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Ätiologie rechter Gewalt

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Book cover Rechtsextreme Gewalt

Part of the book series: essentials ((ESSENT))

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Zusammenfassung

Die erste Tradition, die der Täter- und Ursachenforschung, bewegt sich überwiegend auf der Mikroebene, wobei ihre Erklärungsmuster auf makrosoziologische Konzepte rekurrieren. Stellte die Bielefelder Schule die erklärenden Variablen der Modernisierung und Individualisierung sowie Gewaltaffinität bzw. -bereitschaft und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in den Mittelpunkt, griff die Trierer Forschergruppe auf den Ansatz der relativen Deprivation zurück und beleuchtete Wechselwirkungen zwischen Frustration und Aggression (Ohlemacher 1999, S. 50). Das Forschungsprogramm der Thüringer Untersuchungen verfolgte demgegenüber nicht primär das Ziel, die sozialen Ursachen der Gewalt zu erklären, sondern wollte vor allem psychologische Konstruktionen eruieren, die erklären könnten, „warum Einzelne zu fremdenfeindlichen Gewalttätern geworden sind“ (Frindte und Neumann 2002, S. 63).

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Notes

  1. 1.

    „Insgesamt ist anzunehmen, dass Jugendliche, die den ‚Übergang‘ zu einer autonomie-orientierten Identitätsbildung nicht schaffen, weil sie nicht in ausreichendem Maße Ressourcen und Bezugspunkte der Identitätsbildung zur Verfügung haben, eher rechtsextremistischen Konzepten zustimmen könnten, weil diese plausible Erklärungen für die eigenen Handlungsprobleme liefern“ (Heitmeyer 1992, S. 127).

  2. 2.

    Vgl. zum Individualisierungstheorem: „Neben den Kritikpunkten, die schon zur Desorganisationstheorie angeführt werden mussten, bleibt der Einwand, dass dieser Ansatz bisher nicht vorweg explizit benennen kann, welche Akteure unter welchen Bedingungen und mit welcher Intensität welcher Form der Desorganisation ausgesetzt sein müssen, um mit einem bestimmten Maß an Desorientierung zu reagieren, unabhängig von dem mit fast allen soziologischen Theorien geteilten Mangel, nicht erklären zu können, welche Akteure auf welche Form der Desorientierung mit welchen spezifischen Verhaltensweisen oder psychischen Prozessen reagieren“ (Albrecht 2002, S. 797).

  3. 3.

    Somit kann auch die Frage nach Vermittlungsprozessen der Transmission von den vermuteten Risikofaktoren zur rechten Gewalt nicht beantwortet werden (Oepke 2005, S. 123).

  4. 4.

    Vgl.: „Es deutet sich vielmehr an, dass sich die soziale Deprivation und Desintegration in der Nachbarschaft nur bei bestimmten familiären Risiken und auf spezifische Formen delinquenten Verhaltens auswirkt“ (Lösel und Bliesener 2003, S. 7).

  5. 5.

    Vgl.: „Nicht die Opfer von Gewalttätigkeiten stehen im Zentrum der Untersuchungen, sondern die Täter werden als Opfer der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse gesehen“ (Schroeder 2004, S. 139).

  6. 6.

    Analysiert wurden die Anomiethese, die Konkurrenzthese, die Sozialisationsthese, die Assoziationsthese und die Kontrolltheorie.

  7. 7.

    Vgl.: „Geht man wie sie vom Prinzip der ‚nationalen Präferenz‘ aus, fühlt man sich allein schon durch die Existenz von Nicht-Deutschen bedroht und wittert überall die Gefahr, von den ‚Fremden‘ übervorteilt zu werden“ (Rommelspacher 2008, S. 125).

  8. 8.

    „Im Unterschied zu Vergleichsgruppen weisen diese spezifische Muster auf: 1) Wahrnehmung der Situation: selektive Aufmerksamkeit für feindselige/aggressive Hinweisreize; 2) Mentale Repräsentationen und Interpretation der Situation: Defizite beim Erkennen der Motive anderer, Unterstellen aggressiver Absichten bei mehrdeutigen Situationen; 3) Zielfestlegung: egozentrische und antisoziale Ziele; 4) Reaktionssuche: körperliche und verbale Aggression, Impulsivität und mangelhafte Vielfältigkeit; 5) Handlungsauswahl und -bewertung: kurzfristige Abschätzung der Handlungsfolgen, positive (Selbstwirksamkeits-)Erwartung mit Blick auf aggressive Reaktionen, positive moralische Bewertung der Aggression“ (Lösel und Bliesener 2003, S. 23–24).

  9. 9.

    Vgl.: „Gewalt spielt im Selbstverständnis des historischen Nationalsozialismus und bundesrepublikanischen Neonazis eine zentrale Rolle; sie ist Dreh- und Angelpunkt, um den herum sowohl abstrakt (sozialdarwinistisch und rassistisch) als auch konkret (hinsichtlich Politikform, Strategie, Taktik und Feindbild) gedacht wird. Ihr kommt die Funktion einer ‚Philosophie‘ und ‚message‘ zu“ (Henning 1983, S. 91).

  10. 10.

    Mit dem Aufkommen neuer Organisationsformen in den 2000er Jahren scheint dieser Trend abgeklungen zu sein.

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© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Logvinov, M. (2017). Ätiologie rechter Gewalt. In: Rechtsextreme Gewalt. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17151-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-17151-3_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-17150-6

  • Online ISBN: 978-3-658-17151-3

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