Zusammenfassung
Dienstleistungsarbeit gehört zu den Kernbereichen der Professionalisierung von Beschäftigung. Nicht nur haben Dienstleistungsberufe in der Geschichte der Erwerbsarbeit einen entscheidenden Teil der Expansion der akademischen Berufe getragen. Sie absorbieren auch heute noch den größten Teil der Hochschulabsolventen. Demgegenüber nimmt der Beitrag eine Gruppe von Dienstleistungsbeschäftigten in den Blick, in der das Streben nach Professionalität und Weiterbildungsoptionen weitgehend fehlen, das „Dienstleistungsproletariat“. Mit ihm geht es um die arbeitenden Armen der Gegenwart, die – in den OECD-Staaten – mehrheitlich in Dienstleistungsberufen tätig sind.
Für die Anregungen danke ich Rolf Dobischat, Arne Elias und Anna Rosendahl.
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Notes
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Zu einer forschungsstrategischen Kombination beider Ansätze in Form von Bedingungskonstellationen siehe: Wotschack und Solga (2014).
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Sie geben Hinweise darauf, dass etablierte Aufstiegskanäle fehlen oder da, wo sie existieren, für die Beschäftigten in Sachen Prestige und Einkommen kaum Verbesserungschancen gewährleisten (vgl. Bahl 2014).
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Ich beziehe mich hier wie im Folgenden auf eigenes empirisches Datenmaterial der angegebenen Studie (vgl. Bahl 2014).
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Auch bei der Einstellung von Weiterbildungsbeschäftigten erachten Weiterbildungsanbieter Befragungen zufolge (vgl. Ambos et al. 2015) pädagogische Qualifikationen – im Gegensatz zu fachlichen Qualifikationen im Weiterbildungsthemenfeld – als relativ unwichtig bei der Frage, ob sie einen Bewerber auswählen würden.
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Bahl, F. (2018). Kompetenzprofile und berufliche Identität in Dienstleistungsberufen-zwei Säulen der Professionalisierung. In: Dobischat, R., Elias, A., Rosendahl, A. (eds) Das Personal in der Weiterbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17076-9_7
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