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Theoretisches Konzept, Hypothesen und methodisches Design

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Mehrfachtäterschaft im Jugendalter

Zusammenfassung

In einer Betrachtung klassischer Theorien, die zur Erklärung von Jugenddelinquenz herangezogen werden, stellen Anhut und Heitmeyer (2005, S. 76 ff.) fest, dass in den einzelnen Argumentationssträngen von z. B. Konflikt-, Subkultur- oder Deprivationstheorie explizit oder implizit die Frage von Missachtungserfahrungen und Anerkennungsbeschädigungen als Erklärung für Gewalthandeln identifiziert werden kann.

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Notes

  1. 1.

    Die in unsere Untersuchung eingegangenen Brechungsfaktoren finden sich im Onlineanhang C aufgelistet.

  2. 2.

    Individuation bezeichnet ganz allgemein einen Prozess, bei dem ein Mensch zu dem wird, was er „wirklich“ ist. Der Prozess beinhaltet die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit dem Ziel der „Selbst-Werdung“ und ist damit i. d. R. in der Phase der Adoleszenz verankert, in der sich die von uns untersuchten Jugendlichen befinden. In der Psychoanalyse wird Individuation als „[…] zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden.“ (Jung 1933) beschrieben. In der Entwicklungspsychologie wird Individuation als ein schrittweiser Prozess verstanden, der aus der symbiotischen Beziehung mit der Mutter herausführt. Ziel dieser schrittweisen Entwicklung ist die Ausbildung individueller Eigenschaften und eines eigenen stabilen Charakters in unterschiedlichen Phasen, die das Kind bewältigen muss (z. B. Mahler et al. 1999). Aus einer soziologischen Perspektive wird eine solche psychische Individuation als ein kollektiver Prozess verstanden, wobei die Bezugsgruppe stets eine ausschlaggebende Rolle spielt.

  3. 3.

    Siehe hierzu bspw. die Kritik von Rippl und Baier (2005), in Bezug auf das Deprivationskonzept: „Obwohl auf der strukturellen Ebene kollektive Aspekte genannt werden, steht in Heitmeyers Ansatz primär die individuelle Ebene im Vordergrund. Eine Ergänzung um kollektive Aspekte, wie sie von einigen Vertretern des Deprivationskonzeptes vorgelegt wird sowie eine systematische Integration der Rolle von Vergleichsprozessen auf den verschiedenen inhaltlichen Ebenen fehlt“ (649).

  4. 4.

    Siehe auch Passas und Agnew, 1997.

  5. 5.

    Eine entsprechende Erweiterung der TSD wäre denkbar, kann aber aus Platzgründen hier nicht weiter diskutiert werden.

  6. 6.

    Kritiker, insbesondere des radikalen LA, bemerken, dass die Ursachen primärer Abweichung in der Perspektive unklar seien. Um diese zu finden, müsse man eine ätiologische Perspektive vertreten. Die radikale Ausklammerung der Ätiologie in der radikalen Labeling-Perspektive sei unangemessen, da eine ätiologische Herangehensweise für die Erklärung primärer Abweichung nötig sei. Ohne diese entstünde eine untersozialisierte „drifter“‐Vorstellung des Menschen vor der primären Abweichung und eine „strukturell deterministische oder übersozialisierte Konzeption des Selbst“ nach öffentlicher Etikettierung (vgl. Quadagno und Antonio 1975).

  7. 7.

    Hierzu gibt es bereits ein breites und relativ gesichertes Wissen (z. B. Boers und Reinecke 2011, bzw. Boers et al. 2014; Sitzer 2009, u. v. m.).

  8. 8.

    Die Nichtteilnahme einzelner Schüler_innen war in der Regel durch das Fehlen am Erhebungstag begründet (bspw. wegen Krankheit). Zwar wurde allen fehlenden Schüler_innen die Möglichkeit zur Teilnahme postalisch eingeräumt, jedoch wurde diese Möglichkeit deutlich seltener wahrgenommen. In wenigen Fällen stimmten die Eltern der Teilnahme nicht zu, nur vereinzelt verweigerten Schüler_innen selber die Teilnahme.

  9. 9.

