle der Industrie in der Vorkriegszeit und im nationalsozialistischen Deutschland eine von der SPD bis in die 1980er-Jahre genüsslich zitierte, dann selber vergessene und von der Parteirechten (CSU) später als „Jugendsünde“ (F. J. Strauss) abgetane Passage, in der von der Verstaatlichung der Schlüsselindustrien für den Fall die Rede ist, dass sich übergroße wirtschaftliche Macht in den Händen Einzelner zusammenballen sollte. Heute erteilt ein Kartellamt in solchen Fällen Fusionierungsverbote und/oder verhängt finanzielle Strafen, die von den kapitalmächtigen global operierenden Konzernen, um die es geht, problemlos aufgebracht werden können.

  6. 6.

    Dies geschieht auf verschiedene Weise. Durch Anwendung einer verbesserten medizinischen Technik bei Frühgeborenen, die früher nicht überlebt hätten, oder durch Kaiserschnittgeburten, die aus den unterschiedlichsten (regionale Disparitäten, ökonomische Interessen, krankenhausplanerische Erwägungen, das Gebährendenalter betreffende, kosmetische u. a.) Gründen zunehmen (insges. über 30 % aller Geburten) (Kolip et al. 2011) und über deren pathogene Langzeitfolgen noch so gut wie keine Erkenntnisse vorliegen.

  7. 7.

    Übernommen vom Schweizer Linguisten Ferdinand de Saussure (1857–1913). Ihm zufolge ist damit das Lautbild eines Signifikats, d. h. der Inhalt gemeint, auf den der Signifikant verweist. Über das Verhältnis zwischen Lautbild und Inhalt, etwa in punkto Authentizität, Richtigkeit, Wahrheit, Wirklichkeitsangemessenheit wird aufgrund von Vereinbarungen und Konventionen mit variierendem Ausgang entschieden.

  8. 8.

    So wie wir es im Zusammenhang mit den Geheimverhandlungen über Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Europa (TTIP, CETA) oder beim zögerlichen Umgang mit den Abhörgewohnheiten der deutschen und US-amerikanischen Geheimdienste, den Marketinggepflogenheiten der Fa. Monsanto oder der Umweltpolitik der deutsch/ausländischen Energiegroßkonzerne erleben.

  9. 9.

    Mathematik lässt sich z. B. auch über die Berechnung von Armutsverteilungen oder die Säuglingssterblichkeit in den Entwicklungsländern, Sprachen über die Auseinandersetzung mit der Willkommenskultur für Flüchtlinge, Erdkunde über die Auseinandersetzung mit den Stellvertreterkriegen auf der Welt und Soziologie durch Aufklärung über nationalen und internationalen Gründe und Gefahren des Neo-Faschismus oder über Beschäftigung mit der Genderproblematik in deutschen Unternehmen und der gesundheitsfördernde Umgang mit dem Körper durch koordinierte Anstrengungen von Biologie-, Chemie-, Physik- und Sportunterricht vermitteln.

  10. 10.

    Auch die für viele politische Diskurse bezeichnenden Verweise darauf, dass alle wirtschafts-, sozial- und versorgungspolitischen Probleme von lokaler, regionaler oder nationaler Bedeutung überhaupt nur im europäischen Maßstab gelöst werden könnten, zeugt von dieser fatalen Politik, unter Bezugnahme auf das große Ganze überhaupt nichts tun, für nichts Verantwortung übernehmen zu können (Beck 1988), um alles beim Alten zu lassen.

  11. 11.

    Eine internationale Vereinigung von Experten, die u. a. mit der Veröffentlichung über die „Grenzen des Wachstums“ (1974) erstmalig und 1992 erneut auf die Endlichkeit planetarer Ressourcen aufmerksam machte und ein Umdenken in der Wirtschafts- und Umweltpolitik forderte.

  12. 12.

    Den Erfindern und Entwicklern der Atomtechnik, die heute auf den Endprodukten ihrer friedlichen Nutzung sitzen und die bis heute nicht wissen, wie sie diese loswerden sollen, hat man dies mit Recht zum Vorwurf gemacht. Inzwischen steht uns mit der in den USA und Kanada bereits verbreiteten Fracking-Technologie der Erdgasgewinnung ähnliches ins Haus, ohne dass Politik und Unternehmen bereit wären, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

  13. 13.

    Bei „Human Enhancement“ werden kranke oder gesunde Menschen mit Wirkstoffen, Hilfsmitteln, echten und prothetischen Körperteilen in der Absicht versorgt, ihre Möglichkeiten, insbesondere ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.

  14. 14.

