Zusammenfassung
Nach der Theorie des amerikanischen Sozialpsychologen George Herbert Mead (1863–1931) besteht Gesellschaft in einem Prozess der Kommunikation, in dem sich die handelnden Individuen fortlaufend zu einer Ordnung integrieren. Diese Erklärung der Gesellschaft als Kommunikation hängt mit der Geschichtsphilosophie zusammen, die Mead in seinem Studium vermittelt worden war. Danach wurde „das Reich Gottes als geschichtliche Verwirklichung einer Gemeinschaft aller Menschen durch umfassende Verständigung“ (Joas 1999, S. 171) interpretiert. Zweitens stand Mead unter dem Einfluss des Pragmatismus, einer Sozialphilosophie, die das Wesen des Menschen in seinem Handeln (griech. pragma – Handlung) erkannte. Schließlich war Mead stark in praktischer Sozialreform engagiert, mit der Sozialwissenschaftler auf die großen sozialen und kulturellen Probleme in den 1890er-Jahren und Anfang des 20. Jahrhunderts in Chicago, einer Stadt, in der sich die wirtschaftliche Entwicklung überschlug und in die Hunderttausende aus aller Herren Länder und unterschiedlichster Kulturen strömten, reagierten. Angesichts der Tatsache, dass manche dieser Menschen anfangs nicht einmal die Sprache des anderen verstanden, fragte sich Mead, wie Verständigung überhaupt möglich ist.
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Literatur
Blumer, Herbert (1969): Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.) (1973): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1: Symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie. Reinbek: Rowohlt
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Abels, H., König, A. (2016). Mead und Blumer: Kommunikation, Integration in einen organisierten Verhaltensprozess, Wahrnehmung des Selbst mit den Augen des Anderen, Definitionen der Situation. In: Sozialisation. Studientexte zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13229-3_7
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