Zusammenfassung
Aus dem achten Gesang meiner Odyssee werde ich Euch erzählen von der Versammlung, die König Alkinoos einberuft, um mit den Aristokraten zu beratschlagen, wie Odysseus Rückkehr am besten vonstattengehen kann. Nach der Ratsversammlung lädt der König die Aristokratie der Insel sowie die frisch rekrutierte Schiffmannschaft, die Odysseus nach Hause bringen soll, zu einem Empfang in den Palast. Eingeladen ist auch der begnadete blinde Sänger Demodokos. Er singt Lieder über den Kampf um Troja, bei denen Odysseus seine Tränen zu verbergen sucht. Mit Ausnahme des Königs bemerkt niemand etwas; der wiederum lässt sich aus Taktgefühl nichts anmerken. Um die Situation für Odysseus zu entspannen, fordert der König die Anwesenden auf, ins Stadion zu gehen und Wettkämpfe zu Ehren des Gastes zu veranstalten. Dabei wird Odysseus von jemandem provozierend aufgefordert, am Wettkampf teilzunehmen, was er verärgert tut. Sein Sieg sichert ihm zusätzlich die Hochachtung der Phäaken. Beim anschließenden Abendessen singt Demodokos zunächst fröhliche Lieder, dann auf Odysseus Bitte Lieder über den Kampf um Troja, und zwar über „diesen berühmten Odysseus“. Wieder ist er aufgewühlt und weint heimlich, wieder bemerkt als einziger der König etwas. Er bittet den Sänger aufzuhören und fordert Odysseus mit großem Taktgefühl auf, endlich preiszugeben, wer er ist und woher er kommt. Doch bevor Odysseus damit beginnt, berichtet König Alkinoos von einer alten Prophezeiung, dass Poseidon eines Tages Unheil über die Phäaken bringen wird, nämlich wenn sie einem Schiffbrüchigen – einem ganz besonderen – helfen werden, seine Heimat zu erreichen.
Und die uns begleitende Seele wird dabei geflügelte Worte von immerwährender Gültigkeit singen, wie etwa über die Kraft der Neugier, darüber wie majestätisch Barmherzigkeit, menschliche Wärme und Zuwendung sind, und über die Erhabenheit des Taktgefühls und über die schwer besiegbaren Waffen der Intelligenz im Vergleich zu roher Gewalt. Dann noch von der Universalität der Schadenfreude, der Seltenheit des Gegen-den-Strom-Schwimmens, dem Segen von Solidarität und Verbundenheit und der Erhabenheit des Philanthropen. Und schließlich von der Doppelseitigkeit der Moral. Und manchem anderen.
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Notes
- 1.
So bezeichnete ihn in zutreffender Weise der deutsche Gelehrte Hellmut Flashar in seinem Buch „Aristoteles, der Lehrer des Abendlandes“ (2013).
- 2.
Diese aristotelischen Deklaration findet man in des Philosophen „Metaphysik“.
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Marneros, A. (2017). Der Erhabenheit Segen und Fluch. In: Homers Odyssee psychologisch erzählt. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13848-6_6
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