Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund gesetzter Klimaschutzziele bestehen insbesondere im Verkehrssektor Potenziale zur Reduktion der CO2-Emissionen. Hier werden vorrangig technische Maßnahmen umgesetzt, die jedoch bis dato keine wesentlichen Reduktionseffekte erzielt haben. Insbesondere können eine entsprechende Lenkung der Siedlungsentwicklung und somit qualitative, städtebauliche Maßnahmen Verkehr vermeiden, auf nicht motorisierte Verkehrsträger verlagern und somit den Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduzieren. Im Kern geht es darum, die Stadt als Lebensraum attraktiver zu machen, was insbesondere die Erhaltung und Schaffung eines urbanen, sicheren und gesunden Wohnumfelds erfordert. Dies hängt eng zusammen mit der Qualität öffentlicher Räume, in denen temporäre urbane Interventionen als Vorstufe zu einem zukünftigen Planungsprojekt oder als Lehrformat auf experimentelle Weise getestet werden können. Im vorliegenden Beitrag werden bisherige Modelle urbaner Interventionen vorgestellt, diese im Kontext aktueller Herausforderungen in der nachhaltigen Siedlungsentwicklung eingeordnet und aus Sicht der Stadtplanung und des Städtebaus beleuchtet. Dabei werden die Rolle und der Nutzen urbaner Interventionen in der Planungspraxis innerhalb des Stadtumbaus und der Stadtsanierung erörtert.
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Notes
- 1.
Zum Beispiel Verbrauch von nicht-erneuerbaren Energieträgern, Emissionen von Luftschadstoffen, Lärmbelastungen, Flächenverbrauch, Versiegelung und Fragmentierung der Landschaft (Destatis 2003, S. VII).
- 2.
Starke Beeinträchtigung der Wohnumfeldqualität durch hohe Verkehrsbelastung und Schadstoffe; sinkende Aufenthaltsqualität in Innenstädten; Sicherheitsprobleme für „unterprivilegierte“ Verkehrsarten (Fußgänger, Radfahrer); Benachteiligung und Ausschluss nicht motorisierter Personen (vgl. Kölz 2010, S. 232).
- 3.
Der Kohlendioxidausstoß ist seit 1990 um 23 % zurückgegangen, jedoch unterschiedlich je nach Sektor: So konnte das verarbeitende Gewerbe (12 % der CO2-Emissionen) seine CO2-Emissionen innerhalb der vergangenen 20 Jahre um rund 35 % senken. Die Haushalte (12 % der CO2-Emissionen) sowie die Energiewirtschaft (47 % der CO2-Emissionen) konnten ihren CO2-Ausstoß seit 1990 um 28 % sowie 15 % reduzieren. Der Verkehrssektor verzeichnete mit knapp 6 % die geringste CO2-Minderung (vgl. BMWi 2015, Tab. 10).
- 4.
Der Verkehrssektor verbraucht in Deutschland rund ein Fünftel (28 %) der Endenergie, wobei hier sogar eine Zunahme seit 1990 um knapp 10 % (Stand 2012) zu verzeichnen ist (vgl. BMWi 2015, Tab. 5).
- 5.
Der Begriff wurde im Juni 2010 im Rahmen eines Workshops mit der Montag Stiftung Urbane Räume, der Bergischen Universität Wuppertal, dem studio uc, Berlin und dem Institut Arbeit und Technik, Gelsenkirchen (IAT) entwickelt.
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Drobek, S., Tran, MC. (2017). Temporäre urbane Interventionen in der Stadtplanungspraxis. In: Reinermann, JL., Behr, F. (eds) Die Experimentalstadt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14981-9_6
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