Jürgen Habermas: Die diskursive Praxis bewusstmachender Kritik

Zusammenfassung

Jürgen Habermas (geb. 1929) ist bis heute ein interdisziplinär denkender, fächerübergreifend forschender Sozialwissenschaftler. Zwar gilt ihm die Ausdifferenzierung zwischen den Fachdisziplinen als ein notwendiger wissenschaftsinterner Entwicklungsprozess; gleichwohl ist er davon überzeugt, dass die immer kleinteiligere Spezialisierung der Forschung auf Kosten wissenschaftlicher Erkenntnisqualität geht. Interdependenz ist die Voraussetzung dafür, die komplexen Zusammenhänge funktional ausdifferenzierter Gesellschaften und ihrer globalen Transformationen erkennen und analysieren zu können. Habermas hat seit nunmehr etwa sieben Jahrzehnten sowohl als Soziologe wie als Philosoph geforscht, gelehrt und publiziert. Die weltweite Rezeption und Wirkungsgeschichte seines über 40 Bände umfassenden Werks (Corchia et al. 2019) findet innerhalb einer Vielzahl von Disziplinen statt, von der Pädagogik und Psychologie über die Politik- und Rechtswissenschaft bis hin zur Religions- und Publizistikwissenschaft. Diese fächerübergreifende Ausstrahlung dokumentiert die Position, die Habermas als öffentlicher Soziologe bzw. Gesellschaftstheoretiker einnimmt.