Zusammenfassung
Anhand der Daten des Kölner Gymnasiastenpanels werden drei Aspekte der Lebenszufriedenheit untersucht. Erstens sprechen deskriptive Analysen für eine Veränderung der Lebenszufriedenheit im Lebensverlauf, aber für eine Verfestigung mit zunehmendem Alter. Ergebnisse von Fixed-Effects-Analysen lassen zweitens erkennen, dass der Einfluss der beruflichen Lebenszufriedenheit auf die allgemeine Lebenszufriedenheit umso stärker in Erscheinung tritt, je wichtiger der berufliche Lebensbereich eingeschätzt wird. Insgesamt ist der Einfluss der beruflichen Lebenszufriedenheit auf die allgemeine Lebenszufriedenheit aber geringer als der Einfluss der privaten Lebenszufriedenheit. Dies gilt insbesondere für Frauen mit Kindern im Vergleich zu Männern bzw. kinderlosen Frauen. Drittens zeigt sich deutlich, dass der Einfluss von objektivem Berufserfolg sowohl auf die berufliche Lebenszufriedenheit als auch auf die allgemeine Lebenszufriedenheit im Durchschnitt nur schwach ist. Der Effekt von subjektivem Berufserfolg auf die beiden Zufriedenheiten ist hingegen offenkundig stärker. Des Weiteren ist die Wirkung von sowohl objektivem als auch subjektivem Berufserfolg auf die berufliche Lebenszufriedenheit signifikant stärker als auf die allgemeine Lebenszufriedenheit. Zudem scheinen sich objektive und subjektive negative Aspekte des Berufsverlaufs stärker auf die Lebenszufriedenheit auszuwirken als positive.
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Notes
- 1.
Darauf hinzuweisen ist, dass die berufliche Lebenszufriedenheit üblicherweise selbst als Komponente des subjektiven Berufserfolgs gesehen wird; die beiden Konstrukte Berufserfolg und Lebenszufriedenheit überschneiden sich also in der beruflichen Lebenszufriedenheit (Dette 2005, S. 68). Folglich müsste die berufliche Lebenszufriedenheit streng genommen bei Betrachtung der allgemeinen Lebenszufriedenheit als unabhängige Variable berücksichtigt werden. Im vorliegenden Abschnitt wird diese jedoch nur als abhängige Variable behandelt. Genauere Analysen zum Einfluss der beruflichen Lebenszufriedenheit auf die allgemeine Lebenszufriedenheit finden sich bereits im vorangegangenen Abschnitt.
- 2.
Zur Bestimmung des jeweiligen Berufsprestiges wurden die abgefragten Berufe durch das Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) auf Basis der „International Standard Classification of Occupations (ISCO)“ verkodet und anhand dieser Einordnung Prestigescores der „Magnitude-Prestigeskala“ (MPS) von Wegener (1988) zugeordnet. Diese wurde für Analysen auf nationaler Ebene konstruiert und berücksichtigt auch deutsche Besonderheiten in der Berufshierarchie.
- 3.
Für jede Tätigkeitsveränderung bzw. jeden Stellenwechsel wurde der genaue Grund offen erfragt und im Rahmen der Datenaufbereitung verkodet (Birkelbach et al. 2011, S. 205–209).
- 4.
Vgl. zu dieser Überlegung auch die Ergebnisse von Halisch und Geppert (2000, S. 146), die bei ihrer Untersuchung zum subjektiven Wohlbefinden im Alter mit Personen zwischen 63 und 85 Jahren fanden, dass in sehr hohem Alter die Frage an Bedeutung gewinnt, „ob die persönlichen Anliegen in der einem verbleibenden Zeit noch verwirklicht werden können. […] Je mehr man glaubt, dass das, was man sich vorgenommen hat, nicht mehr verwirklicht werden kann, desto stärker wird das Wohlbefinden beeinträchtigt.“
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Weber, A. (2017). Lebenszufriedenheit im Lebensverlauf: Allgemein, privat und beruflich. In: Birkelbach, K., Meulemann, H. (eds) Lebensdeutung und Lebensplanung in der Lebensmitte. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15362-5_2
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