Zusammenfassung
Sichtbarkeit ist nicht immer schon Öffentlichkeit. Dies gilt insbesondere für Social Media und ihre politische Bedeutung. Die Theorie der politischen Öffentlichkeit der Massenmedien zeigt, dass Öffentlichkeit als ein operatives Geschehen und als eine Praxis verstanden werden muss, nicht als starres Beobachtungs- oder Sichtbarkeitsarrangement. Der Beitrag setzt damit den öffentlichen Charakter der Kommunikation in Social Media nicht a priori voraus, sondern rekonstruiert ihn im empirischen Material – Interviews mit Netzpolitikerinnen und -politikern. Gezeigt wird, dass Konzeptionen wie „spherules“ der Öffentlichkeit oder „persönliche Öffentlichkeiten“, die eine Multiplikation der Öffentlichkeiten jenseits der massenmedialen Öffentlichkeit behaupten, empirisch nicht haltbar sind. Onlinekommunikation ist vielmehr dann Teil der in ihrer Funktion singulären politischen Öffentlichkeit, wenn sich die Politik darin selbst beobachtet und Informationswerte gewinnt. Der Ausgangspunkt der Theoriebildung der Öffentlichkeit im Horizont einer digitalisierten Gesellschaft muss daher das ergebnisoffene Experimentieren mit den digitalen Möglichkeiten politischer Selbstbeobachtung – also der Erfüllung der Funktion der politischen Öffentlichkeit – sein.
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Süssenguth, F. (2017). Ist das Öffentlichkeit oder kann das weg?. In: Hahn, K., Langenohl, A. (eds) Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik. Medienkulturen im digitalen Zeitalter. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_9
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