Zusammenfassung
Aufgrund von Globalisierung und Digitalisierung verändern sich die Ansprüche an das Kommunikationsmanagement von Organisationen, welches mit einem hohen Grad an Geschwindigkeit und Komplexität umgehen muss. Unter diesen Bedingungen sind sowohl klare strategische Kommunikationskonzepte, u. a. um integrative Kommunikation zu ermöglichen, als auch emergente Kommunikationspraktiken, um spontane Kommunikationsmaßnahmen ergreifen zu können, unerlässlich. Die Vermittlung der Kommunikationsstrategien an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunikationsabteilungen ist Aufgabe der jeweiligen Führungskraft. Die empirische Studie klärt, durch welche Führungsinstrumente die Strategievermittlung in der Praxis von Unternehmen stattfindet und inwieweit Führungskräfte emergente Kommunikationspraktiken fördern. Die Untersuchung besteht aus einer teilstandardisierten Beobachtung von und Experteninterviews mit Führungskräften im Kommunikationsmanagement. Die Studienergebnisse bieten erstmals eine systematische Betrachtung des Zusammenspiels zwischen Führungsinstrumenten und Entstehungsvoraussetzungen strategischer Kommunikation. Dieses Feld wird zukünftig noch stärker an Bedeutung gewinnen, da strategische Kommunikation in ihrer Durchführung gerade bei einem sich durch Schnelligkeit und Komplexität auszeichnenden Informationsfluss nur mittels Führung gelingen kann.
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Notes
- 1.
Die Kommunikationsstrategie wird dabei – wie durch die Studie erhoben wurde – vor allem von der obersten Führungskraft der Kommunikationsabteilung – in Ableitung von der Unternehmensstrategie und in Absprache mit dem obersten Management – festgelegt.
- 2.
Welchen Stellenwert die verbale Vermittlung allgemein hat, wird durch die Aussage einer Führungskraft deutlich, dass sie eigentlich nicht arbeiten könne, wenn sie aufgrund von Krankheit keine Stimme habe.
- 3.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung – und dies ist zu betonen – entwickeln sogar diese Unternehmensgrundsätze.
- 4.
Dieses Ergebnis passt stark zum Konstrukt ‚Sensegiving‘.
- 5.
Alle an der Studie teilgenommenen Führungskräfte haben eine Arbeitskultur gepflegt, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit ihre Ideen, Gedanken oder Einwände vorbringen konnten.
- 6.
Zusätzlich wird an dieser Stelle deutlich, dass sich auch der Begriff der Kommunikationsstrategie auf zwei unterschiedlichen Ebenen abspielen kann. Einerseits gibt es die übergeordnete Kommunikationsstrategie (Strategie erster Ordnung), die – abgeleitet von der Business-Strategie – den ganz groben Rahmen der Kommunikation vorgibt. Andererseits können jedoch auch einzelne Projekte innerhalb des Kommunikationsmanagements eigene Kommunikationsstrategien (Strategien zweiter Ordnung) haben, die jedoch im Sinne der Matrjoschka (ineinander schachtelbare russische Puppen) nur in Abhängigkeit mit der übergeordneten Kommunikationsstrategie gebildet werden können. Bei der Entwicklung der Kommunikationsstrategien zweiter Ordnung spielen emergente Praktiken eine entscheidende Rolle, um beispielsweise die Aufmachung eines neuen Online-Tools und damit die konkret anzusprechenden Bezugsgruppen festzulegen.
- 7.
Gute Führung spielt zudem eine entscheidende Rolle bei den Erwartungen von Kommunikationsmanagerinnen und Kommunikationsmanagern der nächsten Generation hinsichtlich ihres Arbeitsumfeldes (Stahl und Röttger 2015).
- 8.
Es zeigt sich, dass die moderne Arbeitsweise, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Selbstständigkeit Projekte bearbeiten, nicht ohne Sensegiving auskommt, da es nicht mehr möglich ist, als Führungskraft jeden Arbeitsschritt kleinteilig zu begleiten.
- 9.
Hierbei ist zu unterscheiden zwischen emergenten Praktiken, die außerhalb der Strategie stattfinden, und jenen, die in die gerade entstehende Strategie integriert werden können oder eine Strategie weiterentwickeln.
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Stahl, J. (2018). Führung in der strategischen Kommunikation. In: Wehmeier, S., Schoeneborn, D. (eds) Strategische Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Intention und Emergenz. Organisationskommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17634-1_5
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