Zusammenfassung
Columbine, Winnenden, Newtown – diese Ortsnamen sind mittlerweile nahezu untrennbar verknüpft mit Opferzahlen, Bildern von Polizeiabsperrungen und der Frage, wie so etwas passieren konnte. Die Intensität, mit der Amoktaten – oder das, was hierzulande als Amok klassifiziert wird – in das kollektive Bewusstsein eingedrungen sind, ist nicht zuletzt darin begründet, dass sie einer Gesellschaft ihre eigene Fragilität in einem drastischen Maße vor Augen führt. Die letztendlich unbeantwortete Frage nach der Motivation und den Gründen dieser Taten ist dabei zu einem medialen Mantra geworden. In all ihrer Unbegreiflichkeit haben sich so eigene mediale Vermittlungskulturen des Amoklaufs entwickelt, denen sich hier genähert wird.
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Notes
- 1.
„Remarks by the President in Eulogy fort he Honorable Reverend Clementa Pickney“, 26.06.2015. Online: https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2015/06/26/remarks-president-eulogy-honorable-reverend-clementa-pinckney. Zugegriffen: 20. Oktober 2016. (Übersetzung S. Braselmann).
- 2.
„At some point, we as a country will have to reckon with the fact that this kind of mass violence does not happen in other advanced countries.“ Zitiert in: „Obama calls deaths in South Carolina church shooting ‚senseless murders‘“, CNN, 18.06.2016. Online: http://edition.cnn.com/2015/06/18/politics/obama-south-carolina-church-shooting/. Zugegriffen: 20. Oktober 2016.
- 3.
„Amoklauf in Charleston: Todesschütze will sich schuldig bekennen.“ Handelsblatt.de. 01.08.2015. Online: http://www.handelsblatt.com/politik/international/amoklauf-in-charleston-todesschuetze-will-sich-schuldig-bekennen/12134128.html. Zugegriffen: 20 Oktober 2016.
- 4.
Eine aufschlussreiche und umfassende multimediale Analyse der Begriffsverwendung von Amok und Terror in den sozialen Medien am Tag des Münchner Amoklaufs findet sich in der Süddeutschen Zeitung. „Timeline der Panik“, Süddeutsche Zeitung. Online, http://gfx.sueddeutsche.de/apps/57eba578910a46f716ca829d/www/.
- 5.
Eine Darstellung der Ausbreitung des Amokbegriffs findet sich in Heiko Christians Studie Amok. Geschichte einer Ausbreitung (2008). Zum historischen Phänomen des kriegerischen und individuellen Amoks im malaiischen Raum vgl. Spores (1988) und – in einer schwerpunkthaft psychologischen Betrachtung des Phänomens – Adler (2000).
- 6.
Wie sehr auch diese Kategorien nachträglicher Justierungen und Umschreibungen bedürfen wurde ebenfalls am Fall München klar: Während Polizei und Medien von einem „klassischen Amoklauf“ sprachen, erinnerten doch viele Merkmale der Tat – wie das Alter des Täters und der Opfer und einige Aspekte der Tatvorbereitung – eher an bestehende Definitionen eines school shootings als an bekannte Taten, die landläufig als „klassischer Amoklauf“ verstanden werden könnten. Vgl. dazu z. B. Böckler und Seeger (2010).
- 7.
„Amok im Kopf“, Die Zeit, 23.07.2016. Online: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-07/taeter-muenchen-amoklauf-attentat-oez-schuesse/komplettansicht. Zugegriffen: 8. August 2016.
- 8.
In der Zeit wird der Fund von Peter Langman’s psychologischer Studie beim David S. folgendermaßen kommentiert: „Für viele Leser war Langmans Buch bisher ein Ratgeber, um das Phänomen von Schulamokläufen verstehen. S. hat Langmans Werk offenbar anders gelesen: als Blaupause und Anleitung für seine Taten.“ In: „Amok im Kopf“, Die Zeit, 23.07.2016. Online: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-07/taeter-muenchen-amoklauf-attentat-oez-schuesse/komplettansicht. Zugegriffen: 8. August 2016.
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Braselmann, S., Ahrens, J. (2017). Vermittlungskulturen von Amokläufen: Eine Einleitung. In: Braselmann, S., Ahrens, J. (eds) Vermittlungskulturen des Amoklaufs. Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16602-1_1
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