    In einem von der DZ Bank in Auftrag gegebenen Bericht ist immerhin von 2.609 gewerblichen, 2.773 ländlichen, 1.907 Wohnungs-, 1.065 Bank- und 27 Konsum-Genossenschaften die Rede. Insges. sind es 8.007 Einrichtungen, in denen sich Firmen und Menschen zusammenschließen, um bestimmte Aufgaben gemeinsam und zum allseitigen Vorteil zu bewältigen. Hinter ihnen stehen der 21.912.000 Mitglieder (Anteilseigner) und für sie arbeiten fast eine Million (932.700) Menschen.

  15. 15.

    Festinger und einige Mitglieder seiner Arbeitsgruppe haben sich zum Schein in eine Sekte aufnehmen lassen, deren Leitfigur den Untergang der Welt und die Rettung seiner Anhänger durch Außerirdische zeitgenau vorausgesagt hatte. Mit der von ihnen entwickelten Theorie der kognitiven Dissonanz konnten sie erklären, weshalb die Sektenmitglieder weiterhin treu zu ihrem Anführer hielten, obwohl sich dessen Prophezeiung als falsch erwiesen hatte, statt ihn – was den psychoemotional wesentlich aufwändigeren Schritt bedeutet hätte – ihn zu verlassen.

  16. 16.

    Auf die existierende, bisweilen recht akademisch anmutende und ausufernde Diskussion über die Unterschiede zwischen dem, was jeweils durch den neueren anglo-amerikanischen Begriff „Literacy“ und den deutschen Begriff „Bildung“ zum Ausdruck gebracht werden soll, kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.

  17. 17.

    Welches sich aus pädagogisch nachvollziehbaren Gründen vor allem mit den (früh-)kindlichen Realitätsaneignungschancen beschäftigt (u. a. Zimmer et al. 2009; Näger 2013) und im weiteren Lebenslauf auf die Fähigkeiten konzentriert, die Heranwachsenden durch andere in mehr oder weniger paternalistischer Weise zu vermitteln (so u. a. genauer nachzulesen im Heft 3 der Zeitschrift Report von 2014).

  18. 18.

    Nach Brumlik (1990), den Bittlingmayer und Ziegler entsprechend erwähnen, ist dieses nicht tangiert, wenn bei Interventionen zum Zweck der Kompetenzverbesserung „entmündigende Nebenwirkungen minimiert“ und die ergriffenen Maßnahmen „bei geringstmöglichem Einsatz von Kontrollen maximal nützen“.

  19. 19.

    Ein in diese Richtung weisendes Beispiel sind die Bachelorstudiengänge an deutschen Universitäten, deren Einführung mit der internationalen Anschlussfähigkeit, aber auch der Demokratisierung der höheren Bildung betrieben wurden, die vom pädagogischen Standpunkt her gesehen aber kaum noch etwas mit bildendem Studieren zu tun haben und den Absolventen auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine Vorteile bringen.

  20. 20.

    Die Autoren beziehen sich hierbei auf die oben bereits mehrfach erwähnte „Ottawa Charta for Health Promotion“ der WHO von 1986, in der unter der Rubrik „Strategien“ den weltweit agierenden Public Health Experten vorgeschlagen wird, sich mit ihren Fördermaßnahmen vor allem um die sozial und gesundheitlich zu kurz gekommenen Bevölkerungsteile zu kümmern.

  21. 21.

    Ein Überblick findet sich u. a. auf der Homepage des IFEG – Institut für europäische Glücksforschung www.optimalchallenge.de (Zugriff 04.01.2016).

  22. 22.

    Ein in den 1970er- und 1980er-Jahren in die politische Debatte (Glotz 1987) eingeführter Begriff, um unter dem Stichwort „neue Armut“ den Umfang jenes unteren auch als das der „Modernisierungsverlierer“ bezeichnete Drittels der Gesellschaft zu veranschaulichen, um das sich der Sozialstaat zu kümmern habe. Inzwischen sind die Einkommens- und Besitzverhältnisse z. B. in Deutschland so ungleich verteilt, dass man mit dem Mut zur Verallgemeinerung davon sprechen kann, dass dem oberen Viertel demnächst zwei Drittel des gesamten Volksvermögens gehört.

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Schnabel, PE. (2022). Gutes Leben, robuste Demokratie, Suffizienz-Ökonomie, soziopsychosomatische Gesundheit – Wie zusammmenwachsen könnte, was zusammen gehört. In: Soziopsychosomatische Gesundheit, robuste Demokratie, Suffizienzökonomie und das „glückliche“ Leben. Gesundheit und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17810-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-17810-9_7

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-17809-3

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