Zusammenfassung
Weiter oben wurde anhand der modernen „Wissensarbeit“ erläutert, wie Orte bzw. Bauwerke dazu beitragen können, intersubjektive Kohärenz und damit die Wahl von Verbindungen nicht nur möglich zu machen, sondern zu befördern. Der Modus des modernen Einzelnen sollte sich also in der Organisationsstruktur eines Unternehmens und ebenso in dessen Architektur spiegeln. Das Haus (in Sinne des Oikos, s.o.) als Unternehmensort und die Spielregeln für dessen Bewohnerschaft scheinen in einem Prinzip vereint: dem Wandel. Die Analogien zur Natur liegen nah, war diese bereits in den ältesten Texten des Abendlandes mit dem Prinzip der Bewegung verbunden. Im 19. Jh. erlebte diesbezüglich die Evolutionstheorie eine Blüte. Die Stufenfolge von Variation (Wandel), Selektion (Auswahl) und Retention (Überdauern) bestimmt demnach die Charakteristika einer organischen Weiterentwicklung. Fritz B. Simon versucht eine Übertragung auf Unternehmen und stellt fest, dass sich Organisationswandlungen meist in variierten Verhaltensweisen bzw. Kommunikationsmustern zeigen. Formelle Strukturen werden z. B. bei einem Personalwechsel oft durch informelle ergänzt und natürlich haben andere Ziel- und Zweckvorgaben Neuerungen zur Folge. Die Veränderungen geschehen also aus einem „Zusammenspiel der unterschiedlichen, miteinander vernetzten Variablen“ (Simon 2009, S. 105) und nicht aufgrund der Wirkung eines einzelnen Entscheidungsträgers. Organisch wachsen kann eine Organisation bzw. ein Unternehmen nach evolutionären Prinzipien nur, wenn Planung und Kontrolle der Leitung sich darauf beschränken, die Ermöglichung des Wandels zu befördern; soll heißen, dass es keine Gewähr dafür gibt, ob eine erwünschte Wirkung eintritt: „Es reicht daher nicht, Entscheidungen zu treffen (Variation). Ihre Umsetzung oder Implementierung (Selektion) und die Prüfung ihrer pragmatischen Tauglichkeit für das Überleben mit den relevanten Umwelten (Retention) sind unverzichtbare Bestandteile jeden Veränderungsprozesses, d. h., sie müssen organisiert werden.“ (Simon 2009, S. 107) Es wird deutlich, dass die o. g. Verhaltensweisen moderner „Wissensarbeiter“ höchst geeignet sind für die Prozessschritte Variation und Selektion. Unternehmensführungen sind also bestens beraten – so sie organisches Wachstum wollen – ihren Mitarbeiter Spielraum für Agilität zu gewähren.
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References
Johnson, S. (2013). Wo gute Ideen herkommen. Eine kurze Geschichte der Innovation. USA 2010. Bad Vilbel: Scoventa.
Simon, F. B. (2009). Einführung in die systemische Organisationstheorie. Heidelberg: Carl- Auer.
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Habscheid-Führer, T., Grothaus, C.J. (2016). Gebäude, die Wissen vermehren. In: Über den Zusammenhang von Unternehmenskultur und Architektur. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13349-8_4
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