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Individuelle Rationalität als Bedingung für kollektive Rationalität (Effizienz) von Finanzmärkten

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Zum Verhältnis von Markt und Individuum auf Finanzmärkten

Part of the book series: Forschung und Praxis an der FHWien der WKW ((FPGHW))

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Zusammenfassung

Ausgehend von der Definition der Effizienzmarkthypothese durch Fama (1970) wird argumentiert, dass das ökonomische Modell – obwohl es die Marktentwicklungen als Ganzes betrachtet – die Annahme (eines Anteils) rationaler Marktteilnehmer benötigt. Die „Struktur“ des Marktes (per „unsichtbarer Hand“) alleine genügt nicht, um Effizienz zu gewährleisten; das heißt Rationalität muss auch auf individueller Ebene vorhanden sein. Da der notwendige Anteil rationaler Marktteilnehmer zur Gewährleistung von Effizienz im ökonomischen Modell nicht näher spezifiziert wird, werden Ergebnisse aus Aktienmarktexperimenten und Aktienmarktsimulationen zur Beurteilung dieser Frage herangezogen. In diesem Untersuchungskontext ist das ökonomische Rationalitätskonzept operationalisierbar. Bei diesen Experimenten zeigt sich, dass auch ein größerer Anteil rationaler Investoren nur teilweise Effizienz gewährleisten kann.

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Notes

  1. 1.

    Dies folgt aus dem sich während der Handelsperiode zunehmend verengenden Möglichkeitsraum der Händler mit Budgetbeschränkung: zuerst werden jene Güter gehandelt, für welche die Käufer einen hohen Wert v erhalten und die Verkäufer geringe Kosten c haben. Diese Händler verfügen über einen großen Spielraum bei der Festsetzung ihrer Angebots- und Nachfragepreise, da sie entsprechend der Budgetbeschränkung mit allen Preisen unter v (Käufer) und über c (Verkäufer) handeln können. Später werden die Güter mit niedrigeren Werten und höheren Kosten gehandelt (Gode und Sunder 1993, S. 129).

  2. 2.

    Der finanzwirtschaftliche Begriff der Volatilität entspricht dem statistischen Maß der Standardabweichung (siehe beispielsweise Bösch 2009, S. 60).

  3. 3.

    Die Probleme, individuelle Rationalität in realen Marktsituationen zu operationalisieren, werden in Kap. 3 besprochen.

  4. 4.

    In agentenbasierten Modellen werden die Interaktionen der einzelnen Akteure (Agenten) eines Systems (zum Beispiel eines Marktes) simuliert um damit die dynamischen Entwicklungen eines Systems zu erklären. Eine detailliertere Beschreibung findet sich in Kap. 6.

  5. 5.

    Die Kelly Regel stammt ursprünglich aus einem Spezialbereich von Pferdewetten (bei denen alle Einsätze ausgeschüttet werden) wo sie angibt, einen wie großen Anteil seines Vermögens ein Wettender auf ein Pferd setzen sollte. Sie maximiert bei häufig wiederholtem Wetten das Vermögen in allen Fällen, in denen es Unterschiede zwischen den objektiven Gewinnwahrscheinlichkeiten der Pferde und den tatsächlichen Wettquoten gibt – unter der Annahme, dass diese objektiven Wahrscheinlichkeiten dem Investor bekannt sind (Evstigneev et al. 2008, S. 7–10).

  6. 6.

    Das Vermögen wird bei dieser Investmentstrategie gleichmäßig zwischen den verschiedenen Anlagemöglichkeiten verteilt (Evstigneev et al. 2008, S. 38).

  7. 7.

    Diese Investmentregel ignoriert die Preisänderungen der Aktienkurse und verteilt das Anlagevermögen ausschließlich auf Basis der Erwartungswerte der Dividenden (Hens und Schenk-Hoppe 2004, S. 5).

  8. 8.

    Bei dieser Investmentstrategie werden die Erwartungswerte auf Basis von verzerrten Wahrscheinlichkeiten berechnet. Dabei werden kleine Wahrscheinlichkeiten überschätzt und große Wahrscheinlichkeiten unterschätzt (Hens und Schenk-Hoppe 2004, S. 12).

  9. 9.

    Wie unter anderem Hoffmann und Shefrin (2014, S. 5) für individuelle Investoren darlegen, versuchen Investoren, die technische Analysemethoden verwenden, Muster in den Kursdaten zu erkennen und diese Muster für Prognosen einzusetzen.

  10. 10.

    Eine nähere Beschreibung findet sich bei Evstigneev et al. (2008, S. 40).

  11. 11.

    Auf die Problematik der Operationalisierung von Rationalität im finanzwirtschaftlichen Kontext wird im Kap. 3 eingegangen.

  12. 12.

    Weitere agentenbasierte Modelle, vor allem die Modellierung unterschiedlicher Strategietypen unter den Agenten, werden im Kap. 6 behandelt.

  13. 13.

    In der beschriebenen Marktsimulation wäre dieses ideale Ergebnis die Dominanz der Kelly Strategie am Markt.

  14. 14.

    In der beschriebenen Marktsimulation werden einige hundert Runden durchgeführt – es ist jedoch unklar, ob diese Runden mit Jahren, Monaten, Tagen oder Stunden am realen Markt vergleichbar sind. Dies lässt daher in Bezug auf den zeitlichen Ablauf fast alle Interpretationen zu (eine Interpretation nach Jahren könnte beispielsweise zu dem Schluss führen, dass die Kelly Strategie viele Jahrzehnte benötigt, um sich annähernd durchzusetzen und konstante Bedingungen über einen so langen Zeitraum auf dem Markt unrealististisch sind; eine Interpretation nach Stunden könnte zu dem Schluss führen, dass der Markt sehr schnell „effizient“ wird).

  15. 15.

    Zumindest sind dem Autor dieser Arbeit keine derartigen Studien bekannt.

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Janous, G. (2016). Individuelle Rationalität als Bedingung für kollektive Rationalität (Effizienz) von Finanzmärkten. In: Zum Verhältnis von Markt und Individuum auf Finanzmärkten. Forschung und Praxis an der FHWien der WKW. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13724-3_2

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