Zusammenfassung
Kinderschutz scheint das Normalste von der Welt zu sein. Das gilt, wenn man die lange Geschichte der Fürsorge und des Schutzes der Kinder vor Verwahrlosung, Krankheit, Hunger, Misshandlung und Missbrauch aber auch vor zu früher Konfrontation mit der Welt der Erwachsenen ins Auge fast. Das sind Momente einer Modernisierung der Kindheit. Im Alltag ist man jedoch oft mit einer anderen „Normalität“ konfrontiert. Daraus folgt die Aufgabe, Kinderschutz als einen modernen Umgang mit modernen Risiken des Aufwachsens zu verstehen. Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, wie eine moderne Gesellschaft, ein moderner Staat und Professionelle damit umgehen sollen, dass Kinder immer noch und immer wieder solchen Risiken (z. B. von Vernachlässigung) ausgesetzt sind. Schnelle Lösungen des Durch- und Eingreifens in das Elternrecht oder des Verschärfens von Strafrecht sind nicht die Lösung, da sie langfristig in eine autoritär-diktatorische Kultur des Verdächtigens und Überwachens führen.
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Notes
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Siehe in diesem Zusammenhang insbesondere auch: Becker-Lenz et al. (2015).
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- 6.
Siehe auch: Bütow et al. (2014).
- 7.
Vgl. Hirschman, A. O. (1984).
- 8.
Mit Recht fordert Thomas Mörsberger darum einen Richtungswechsel im Kinderschutz. Vgl. Mörsberger, T. (2015).
- 9.
Thole et al. (2012).
- 10.
Daher auch der Titel des Beitrages: Marthaler et al. (2012).
- 11.
Vgl. Bode, I. und Turba, H. (2015).
- 12.
Z. B.: Bühler-Niederberger et al. (2014). C.
- 13.
- 14.
Siehe insbesondere die Ghostwriterschrift der Berliner Mediziner: Tsokos et al. (2014).
- 15.
Vgl.: Hildenbrand, B. (2011).
- 16.
- 17.
- 18.
Vergl. Rosenfeld, J.M. und Tardieu, B. (2000).
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