Zusammenfassung
Der Beitrag fokussiert prekäre Beschäftigungsverhältnisse im Weiterbildungsbereich. Dabei erfolgt zunächst eine analytische Zerlegung des Weiterbildungsbereichs in drei Teilsegmente und des Weiterbildungspersonals in vier Beschäftigungstypen. Im Anschluss werden vier Dimensionen der Beschäftigungsprekarität (Einkommen, soziale Absicherung, Beschäftigungssicherheit und eigene Weiterbildungsaktivität) zugrunde gelegt, um auf der Basis eines quantitativ erhobenen Datensatzes die Prekaritätsverhältnisse in den verschiedenen Weiterbildungssegmenten und Beschäftigungstypen differenziert offenlegen zu können. Vertiefend wird dabei der Blick auf die Erziehungswissenschaftler/-innen gelenkt, um ihre Beschäftigungssituation im Vergleich zu anderen Absolventinnen und Absolventen zu untersuchen. Es wäre verkürzt, das Beschäftigungsfeld der Weiterbildung gänzlich als prekär zu bezeichnen. Mit Ausnahme der Weiterbildungsaktivitäten des Weiterbildungspersonals eröffnet sich indes eine doppelte Schere zwischen den Weiterbildungssegmenten und zwischen den Beschäftigungstypen. Erziehungswissenschaftler/-innen können im Weiterbildungsbereich vergleichsweise sichere und einkommensstarke Positionen besetzen.
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Hier und im Folgenden wird aus Gründen der angenehmeren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Es sei darauf verwiesen, dass weibliche und männliche Personen gleichermaßen eingeschlossen sind.
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Insgesamt konnten 2229 Weiterbildungsbeschäftigte mithilfe eines onlinegestützten Fragebogens zu ihren Beschäftigungsbedingungen befragt werden. Da die Grundgesamtheit der Weiterbildner und Weiterbildnerinnen unter dem segmentübergreifenden Verständnis bislang unbekannt ist, konnte nur auf eine Selbstselektionsstichprobe gesetzt werden. Zur Verteilung der Umfrage wurde auf verschiedene Multiplikatoren, insbesondere Beschäftigten- und Anbieterorganisationen, zurückgegriffen. Die Onlineumfrage war zwischen April und November 2012 im Feld, als Bezugsjahr wurde das Jahr 2011 gewählt.
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Die subjektiv sinnhaften Dimensionen zur Beurteilung von prekärer Beschäftigung, d. h. die Aspekte, die im Zusammenhang mit der strukturellen Beschäftigungsprekarität unter dem Stichwort Prekarität der Berufstätigkeit im Sinne einer doppelten Prekarisierung (Paugam 2009, S. 176; Dörre 2009) diskutiert werden, nehmen in der vorliegenden Untersuchung aus forschungspraktischen Gründen eine untergeordnete Rolle ein. Ebenso wird an dieser Stelle aus Ressourcengründen auf die Kontextualisierung der Prekarität, die auf Basis der Angaben zum Haushaltseinkommen zwischen prekären Beschäftigungs- und prekären Lebenslagen differenziert, verzichtet.
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Zur Darstellung der Beschäftigungsprekarität wurde im Rahmen dieser Studie eine sogenannte Prekaritätsampel konzipiert, die auf Basis der oben genannten vier Dimensionen drei abgestufte Bereiche der Beschäftigungsprekarität unterscheidet: „prekär“, „latent prekär“ und „sicher“. Entgegen einer gleichberechtigten Koexistenz der einzelnen Unsicherheitsfaktoren wurde zur Bestimmung der jeweiligen Ausprägung der Beschäftigungsprekarität die Komponente der Einkommensprekarität aufgrund ihrer existenziell-materiellen Bedeutung für die Lebensführung doppelt gewichtet und die restlichen prekären Dimensionen jeweils einfach. Eine Beschäftigung wird demnach als „sicher“ bewertet, falls keine prekäre Ausprägung vorliegt. Liegt dem hingegen eine einzelne prekäre Ausprägung vor, wird die Beschäftigung als „latent prekär“ charakterisiert. Beim Zutreffen von zwei oder mehreren prekären Ausprägungen wird von einer „prekären“ Beschäftigung ausgegangen (Alfänger et al. 2016, S. 385 f.).
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Alfänger, J., Cywinski, R., Elias, A., Dobischat, R. (2017). Beschäftigungslagen auf dem segregierten Arbeitsmarkt der Weiterbildung. In: Münk, D., Walter, M. (eds) Lebenslanges Lernen im sozialstrukturellen Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14355-8_13
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