    Es konnte nicht zwischen allgemeinen fehlenden Werten und denjenigen, die durch den Panelausfall zustande kamen, differenziert werden, da es für die einzelnen Schüler_innen kein Item zur quantitativen Wiederbefragungsbereitschaft gab. Es konnten aber diejenigen auf systematische Merkmale untersucht werden, die zum zweiten MZP ausfielen. Hier ergab sich kein systematischer Zusammenhang mit unseren zentralen abhängigen Variablen. Systematische Zusammenhänge zeigten sich jedoch mit Geschlecht (Jungs tendierten eher dazu, nicht mehr teilzunehmen), Alter (ältere Befragte fielen eher aus), Migrationshintergrund (Befragte mit Migrationshintergrund fielen eher aus), Bildungsaspiration (diejenigen, die ein Abitur bzw. Fachabitur anstrebten, fielen weniger aus als diejenigen, die sich einen niedrigeren Abschluss zum Ziel setzen) und Bundesland (Sachsen fiel eher aus) (siehe Tab. A. 10 im Anhang).

  10. 10.

    Auf Interviews mit nicht delinquenten Jugendlichen hätte bei den qualitativen Verfahren verzichtet werden können, da es uns weniger um die Hintergründe, als vielmehr um die Weichenstellungen zur Verfestigung delinquenter Verhaltensweisen ging. Dennoch haben wir im Vorfeld zur Testung des Leitfadens Interviews mit nicht delinquenten Jugendlichen durchgeführt, die sich bei der Analyse als hilfreiche ‚Kontrastfolie‘ erwiesen, wenngleich diese nicht systematisch ausgewertet wurden.

  11. 11.

    Jugendliche mit Migrationshintergrund sind im Rahmen einer Untersuchung zu Mehrfachtäterschaft vor allem deshalb von Interesse, weil zum einen in bisherigen Dunkelfelduntersuchungen gezeigt werden konnte, dass diese unter den Mehrfachtätern überrepräsentiert sind (vgl. z. B. Mansel und Hurrelmann 1998; Pfeiffer et al. 1998, 2005; Baier und Pfeiffer 2007). Zum anderen stellen Jugendliche mit Migrationshintergrund einen nicht unerheblichen Teil der seitens der Polizei und der Staatsanwaltschaft geführten Intensivtäterdateien dar (vgl. z. B. Ohder 2007; Reusch 2007).

  12. 12.

    Wenn diese nicht den Fragebogen in bestimmten Mustern (bspw. immer volle Zustimmung oder immer keine Zustimmung) ausfüllten, bestand keine Möglichkeit die Daten um diese Fälle zu bereinigen.

  13. 13.

    Der Migrationshintergrund der Jugendlichen wurde über die Herkunft der Eltern abgefragt. Gaben die Jugendlichen an, dass bspw. der Vater aus Spanien und die Mutter aus Deutschland kommt, wurde der/dem befragten Jugendlichen ein Migrationsstatus zugeschrieben.

  14. 14.

    Ausgewählt wurden für die Gruppe der mehrfach auffälligen Jugendlichen demnach diejenigen, die zusätzlich zu den fünf und mehr delinquenten Handlungen in den letzten 12 Monaten, auch auf die Frage „Wurden sie schon einmal von der Polizei vernommen, weil sie verdächtig wurden irgendetwas begangen zu haben“ dreimal oder häufiger angaben.

  15. 15.

    Im narrativen Interview wird zu Beginn ein erzählgenerierender Stimulus gesetzt, mit dem Ziel, eine ausgedehnte Stegreiferzählung zu erzeugen. Im Idealfall äußert der Interviewer resp. die Interviewerin während dieser Erzählung keine weiteren Fragen.

  16. 16.

    Obwohl in der Forschungsliteratur kontrovers diskutiert, haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Jugendlichen, vor allem jüngeren Alters, waren nach dem Abfragen ihrer Daten wie z. B. Alter, Schulform, Beruf und Berufstätigkeit der Eltern weniger aufgeregt und nervös. Das Abfragen der soziodemografischen Daten zu Beginn war auch insofern relevant, da die Kontaktdaten, die uns die Schulen übermittelt hatten, z. T. nicht mit der Person des jeweiligen Fragebogens übereinstimmten. So konnten die Daten im Anschluss des Interviews mit den Antworten im Fragebogen abgeglichen und die verbundene Stichprobe sichergestellt werden.

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© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Freiheit, M., Groß, E., Wandschneider, S., Heitmeyer, W. (2018). Theoretisches Konzept, Hypothesen und methodisches Design. In: Mehrfachtäterschaft im Jugendalter. Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16110-1_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-16110-1_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-16109-5

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