Zusammenfassung
Galt nunmehr seit vielen Jahren in weiten Teilen der Gesellschaft respektive des politischen wie auch medialen Diskurses nahezu einhellig die Einschätzung, dass die Bundesrepublik im Feld der Vergangenheitsbewältigung im Wesentlichen ihrer Verantwortung nachgekommen sei und überdies selbst jene mit diesem Gegenstand befasste Forschung, welche qua definitionem ihrem Gegenstand kritisch gegenüber stehen muss, affirmativ konstatierte, dass die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit einen gesellschaftlichen Konsens bis hin zur Staatsräson des Erinnerns konstituieren konnte, erfuhr eine solche Gewissheit im Bundestagswahlkampf 2017 mit Angriffen auf die Erinnerungskultur ihre jüngste Erschütterung, welche zu einer ungeahnten und nahezu einhelligen Mobilisierung gegen die Alternative für Deutschland (AfD) durch andere Parteien und insbesondere durch zahlreiche Aktivitäten in den sozialen Netzwerken führte, jedoch nicht über fundamentale ideologische Gräben in großen Teilen der Wählerschaft hinwegtäuschen konnte, sondern vielmehr jene offenkundige Polarisierung der politischen Debatte als zentrale Herausforderungen des politischen Diskurses der Gegenwart sichtbar machte.
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