Zusammenfassung
Mark Arenhövel versucht in seinem Beitrag, True Detective als ein Medium der sozialen Sinnproduktion zu lesen und spekulatives Wissen über gesellschaftliche Entwicklungsdynamiken, welches sich unter der Oberfläche der Detektivgeschichte verbirgt, freizulegen. Er verfolgt dabei die Spur, die beiden Detektive als Exponenten unterschiedlicher Ordnungsmodelle zu analysieren, wobei jedoch die finale Konversion Rust Cohles viel von dem kritischen Potenzial vergibt, das vorher formal und thematisch aufgebaut wurde: die Klischees des Buddy-Movie obsiegen über die Einsicht in die totale Kontingenz des Daseins. Die transzendentale Obdachlosigkeit, so will uns Pizzolatto am Schluss sagen, ist eher pathologisch, und sie kann überwunden werden durch die Kraft der Freundschaft und der Liebe über den Tod hinaus – oder der Religion.
Kontingente Welt und problematisches Individuum sind einander wechselseitig bedingende Wirklichkeiten.
Georg Lukács
Das Andere der Ordnung ist das Miasma des Unbestimmten und Unvorhersagbaren
Zygmunt Bauman
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Notes
- 1.
Wenn im Folgenden von True Detective die Rede ist, ist immer nur die erste Staffel der Serie gemeint.
- 2.
Ich folge hier Lims Programm einer soziologischen Perspektive auf den fiktionalen Film und würde die These starkmachen wollen, dass es ebenso – wenn nicht besser – geeignet ist für die „neuen Qualitätsserien“.
- 3.
Siehe hierzu: Martin, Brett: Difficult Men. Behind the Scenes of a Creative Revolution: From The Sopranos and The Wire to Mad Men and Breaking Bad. New York 2013.
- 4.
Oder, unheimlicher noch, auf einer Zeichnung an der Wand in der Küche der Harts …
- 5.
Zur Kontingenz des Selbst wie auch der Charakterisierung der Freiheit als Einsicht in Kontingenz, s. Rorty, Richard: Kontingenz, Ironie und Solidarität, Ff/M. 1992, S. 52 ff.
- 6.
Simmels „Exkurs über den Fremden“ von 1908 findet sich im 11. Band der Simmel-Gesamtausgabe: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, auf den Seiten 776 ff.
Literatur
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Arenhövel, M. (2017). Das Ende der Ordnung und die Ordnung des Endes. In: Arenhövel, M., Besand, A., Sanders, O. (eds) Wissenssümpfe. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13590-4_15
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