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Mediatisierte Medienrezeption: Neue Integrationswege der Ko-Orientierung?

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Part of the book series: Medien • Kultur • Kommunikation ((MKK))

Zusammenfassung

Das Projekt „Mediatisierte Medienrezeption am Beispiel fiktionaler Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens“ analysiert den Wandel der Rezeptions- und Nutzungsweisen des Fernsehens. Dieser vollzieht sich gegenwärtig durch das Hinzukommen des sog. Second Screen, also von mobilen, digitalen Endgeräten, wie Laptops, Smartphones oder Tablet Computern, auf denen Anwendungen parallel oder verschränkt zum Fernsehprogramm genutzt werden. Im Kontext der häuslichen, aber auch mobilen Mediennutzung ergeben sich neue Nutzungs- und Rezeptionsweisen, die, unterstützt durch Kommunikation in sozialen Netzwerken, zu veränderten Formen der Ko-Orientierung in der Medienrezeption führen. Im Fokus der Forschung stehen die von diesen Wandelphänomenen betroffenen Akteure verschiedener Mediengenerationen und -sozialisationen. Auf der Basis qualitativer Leitfadeninterviews wurden deren Nutzungs- und Rezeptionsweisen erhoben und in einem mehrstufigen Codierverfahren bis hin zur Typenbildung analysiert. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der Prozesse der Ko-Orientierung vor dem Hintergrund erster empirischer Befunde.

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Notes

  1. 1.

    Das Projekt ist Teil des Forschungsfeldes „Handlungs- und Interaktionsformen“ im DFG-Schwerpunktprogramm (SPP) 1505 „Mediatisierte Welten“ und erforscht den Wandel der Fernsehnutzung unter dem Aspekt der Ko-Orientierung am Beispiel der Second Screen-Nutzung beim Fernsehen.

  2. 2.

    Der Wandel von Zuschauendenkonzepten und Rezeptionsweisen spielt in unterschiedlichen Projekten des SPPs eine entscheidende Rolle, sodass in verschiedenen Workshops über den Einfluss und die Bedeutung neuer Mediennutzungsweisen Ergebnisse und Befunde, vor allem hinsichtlich der auch in diesem Beitrag behandelten Frage der Diskontinuität von Praktiken, ausgetauscht werden konnten. Bezugspunkte der Analyse bildeten dabei insbesondere die Projekte zu Mediengenerationen („Die kommunikative Konstruktion von Vergemeinschaftung in mediatisierten Welten: Horizonte und Herausforderungen medienvermittelter Gemeinschaftsbildung von Menschen mittleren Alters im Mediengenerationenvergleich“; Leitung: Andreas Hepp), zur Domestizierung („Das mediatisierte Zuhause: Wandel häuslicher Kommunikationskulturen“; Leitung: Jutta Röser) und zu neuen Partizipationsweisen („Deliberation im Netz: Formen und Funktionen des digitalen Diskurses am Beispiel des Microbloggingsystems Twitter“; Leitung: Caja Thimm).

  3. 3.

    Mit der Konzentration auf die sogenannte Second-Screen-Nutzung grenzen wir uns bewusst von der Benennung „Social TV“ für scheinbar vergleichbare Phänomene ab (vgl. Goldhammer et al. 2015, S. 29; Buschow und Schneider 2015, S. 12), weil die Verbindung von Social Media und TV gerade einmal an ihrem Anfang steht und somit abschließend noch gar nicht gesagt werden kann, was die zukünftige kulturelle Form des Fernsehens einmal ausmacht oder mitbestimmt.

  4. 4.

    Diese Entwicklung erscheint uns als die zentrale Herausforderung der Partizipationsdebatten und -konzepte, die den handlungstheoretischen Rahmen, den die Frage der Ko-Orientierung für diese Zusammenhänge aufwirft, vor allem öffentlichkeitstheoretisch rückzubinden suchen.

  5. 5.

    Immer noch maßgeblich ist an dieser Stelle die von König (1967, S. 190) getroffene Aussage, nach der „bestimmte Durchschnittsbilder des Lebensstandards“ von den Massenmedien entnommen werden und dadurch für „vertikale Mobilität“ sorgen.

