Zusammenfassung
Der folgende Beitrag nutzt eine anthropologische Rekonstruktion des Begriffs der Aneignung, um die Privatisierung und Kommodifizierung des städtischen Raumes mit grundsätzlichen Fragen und Anfragen zu verknüpfen. Die Ausführungen kreisen um einen paradoxen Zusammenhang, bei dem Aneignungspraktiken sowohl die Basis für das Problem als auch für die Lösung sind. Indem Menschen sich Räume aneignen, grenzen sie diese auch ein und von anderen ab. Gated communities können als eine Form dieser Praxis verstanden werden. Aneignungen müssen aber nicht in ‚undurchlässigen‘ Abgrenzungen münden. Das Scharnier für die Lösung bildet der Vorschlag, das Paradigma der individuellen Aneignung zu relativieren und die Bedeutung von kollektiven Aneignungsprozessen hervorzuheben. Gemeingüter werden als ein Ergebnis dieser Praxis gedeutet. Werte wie Selbstbestimmung, Entscheidungshoheit, Kontrolle und Souveränität, die üblicherweise als Basis und Ergebnis von Privateigentum gelten, werden in ein soziales und relationales Beziehungsgeflecht eingeordnet. Das auf Henry Lefebvre zurückgehende ‚Recht auf die Stadt‘ kann daher als ein kollektives Recht verstanden werden. Die Entschlüsselung dieses Bedeutungszusammenhangs führt zu der Erkenntnis, dass es nicht ausreichend ist, die Grenzen des Marktes zu definieren. Nicht ob ein Raum die Eigenschaft eines öffentlichen Gutes hat, ist dann die entscheidende Frage, sondern ob Bürger sich als kollektive Eigentümer des städtischen Raumes verstehen und für seine (Wieder-)Aneignung kämpfen.
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