Zusammenfassung
2014/2015 ermöglicht das Doppeljubiläum von 25 Jahren Mauerfall und Deutscher Einheit erneut einen grundlegenden Rückblick auf die Zeit der Friedlichen Revolution in der DDR und die „neuen“ Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, deren (Wieder-)Neugründung im Sommer 1990 den Weg zur deutschen Wiedervereinigung nach Art. 23 GG (alte Fassung) ebnete.
„Die Autorin und Autoren danken der Heinrich-Böll-Stiftung für die inhaltliche und materielle Unterstützung und der Wendekind gUG für die administrative Betreuung des Projektes „Grüne Wendekinder in ostdeutschen Landtagen“ (2014) sowie den Abgeordneten für die freundlichen Gespräche. Der vorliegende Beitrag verbindet die qualitativen Ergebnisse dieser Studie mit den quantitativen Ausführungen in „Wendekinder in den ostdeutschen Landtagen“ (Nestler i.P.).“
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Notes
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Bis 1990 stand dort: „Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiet der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In den anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.“ Es gibt daher sogar seriöse Beobachter und Kenner der Vorgänge die von den „Bürgern der DDR – [als] Stifter der vollen Souveränität der Bundesrepublik Deutschland “ sprechen (Schröder 2015).
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Für Mecklenburg-Vorpommern so zum Beispiel der heutige Innenminister Lorenz Caffier (CDU) oder der Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). In Sachsen ließe sich der aktuelle Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) nennen.
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Für die Begriffsdifferenzierung und eine detaillierte Darstellung des RGM siehe die Einleitung von Lettrari et al. in diesem Band und Koschkar et al. (2016).
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Aufbau-Generation (1925/1930−1935/1940), Funktionierende Generation (1935–1948), Integrierte Generation (1945/1948−1959/1961), Distanzierte/Entgrenzte Generation (ca. 1960–1972/1975) und die Generation der Unberatenen/Wendekinder (1973/1975−1984/1985).
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In diesem Begriff steckt die Überlegung, dass die gemeinsame Erfahrung 1989 ff. zu einer Ausbildung von Ressourcen/Dispositionen geführt hat, welche über eine Zeit der Reflexion – denkbar wären hier Auslandsaufenthalte, ein Studienort abseits des gewohnten Umfeldes, die Teilnahme an einem Biographieworkshop oder an einer der Konferenzen „Generationstreffen“ 2011–2014 des „Netzwerk 3te Generation Ostdeutschland“ o. ä. – zumindest eine unbewusste Anwendung dieser Kompetenz möglich macht. Dieses diskursive Konstrukt illustriert dabei eher eine Annahme als tatsächliche wissenschaftliche Forschung. Letztere wird 2015 im Rahmen der Tagung „Unsere Mütter, unsere Väter. Deutsche Generationen im 20. Jahrhundert“ unter dem Titel „Wendekinder in der Berliner Republik und Europa. Transformationskompetenz – eine etymologische, transdisziplinäre Exploration“ von Adriana Lettrari, Christian Nestler und Jane Porath weitergeführt.
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Von dieser Fallzahl sind 13 in Westdeutschland geboren (3 Frauen). Es wird davon ausgegangen, dass auf die Westdeutsche „Wendegeneration“ das RGM gleichermaßen anwendbar ist und dass für eine ganzheitliche Betrachtung der gesamtdeutschen Generation zum einen diese Gruppe und zum anderen die Migranten in diese Betrachtung einbezogen werden müssen. Daher wird in dieser empirischen Betrachtung, zumal vor dem Hintergrund der minimalen Abweichung, keine Differenzierung bei den Fällen für die Statistiken vorgenommen.
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Die ursprüngliche Recherche wurde über die persönlichen Homepages der Abgeordneten, aber vor allem über die parlamentseigene Vorstellung (Datenhandbücher) realisiert. Bei der entsprechenden Person steht hier als Geburtsort Berlin. Da heute selbstverständlich nicht mehr in Klammer Ost respektive West ergänzt wird, wurde sie mit einbezogen.
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Die relativ kleine Fallgruppe und die exponierte Stellung der selben, birgt die Gefahr von sozial erwünschten Antworten. Denn zum Zeitpunkt der Interviews stand nicht fest, wie diese verwertet werden würden. Die hier gewählte vollständige Anonymisierung zur wissenschaftlichen Auswertung beinhaltet diese Gefahr nicht, zumal es nicht um konkrete Antworten, sondern um Trends und verallgemeinerbare Aussagen geht.
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Siehe hierzu auch die Beiträge und Ausführungen von Bahr/Lorek; Blanckenburg/Düben; Lettrari/Nestler/Troi-Boeck; Sitte-Zöllner in diesem Band sowie Lettrari et al. (i.E.).
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Die beiden kürzesten Gespräche dauerten 18 respektive 25 min und das längste 155 min. Dieses Verhältnis hing mit dem Alter der Befragten – sehr jung eher kurz – und dem Ort des Interviews zusammen. Letzterer variierte zwischen dem Büro des oder der Abgeordneten, dem Büro des Interviewers, privat bei dem oder der Abgeordneten und über das Telefon.
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Siehe auch die Beiträge von Heß und Haag in diesem Band.
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Koschkar, M., Lettrari, A., Nestler, C. (2016). „Grüne Wendekinder“ in ostdeutschen Landtagen. In: Lettrari, A., Nestler, C., Troi-Boeck, N. (eds) Die Generation der Wendekinder. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11480-0_13
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