  6. 6.

    Vgl. hierzu auch Schulz (1989, S. 144), nach der der Medienrealität die Rolle einer „‚virtuellen‘ Bezugsgruppe“ für Rezipierende zugesprochen wird, die dem „Individuum als Indikator für die vorherrschende und allgemein akzeptierte ‚öffentliche‘ Meinung gilt“. Nach Scheff (1967, S. 39) ist die öffentliche Meinung das Produkt „of both individual perceptions on an issue and their perception of what significant others think about the same issue“.

  7. 7.

    Elizéo Veron (1985) hat diesen Begriff für die Analyse des aus dem triadischen Zusammenhang von Medienproduktion, Inhalten und Publikum entstehenden wechselseitigen Erwartungszusammenhangs in der Massenkommunikation verwendet. Er spricht vom „contrat de lecture“ (Lesevertrag bzw. Kommunikationsvertrag), wobei er diese Konstellation mit Blick auf journalistische Medien angewandt hat. Aufgrund des stillschweigend geschlossenen Abkommens oder Vertrags – der für Veron bei Printmedien vor allem aus der Machtkonstellation des linearen Kommunikationsmodells hervorgeht – verpflichtet sich das Publikum zu bestimmten Handlungen: Sie denken über bestimmte Ereignisse nach oder strukturieren etwa ihren Tag auf Basis der Informationen und Angebote. Im Sinne des Lesevertrags sind dies akzeptable Handlungen und Reaktionen auf die journalistischen Kommunikationen. Obwohl dieser theoretische Ansatz eher aus der linguistischen bzw. semiotischen Analyse von Kommunikation stammt, lässt er sich auf unsere Fragestellung des Fernsehwandels und der Entstehung von Typen des Fernsehens, die jeweils eine spezifische Vertragskonstellation zwischen Medienorganisation und Publikum bedeuten, anwenden und auf die Frage des Kommunikationsvertrags in der Second-Screen-Nutzung und der Bedeutung für die Ko-Orientierung erstrecken. Andere Autorinnen und Autoren haben die Idee erweitert und sprechen u. a. von ‚Medienvertrag‘, etwa Chauvel (1997). Auch Couldry (2012) bezieht sich in seiner Unterscheidung von Typen medienbezogenen Handelns implizit auf die Idee oder Vorstellung eines zugrunde liegenden Vertrages.

  8. 8.

    Das Projekt befindet sich gegenwärtig in der Auswertungsphase der 58 strukturierten Leitfadeninterviews und weiterer Materialien, wie einer Twitter-Analyse zu den Tweets unter dem Hashtag #tatort für die erste Jahreshälfte 2016. Da das Manuskript dieses Beitrags bereits mit einem gewissen zeitlichen Vorlauf vor dem Projektende erstellt wurde und die Auswertung aller Materialen noch nicht abgeschlossen ist, handelt es sich an dieser Stelle um die resümierende Darlegung von ersten Zwischenergebnissen unserer qualitativen Analysen.

  9. 9.

    Die hier aufgeführten Zitate dienen gleichermaßen als Belegstelle und Illustration für die getroffenen Ausführungen. Sie wurden gemäß des natürlichen Sprachverlaufs transkribiert. Einzelne Abkürzungen beziehen sich auf den Interviewpartner oder die Interviewpartnerin (I), bzw. die Interviewerin Luise Heinz (L.H.). In den Klammern finden sich die laufende Nummer des Interviews, das angegebene Geschlecht der Interviewten, die Belegstelle des jeweiligen Zitats mit Angabe der Zeilenzahl und die Altersgruppenzugehörigkeit. In der Transkription geben drei Punkte (…) eine längere Pause wieder.

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Göttlich, U., Heinz, L., Herbers, M.R. (2017). Mediatisierte Medienrezeption: Neue Integrationswege der Ko-Orientierung?. In: Krotz, F., Despotović, C., Kruse, MM. (eds) Mediatisierung als Metaprozess. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16084-5_8

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